Erinnerungen einer großen Eisstocksportlerin

Foto: Franz Krainer

DEUTSCHLANDSBERG. Das Häuschen in Deutschlandsberg wirkt heimelig und strahlt nostalgischen Charme aus. Anna Grassmugg ist beinahe 85 Jahre alt, das Gespräch mit der WOCHE dominiert sie, wirkt hellwach, hat kaum Erinnerungslücken und formuliert treffsicher. Nicht nur der Sport ist Thema, Familie, die arbeitsreiche Jugend während des zweiten Weltkriegs auf ihrem Bauernhof in Tanzelsdorf, Erlebnisse einer mutigen und unerschrockenen Frau werden lebendig. Der Eisstocksport hat eine große Rolle im Leben von Anna Grassmugg gespielt: „Ich habe immer mit Männerstöcken geschossen, hatte durch meine Kraft, die ich zwangsläufig täglich auf dem Bauernhof trainiert habe im Stocksport Vorteile!“ gibt sie zu. „Mit der extrem langsamen „Balserplatte“ wäre so manche Dame wohl kaum bis zur Hälfte der Eisbahn gekommen, ein unbezahlbarer Vorteil für mich und meine Mannschaft!“ erzählt die Witwe eines langjährigen BH-Beamten nicht ohne Stolz. Warum der Name „Borkenkäfer Deutschlandsberg“, unter dem Moarin Anna Grassmugg und ihr Team von Sieg zu Sieg eilte? „Forstrat Ing. Langer von der BH Deutschlandsberg hat uns diesen Namen seinerzeit in Anlehnung an seine Tätigkeit als Leiter des Forstwesens im Bezirk verpasst!“ lacht die 1931 geborene Anna. Grassmugg war nicht nur Eisstocksportlerin von Europaformat, sie konnte sich auch verbal gegen ihre Gegnerinnen durchsetzen: „Damals wie heute gibt’s im Sport Meinungsverschiedenheiten, da muss man konsequent sein!“

Dichtes Programm

Während andere Teams nach diversen Turnieren mit den Funktionären feierten, sich so den einen oder anderen Vorteil erhofften, waren die Deutschlandsbergerinnen meist Minuten nach einem Wettkampf wieder im Bus, um möglichst schnell zu Kindern und Ehepartnern heimzukommen. „Vielleicht ein Grund, warum wir als die damals stärkste Frauenmannschaft nicht zur Olympiade nach Innsbruck durften, sondern ein Team, das wir nicht nur einmal geschlagen haben!“ Ein kleiner Augenblick nur, aber es war zu spüren, dass Anna Grassmuggs Erinnerungen an ihren Sport einen winzig kleinen Schatten haben.

Von Franz Krainer

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