Psychologie / Psychotherapie
Sexuelle Unlust und psychische Erkrankungen
Es kann vielfältige und komplexe Ursachen geben, wenn Menschen keine Lust auf Sex haben.
Neben partnerschaftlichen und körperlichen Ursachen können auch psychische Erkrankungen eine bedeutsame Rolle spielen.
So gehen etwa mittelschwere und schwere Depressionen mit einem gravierenden Verlust an Lebensenergie und Lebensfreude einher, und viele Menschen, die gerade eine depressive Episode durchmachen, verlieren auch die sexuelle Lust. In diesem Fall ist Sexualtherapie definitiv nicht sinnvoll, sondern es sollte zuerst die Depression nach dem aktuellen State of the Art behandelt werden (etwa durch Psychotherapie, psychosoziale Hilfe, soziotherapeutische Maßnahmen und die Einnahme von Antidepressiva).
Auch Schizophrenie kann sexuelle Lust massiv beeinträchtigen, da ja gerade schizophrene Menschen Angst vor zwischenmenschlicher Nähe haben und ihnen im Zustand der Schizophrenie die Fähigkeit verloren geht, Nähe zu regulieren und Grenzen zu setzen. Diese Unfähigkeit schlägt sich dann auch in der Sexualität nieder. Hier sollte selbstredend ebenfalls zuerst die Schizophrenie behandelt werden.
Hingegen gibt es viele Menschen, die unter Schizophrenie oder Depressionen leiden und deren sexuelle Lust nicht beeinträchtigt ist. Hier kann die sexuelle Lust sogar zu einer persönlichen Ressource werden, über welche die Betroffenen noch Lebensfreude finden können.
Zudem können Neuroleptika und Antidepressiva, also Medikamente, die zur Behandlung von psychischen Erkrankungen verschrieben werden, sexuelle Lustlosigkeit verursachen. Es handelt sich dabei um eine medikamentöse Nebenwirkung. In der Anamnese ist es daher wichtig abzuklären, ob die Lustlosigkeit ein Folgesymptom einer psychischen Erkrankung oder die Nebenwirkung eines Medikaments ist.
Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut
(Logotherapie und Existenzanalyse)
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