Nach dem Fasching ist vor dem Fasten

Heilfasten nach Hildegard in Kirchberg

Der Fasching ist vorbei. Das bedeutet: Die Fastenzeit beginnt. Im Hildegard Naturhaus in Kirchberg bei Mattighofen findet jährlich eine Heilfastenwoche statt. Wir haben uns mit Inhaber Gerhard Hönegger über das Fasten nach Hildegard von Bingen unterhalten.

KIRCHBERG (kat). "Die reinigende Wirkung des Fastens aus Körper, Geist und Seele ist schon seit Jahrtausenden bekannt. Gerade in unserer heutigen Zeit wird es immer wichtiger, unseren Körper regelmäßig zu entgiften, um auf diese Weise Zivilisationskrankheiten wie rheumatische Erkrankungen, Allergien, Diabetes, Schlaganfall und Herzinfarkt vorzubeugen", erzählt Gerhard Hönegger vom Hildegard Naturhaus in Kirchberg bei Mattighofen. Jährlich wird dort eine Heilfastenwoche nach der Äbtissin angeboten, die im Mittelalter unter anderem durch ihr medizinisches Wissen auf sich aufmerksam machte.

Alten Ballast abwerfen

Laut Hönegger sei das "Sanfte Heilfasten" nach Hildegard für jeden Erwachsenen geeignet. "Kinder und Jugendliche sollten generell keine Fastenkur machen. Auch Menschen, die unter Depressionen oder anderen psychischen Erkreknungen leiden, sollten nicht fasten", betont der Experte.
Der Unterschied zu anderen Fastenkuren liegt bei jenen nach Hildegard darin, dass hier das Fasten Freude bereiten sollte. Im Vordergrund steht dabei, laut Hildegards Schriften, "das rechte Maß" zu finden. "Es sollte uns helfen, sowohl körperlich als auch geistig wieder ins Gleichgewicht zu kommen und alten Ballast abzuwerfen, um auch in herausfordernden Zeiten wieder die eigene Mitte zu finden", betont der Geschäftsführer. Ebendies werde mit der Fastenwoche in Kirchberg erreicht, so der Hildegard-Experte. Ein weiterer Vorteil des "Sanften Heilfastens" sei, laut dem Kirchberger, dass auf aggressive Darmentleerung mittels Bittersalzen etwa verzichtet werden sollte. Dadurch würde der Darm nur eine unnötige Reizung erfahren. "Für den Fasten-Erfolg ist das in keiner Weise notwendig", betont der Experte.

"Ein Gast bei einer Fastenwoche bei uns im Haus berichtete am Abschlussabend mit einem Augenzwinkern, dass er eigentlich nur seiner Frau zuliebe teilgenommen hat und sogar selbst überrascht war ohne seine im Auto versteckte Notfall-Schokolade ausgekommen zu sein. Das sorgte natürlich bei allen Anwesenden und auch bei seiner Frau für herzhaftes Lachen", erinnert sich Hönegger.

"Fasten braucht Ruhe und Bewegung"

Eine Heilfastenkur nach Hildegard dauert rund zwei Wochen. Reduktions- und Aufbautage inklusive. "Das eigentliche Fasten sollte über eine Dauer von rund einer Woche durchgeführt werden. Idealerweise nehmen sie sich dafür eine Woche Urlaub, um sich selbst mit viel Ruhe und viel Bewegung in der Natur zusätzlich Gutes zu tun", informiert der Hildegard-Experte.
Nimmt man an der Heilfastenwoche im Hildegard Naturhaus teil, so werden die Reduktions- als auch die Aufbautage selbstständig zuhause durchgeführt.

"Bei uns im Haus wird die Fastenwoche von einem umfangreichen Programm ergänzt. Dieses reicht von Morgengymnastik und verschiedenen Anwendungen wie Massagen am Vormittag über geführte sportliche Aktivitäten für Jedermann und Meditationsrunden am Nachmittag bis hin zur abendlichen gemeinsamen Betrachtung von originalen Hildegard-Texten über verschiedenste Lebensmittel, Kräuter und andere Heilmittel bis hin zu den nach Hildegard krankmachenden Lastern und welche Tugenden diesen entgegenwirken", erzählt Hönegger.

