Wiener Landwirte
Sommerwetter sorgt für frühere Ernte, aber auch Gefahren
Die Wiener Landwirte blicken dieser Tage mit einem lachenden und weinenden Auge auf das Thermometer. Durch die sommerlichen Temperaturen gibt es beim Freilandgemüse eine schnellere Ernte. Beim Ackerbau wächst dafür die Sorge über Schädlinge.
WIEN. Die vergangenen Wochen waren nicht nur für Sonnenanbeter und Sommer-Fans außergewöhnlich. Temperaturen um die 30 Grad lockten auch den eifrigsten Stubenhocker ins Freie. Auswirkungen hat der Sommer im April jedoch nicht nur auf den Menschen, sondern auch auf die Natur.
So lassen sich etwa in der Landwirtschaft Auswirkungen für die Saison feststellen. Denn auch in der Großstadt Wien werden landwirtschaftliche Produkte angebaut. Alleine 745 Hektar an Gemüseanbauflächen gibt es in der Bundeshauptstadt laut statistischem Jahrbuch.
Die Bäuerinnen und Bauern der Stadt blicken derzeit mit einem lachenden und weinenden Auge auf ihre Äcker, Reben und Plantagen, wie die Landwirtschaftskammer Wien (LK Wien) auf Nachfrage von MeinBezirk.at bestätigt. Auf der einen Seite sorgen die äußerst warmen Temperaturen in gewissen Bereichen für eine frühere Ernte. Auf der anderen Seite entstehen für die jungen Pflanzen auch Gefahren.
Gemüseernte und Obstblüte früher
So sind etwa Erzeugnisse beim Freilandgemüse um etwa zwei Wochen früher als üblich auf den Märkten, erklärt Verena Scheiblauer von der LK-Wien: "Bei manchen Produkten gibt es einen nahtlosen Übergang zu beispielsweise ausländischer Ware, denn auch dort wird früher geerntet. Bei manchen Produkten gibt es gegebenfalls auch ein Überangebot." Die Standler auf den Wiener Märkten haben damit früher Karotten, Kohlrabi und Co. aus regionaler Quelle im Sortiment. Noch zu früh ist es zu sagen, ob es aufgrund der Ernteverschiebung nach vorne im Kalender, gegebenenfalls im Herbst bei bestimmten Gemüsegruppen einen Mangel gibt.
Aber auch im Obstbau verzeichnet die Wiener Landwirtschaft eine ungewöhnlich frühe Saison. Als Gefahr zeigt sich jedoch wieder einmal der Frost, der die empfindlichen Blüten beschädigen kann. "Vor Ostern gab es Frost, der leichte Schäden verursachte. Dennoch zeigt sich das aktuelle Blühwetter positiv, da Insekten aktiv sind und die Befruchtung besser ist als in den letzten Jahren, in denen es während der Blüte kalt und feucht war", zieht Scheiblauer eine erste positive Bilanz. "Es bleibt jedoch abzuwarten, ob spätere Fröste während der Eisheiligen noch auftreten werden. Aus derzeitiger Sicht deutet die Prognose auf eine gute Ernte hin", so die Sprecherin der LK-Wien. Zumindest kurzfristig sind beim Obst keine negativen Auswirkungen zu erwarten.
Früher Rebenaustrieb und Schädlinge
Nicht nur die Obstbäume und -pflanzen blühen durch die hohen Temperaturen eher als sonst. Ähnlich verhält es sich bei den Weinbäuerinnen und Weinbauern: "Wir verzeichnen ebenfalls einen frühen Austrieb der Reben. Diese Situation birgt ebenso das Risiko von Spätfrost bis Mitte Mai." Denn auch hier gilt wieder: Der Frost kann die empfindlichen Blüten nachhaltig schädigen.
Während das Damoklesschwert Frost im Obst- und Weinbau noch schwebt und nicht direkt bevorsteht, blickt man bei den Ackerbäuerinnen und -bauern akut mit Sorge auf die Felder. Denn das Sommerwetter tut den Schützlingen nicht gut: "Diese Pflanzen reagieren empfindlich auf extreme Hitze. Bei hohen Temperaturen stellen einige Pflanzen ihr Wachstum ein oder zeigen Anzeichen von Stress, was sich negativ auf die Ernteerträge auswirken kann", zeigt man sich besorgt.
Gleichzeitig ist derzeit auch ein vermehrtes Aufkommen von Schädlingen, wie etwa dem Zuckerrüben-Rüsselkäfer erkennbar. "Diese Schädlinge können erhebliche Schäden an den Kulturen verursachen und die Ernteerträge beeinträchtigen. Eine rechtzeitige Überwachung der Schädlingspopulationen und die Umsetzung geeigneter Schutzmaßnahmen sind daher entscheidend", erklärt Scheiblauer.
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