Preise & Nachfrage rückläufig
Wiener Wohnungsmarkt steht vor Umbruch
Am Wiener Wohnungsmarkt herrscht derzeit eine Situation, die es seit Jahren nicht gegeben hat: nicht nur die Nachfrage, auch die Preise sind erstmals zurückgegangen. Das geht aus einer Marktanalyse von Otto – Immobilien hervor.
WIEN. Nach einer jahrelangen Preis-Rallye bei stetig steigender Nachfrage ist Ernüchterung am Wiener Wohnungsmarkt eingekehrt. Das geht jedenfalls aus einer Marktanalyse hervor – die Zahlen dazu wurden am Dienstag, 19. September im Wohnmarktmagazin von Otto – Immobilien veröffentlicht.
Diese spricht eine deutliche Sprache: die Zahl der Verkäufe ging laut Recherchen des Unternehmens im ersten Halbjahr 2023 um rund ein Drittel sehr deutlich zurück, der Verkaufsumsatz verzeichnete einen Rückgang um 37 Prozent.
Einzigartige Marktsituation
Bei Bauträgerwohnungen gingen die Verkäufe demnach sogar um 49 Prozent zurück, bei Bestandswohnungen um 11 Prozent. "Eine Marktsituation wie diese habe ich in den 40 Jahren meiner Berufstätigkeit nicht miterlebt", so Eugen Otto, Chef von Otto – Immobilien.
Keine guten Nachrichten gibt es für Eigentümerinnen und Eigentümer: erstmals seit der Finanzkrise 2008 verlieren Bestandswohnungen an Wert, nämlich im Durchschnitt um ein Prozent, und liegen nun erstmals bei einem Quadratmeterpreis von durchschnittlich 4.594 Euro.
Selbst Neubauwohnungs-Preise rückläufig
Anders die Situation bei Neubauwohnungen im Erstbezug: hier haben sich die Preise im ersten Halbjahr 2023 nur sehr geringfügig verändert. Derzeit liegt der Durchschnittspreis von verkauften Bauträgerwohnungen bei rund 7.369 Euro pro Quadratmeter – eine leichte Steigerung von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In elf Bezirken allerdings wurden Erstbezugsneubauwohnungen erstmals im Durchschnitt billiger, berichtet Martin Denner, Abteilungsleiter Research. "In den Bezirken 3., 4., 5., 8., 9., 11., 13., 14., 15., 16., 18. gingen die Preise um rund 3,6 Prozent zurück", so der Experte.
Generell sei der Wiener Wohnungsmarkt – von Käufer- sowie auf Verkäuferseite – aktuell von einer stark abwartenden Haltung geprägt. So hätten die verschärften Kreditvergabevorschriften und das steigende Zinsniveau dazu geführt, dass der Traum vom Eigenheim derzeit nicht finanziell realisierbar ist. "Viele warten daher die künftige Entwicklung des Immobilienmarkts ab oder weichen kurzfristig auf die Mietvariante als Zwischenlösung aus," berichtet Sonja Kaspar, Abteilungsleiterin Immobilienvermarktung Wohnen.
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