Das "Sanfte Heilfasten" habe sich laut Experten in jahrelanger Praxis bereits bestens bewährt. Allerdings, weiß der Naturhausleiter, wäre bei manch schwererer Erkrankung auch ein "strengeres Heilfasten" hilfreich. "Dabei wird abgesehen von Fencheltee nur mehr das Kochwasser von abgekochten Dinkelkörnern mit dem Löffel gegessen. Diese Form des Fastens sollte jedoch nur in erfahrener therapeutischer Begleitung durchgeführt werden", warnt Hönegger.

Heilfasten nach Hildegard

Das Fasten nach der Äbtissin startet mit drei Entlastungstagen. Dabei wird in erster Linie auf Käse, Fleisch und Wurst verzichtet. "Wichtig ist es, mindestens fünf Tage vor dem eigentlichen Fasten gänzlich auf Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke komplett zu verzichten. Nach den Entlastungstagen beginnt die eigentliche Fastenkur", weiß der Naturhausleiter.

• Nach dem Zähneputzen einen halben Teelöffel Fenchelkörner kauen: Laut Hildegard von Bingen bereite dies "gute Säfte im Körper", sorge für eine angenehme Ausdünstung und beuge unangenehmen Mundgeruch vor

• Je nach persönlichem Empfinden besteht das Frühstück aus Fencheltee und einer kleinen Scheibe Dinkelvollkornbrot (schon ein paar Tage alt); langsam kauen. "Wenn man an diesem Brot 15 bis 20 Minuten isst, hat man danach keinen Hunger mehr und kann entspannt in den Tag starten", erzählt Hönegger.

• Mittag- und Abendessen: Basische Fastensuppe, bei der grob geschnittenes Gemüse (Achtung: Keine Kartoffel, Erbsen oder Lauch) in reichlich Wasser gekocht werden. Außerdem wird ein Teelöffel Dinkel mitgekocht. Gewürzt wird mit etwas Salz, Betram und Galgant. Je nach Geschmack kann die Suppe mit frischen Kräutern verfeinert werden. Das mitgekochte Gemüse wird optimalerweise mitgegessen. "Diese Faserstoffe binden im Darm eine Vielzahl an Giftstoffen und Stoffwechselschlacken, die beim Fasten vom Körper über den Darm ausgeschieden werden", so der Hildegard-Kenner.

• Getrunken werden sollte ausschließlich Kräutertee, der sehr dünn zubereitet wird, beziehungsweise mit Wasser verdünnt wird. "Zusätzlich empfehlen wir die Verwendung von dreimal täglich zwei Teelöffeln Flohsamen. Ich persönlich lassen den Flohsamen geren in etwas Tee für ein paar Minuten aufquellen. So schluckt sich der Flohsamen einfach und genügen Tee sollte ohnehin getrunken werden. Weiters empfehlen wir beim Heilfasten die Bärwurz-Birnhonigkur nach Hildegard v. Bingen. Diese hilft nicht nur den Darm zu reinigen, sondern wirkt allgemein entgiftend mit einer besonderen Wirkung für Kopf, Lunge und die gesamte Verdauung", rät der Fastenexperte.

• Fasten-Krisen: Setzen im Zuge des Fastens Kopfschmerzen oder Kreislaufschwächen ein, so hat sich, laut Hönegger, der Einsatz von Galgant und einem Petersiltrunk bewährt.

• Fastenbrecher: Für die erste Mahlzeit nach der Heilfastenkur empfiehlt der Hildegard-Kenner zusätzlich zur Fastensuppe eine Hand voll Dinkelnudeln und als Dessert einen Bratapfel.

• Aufbautage: Für die Zeit nach dem Fasten sollte die ersten drei Tage weiterhin auf Wurst, Käse und Fleisch verzichtet werden. Außerdem sind Kohlarten sowie Obst und Gemüse zu vermeiden. Für fünf Aufbautage sollte auf Kuhmilchkäse und weitere verschleimende Lebensmittel verzichtet werden.