Wirtschaft
Experte warnt vor Exodus von Firmen aus Wien – Stadt beruhigt
Der Industrieobmann der Wirtschaftskammer Wien Stefan Ehrlich-Adám warnte, dass laut der aktuellen Entwicklung in zehn Jahren der Platz in Wien für Betriebsansiedlungen fehlen würde. Aus dem Büro des Wirtschaftsstadtrates Hanke heißt es, dass Wien aufgrund einiger Projekte Flächen für Unternehmen in der Stadt gesichert hat und auch sichern wird.
WIEN. Bei der Vorstellung des Doppelbudgets der Stadt Wien für die kommenden zwei Jahre sagte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ), dass er sich bis Ende 2025 600 internationalen Betriebsansiedlungen als Ziel vorgenommen hat. MeinBezirk.at berichtete im Oktober vergangenen Jahres:
Monate später warnt Stefan Ehrlich-Adám vor einem Exodus an Unternehmen und Arbeitsplätzen, der Wien drohe. Der Industrie-Spartenobmann in der Wirtschaftskammer Wien (WKW) sagte, dass es in Wien aktuell 2.127 Hektar gewidmete Betriebsflächen gebe, wovon nur noch 140 Hektar frei seien: "Neue kommen nicht hinzu. Bei der aktuellen Entwicklung geht uns in zehn Jahren der Platz aus".
Grund sei die Industrie Wiens, die wächst. Für internationalen Firmen fehle es an neuen Flächen. "Die jetzt noch freien Flächen sind infrastrukturtechnisch schlecht erschlossen. Bestes Beispiel ist der fehlende Anschluss in der Donaustadt an die S1", meinte der Obmann gegenüber "Krone.at". Aus dem Grund können sich keine neuen Betriebe ansiedeln, erfolgreiche bestehende Unternehmen können ihre Standorte nicht erweitern und müssen deshalb aus der Hauptstadt nach Niederösterreich, im "besten Fall", und Asien oder Nordamerika, im "schlimmsten Fall", abwandern.
Hanke-Büro: Weiterhin ausreichend Flächen
Und was sagt die Stadt Wien dazu? "Schon vor einem Jahrzehnt hat es Stimmen gegeben, die vor dem Versiegen des Flächenangebotes in der Stadt warnten - eingetroffen ist es nicht. Fakt ist: in einer dicht verbauten Metropole wie Wien ist der Platz immer ein kostbares Gut, mit dem sehr umsichtig umgegangen werden muss", so eine Sprecherin des Hanke-Büros. Mit neuen Wegen, etwa "Shared Spaces", der Transformation bestehender Flächen und der vorausschauenden Arbeit der Wirtschaftsagentur stehen in Wien auch weiterhin ausreichend Flächen zur Verfügung, heißt es.
Die Entwicklungen in den vergangenen Jahren würden beweisen, dass der Wirtschaftsstandort Wien nach wie vor international wie national "äußerst gefragt" sei und die Ansiedlung internationaler Betriebe in der Bundeshauptstadt auf hohem Niveau bleibe. Mit 227 angesiedelten internationalen Unternehmen war das Jahr 2023 für Wien das drittbeste je erreichte Ergebnis.
Aus dem Hanke-Büro zitiert man aus einer aktuellen Studie der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) in Zusammenarbeit mit der Austrian Business Agency (ABA) und der Wirtschaftsagentur Wien. Demnach gab es im vergangenen Jahr 412 Firmenzentralen internationaler Unternehmen in Österreich, 45 Prozent davon befinden sich in Wien (183). Als Beispiele werden die Firmen Boehringer Ingelheim oder Takeda mit ihren regionalen Headquarters in Wien genannt oder das Comeback von Woom Bikes von Klosterneuburg nach Wien.
Die ganzen guten Ergebnisse seien "auch Folge einer konsequenten und aktiven Wirtschaftspolitik", was internationale Unternehmen schätzen würden. Man verfügte über eine "hochprofessionelle Stelle" für die Beratung und Ansiedlung neuer Unternehmen sowie für das Management von Betriebs- und Industrieflächen. Mit dem Fachkonzept "Produktive Stadt", welches vor fast zehn Jahren für den künftigen Flächenbedarf vorgesorgt hat, wurden Schutzzonen für Produktion und Industrie geschaffen sowie neue Wege in der Platzgewinnung für Produktion beschritten. Beispiele sind zwei Technologiezentren der Wirtschaftsagentur oder der Gewerbehof in der Seestadt Aspern.
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