Bezirksblätter-Adventkalender
8. Fensterl
Als Kind war der Feiertag "Mariä Empfängnis" für unsere Redakteurin immer sehr verwirrend. Warum? Das erzählt sie Ihnen gerne:
Patchworkfamilie
Maria ist die Mutter von Jesus. Das habe ich schon im Kindergarten begriffen, immerhin hing dort ein großes Bild von ihr mit dem Christkind im Arm. Auch eine Krippe haben wir im Kindergarten gebaut, dort ist auch Josef der Nährvater mit drinnen. Dass Josef nicht Jesus' Vater ist habe ich als Kind schnell verstanden, Patchwork-Familie halt. Doch das mit Mariä Empfängnis wollte mir nicht in bzw. aus dem Kopf.
Bruderherz
In der Schule wurde die Geschichte von der Herbergssuche erzählt, die ist ja bekannter Weise kurz vor Christigeburt. Doch Empfängnis soll schon am 8. Dezember gewesen sein. Hatte das Christkind ein Geschwisterchen? Wie sollte das bitte gehen, dass sie in so kurzer Zeit zwei Kinder bekommen hat? Dann wären die beiden doch so etwas wie Zwillinge gewesen. Einer kam dann mit sehr großer Verspätung. Als ich weiter darüber nachdachte, fragte ich mich was aus dem großen Bruder vom Christkind geworden ist. Dass es sich um einen Bruder handelt stand außer Frage. Darüber dachte ich viele Jahre intensiv nach. Fragen wollte ich aber nicht, denn anscheinend war allen klar was wir am 8. Dezember feiern.
Essiggurkerl in der Wüste
Dann kam in der Hauptschule die Sache mit "Wenn zwei Menschen sich lieb haben". Also wurde Maria am 8. Dezember mit Jesus schwanger! Doch das sind nur 16 Tage, die arme Maria! Da muss sie schwanger quer durchs Land und die Schwangerschaft dauert auch nur 16 Tage statt neun Monate. Die zukünftige Mutter Gottes konnte einem wirklich leid tun. Morgendliche Übelkeit, müde, der Bauch wird dick und dann noch komische Gelüste. Woher sollte der bedauernswerte Josef in der Wüste, mitten in der Nacht, Essiggurkerl bekommen? Die Geschichte wurde immer komplizierter.
Aufgeklärt
Erst spät wurde ich aufgeklärt, jetzt nicht was es mit "Wenn zwei sich lieb haben" wirklich auf sich hat, sondern was Mariä Empfängnis heißt. Am 8. Dezember wurde Maria weder schwanger noch bekam sie ein Kind. An diesem Tag wurde schon eine Frau schwanger, aber das war Marias Mutter Anna. Woher weiß die Kirche nun so genau, dass gerade an diesem Tag Anna mit ihrem Mann Joachim sehr erfolgreich war? Sie zählten einfach die Tage von Mariä Geburt – dem 8. September – zurück und da kamen sie eben auf den 8. Dezember.
Happy Birthday
Eines ist über all die Jahre jedoch gleich geblieben, am 24. Dezember brachte Maria Jesus, also das Christkind zur Welt. Dessen Geburtstag feiern wir bis heute und vielleicht verstehe ich ja noch eines Tages was es mit unbefleckte und jungfräuliche Empfängnis auf sich hat.
von Anita Marchgraber
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