Streit um Torstatistik
Prozess Toni Polster gegen ÖFB startet in Wien
Am Freitag ist der Prozessauftakt im Verfahren Toni Polster gegen den Österreichischen Fußballbund (ÖFB). Es geht um drei Tore in Polsters Karriere als Nationalteamspieler, die offiziell nie gezählt wurden. Polster beharrt darauf, dass auch diese in der ÖFB-Statistik aufscheinen müssen.
WIEN. Ein außergewöhnlicher Prozess steht am Wiener Landesgericht bevor. Toni Polster hat laut offizieller ÖFB-Statistik 44 Tore bei Länderspielen erzielt. Damit ist er nach wie vor Rekordtorschütze der Nationalmannschaft. Der noch aktive Marko Arnautović folgt ihm mit 36 in der ewigen Bestenliste. Polster ist mit dieser Statistik jedoch nicht zufrieden, er klagt den ÖFB, drei weitere Treffen bei seiner Bilanz hinzuzuzählen. Diese wären laut ÖFB bei damals inoffiziellen Toren gefallen, weshalb der nationale Fußballverband sie aus seiner Sicht daher nicht mitrechne. MeinBezirk.at berichtete:
Konkret geht es um die Freundschaftsspiele gegen Liechtenstein, Tunesien und Marokko in den 1980er Jahren, bei denen Polster damals jeweils einmal netzte. Ab Freitag soll das Gericht entscheiden, wer in der Sache jetzt wohl recht hat.
"Juristisches Neuland"
Am ersten Prozesstag wird die Tagsatzung bevorstehen. Diese ist für eine Stunde anberaumt. Es geht etwa um die Verfahrensweise und zukünftige Zeugenbenennungen. Aber auch ein möglicher Vergleich zwischen Polster und ÖFB könnte Thema werden. Für den Rechtsvertreter der Fußballlegende, Manfred Ainedter, war im Dezember bereits klar: "Wir betreten – ohne jeden Zweifel – juristisches Neuland." Der zweite Anwalt von Toni Polster, Alexander Hiersche, erklärte ebenso im Vorfeld: Die vom ÖFB präsentierten Erklärungen haben einer juristischen Prüfung nicht standgehalten.
Beim ÖFB sieht man die Sachlage relativ gelassen. ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer spricht im Vorfeld von einem spannenden Gerichtsverfahren. Würde man als Fußballklub willkürlich darüber entscheiden können, welche Spiele jetzt offiziell seien und welche nicht, dann würde man wohl so manches, negatives Ergebnis gerne aus den offiziellen Statistiken streichen. Polster selbst erklärt, dass es nicht darum gehe, seinen Torrekord vor Arnautović auszubauen, um nicht überholt zu werden. Es gehe viel mehr um eine Ungerechtigkeit gegenüber ihm, erklärte er in einem "ORF Wien"-Interview: "Es ist eine unbefriedigende Situation, weil es gibt keine inoffiziellen Länderspiele, weder beim Messi noch bei Ronaldo – und bei mir soll’s die geben?"
Auswirkungen auf Kollegen
Auch andere ehemalige Nationalspieler würden von einem Entscheid zu Gunsten Polsters profitieren. Polster nennt dabei den Namen Manfred Zsak, der offiziell auf 49 Länderspiele kommt, ein inoffizielles Spiel wurde nicht gewertet. Damit hätte Zsak die 50 Länderspiele voll, sollte dieses anerkannt werden. Persönlich wäre er nicht gegen den ÖFB vor Gericht gezogen, in seinen Anwälten habe er jedoch zwei Mitstreiter gefunden, ergänzte Polster damals: "Die beiden haben von Haus aus gesagt: Das ist eine Frechheit, das geht nicht, und wir helfen dir da."
Die nationale Fußballlegende ging kurz vor Weihnachten 2023 mit der Info an die Öffentlichkeit, für seine Torstatistik auch vor Gericht kämpfen zu wollen. In der Zwischenzeit hatte Polster auch mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. So erlitt der Wiener just am Weg zu einer Pressekonferenz rund um das Thema einen Magendurchbruch und musste im Spital notoperiert werden. Seitdem möchte es Polster ruhiger angehen. Es gab aber auch was zu feiern: Im März feierte Polster seinen 60. Geburtstag, mehr dazu unten.
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