Schanigärten: Rot-grün-schwarze Front gegen Wirte?
Der Ärger über die Forderung nach einer Winteröffnung wächst. Vor allem in den kleinen Innenstadtbezirken. Aber auch unter anderen Geschäftsleuten.
WIEN. An Selbstbewusstsein fehlt es den Wiener Gastronomen nicht. Das zeigt sich nicht zuletzt an der Lautstärke, in der sie ihre Forderung nach ganzjährig geöffneten Schanigärten – vorsichtig formuliert – vortragen. Es ist fast schon ein Kampf, den sie führen.
Und die Zahl der Fronten, die sich die Wirte und ihre Standesvertretung in der Wirtschaftskammer eröffnen, wächst. Worum es genau geht: Die Wirte wollen ihre Schanigärten nicht nur von Anfang März bis November auf der Straße oder in den Fußgängerzonen aufbauen dürfen – sondern auch im Winter. Das stößt vor allem jenen Bezirken auf, in denen der öffentliche Raum jetzt schon eng ist.
Zwischen den Imbissständen, Punschhütten und Schanigärten bleibt kaum noch Platz für die Bewohner, normal zu gehen, so die Kritik. Laut formulierte sie bislang vor allem Markus Figl, Bezirkschef im Ersten. (Dass er ausgerechnet von der ÖVP ist, die die Wirte auf Stadtebene unterstützt, sorgt für zusätzliche Brisanz.)
Gemeinsame Aktion geplant?
Aber auch in anderen Bezirken scheint sich, so hört man, langsam Unmut über die Gastronomen zu regen: Auch im (roten) 6. Bezirk und im (grünen) 7. Bezirk wäre man mit den ganzjährigen Schanigärten unglücklich. So unglücklich, dass nun sogar ein gemeinsames Vorgehen gegen die Wirte – über die Parteigrenzen hinweg – möglich erscheint. Maßnahmen dürften in Planung sein.
Unterstützung könnte von anderen Bezirken kommen. So hat etwa zuletzt Paul Stadler, blauer Bezirkschef in Simmering, in der bz den Wildwuchs an Imbissständen beklagt. Derzeit ist es so, dass die Bezirke kaum Handhabe gegen derartige Ansuchen haben. Lehnen sie etwa einen Schanigarten ab, geht das Ansuchen in die nächs-te Instanz – und wird zur Stadtratsvorlage. Dort wird sie dann – um Ärger zu vermeiden – meist einfach bewilligt. Der Bezirk wird ausgehebelt.
Ärger auch in der Kammer
Auf Rückendeckung aus der Wirtschaftskammer können die Wirte nicht unbedingt hoffen. In anderen Sparten ist die Winteröffnung ebenfalls unbeliebt. Schließlich halten sich die Wirte nur allzu gerne nicht an die Platzbeschränkungen der Schanigärten und verbauen auch die Fronten anderer Geschäfte.
Die Vertreter der Gastronomen zeigen sich dennoch uneinsichtig. Nach Registrierkassa und Rauchverbot müssen sie endlich Erfolge vorweisen. Dass die baldigen Gespräche mit der zuständigen Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) zur raschen Lösung führen, ist übrigens unwahrscheinlich: Sie hat anklingen lassen, dass sie sich bei dem Thema keinen Ärger einfangen will. Sondern Wirte und Bezirke wohl weiter im Kreis schicken wird.
Hintergrund:
Bericht: Eine Melange am Straßenrand
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