"Unglaubliche Erfahrung"
Schalchnerin berichtet über das Leben in Skandinavien

Ein Highlight der Reise: Die Polarlichter.
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Nathalie Hagenauer kommt aus Schalchen und hat 2020 die HTL in Braunau abgeschlossen. Vor einem Jahr ist die 22-Jährige im Rahmen ihres Studiums nach Finnland gegangen. Heute ist sie in Dänemark, um dort ihren Master zu machen. Im Interview mit der BezirksRundSchau spricht sie über ihre Erfahrungen und Erlebnisse im Norden Europas.

BezirksRundSchau: Was genau studieren Sie und an welcher Hochschule?
Hagenauer: Also jetzt gerade mache ich meinen Master auf der DTU in Dänemark, Kopenhagen und studiere dort Windenergie. Vorher habe ich in Wien an der FH Technikum "Erneuerbare Energien" studiert. Ich habe die ersten zwei Jahre in Österreich und das letzte Jahr in Finland gemacht – in Kemi um genau zu sein. Dort habe ich dann ein Double Degree in Maschinenbau und Erneuerbare Energien gemacht. 

Wie kamen Sie auf die Idee, ein Auslandsjahr zu machen?
Ich war ja während meiner Schulzeit schon einmal mehrere Wochen in Uganda und da habe ich mir schon gedacht, dass ein Auslandssemester auf jeden Fall cool wäre. Es war auch dann von Anbeginn des Studiums mein Traum, ein solches zu machen. Dann habe ich mich über ein Auslandssemester informiert, was mir dann aber ein bisschen zu aufwendig war. Da ist mir das Double Degree eigentlich sehr in den Schoß gefallen, weil ich da fixe Kurse habe und einen Abschuss mit zwei Bachelor. 

Bei einem Auslandsjahr denken viele an Amerika, wie sind Sie auf Finnland gekommen?
Ich wollte eigentlich immer schon in die nordischen Staaten. Schon alleine das Winterbild ist dort ganz anders als bei uns. Die skandinavischen Staaten gelten ja auch als sehr vorbildlich, was ich auch nur bestätigen kann.

Für die Schalchnerin war klar: Sie will nach Skandinavien.

Jetzt haben Sie gesagt, dass skandinavische Länder als sehr vorbildlich angesehen werden, was kann Österreich davon lernen?
Schon alleine politisch erkennt man viele Unterschiede. Oder wenn man in Finnland ein Baby bekommt, erhält man vom Staat so eine Grundausstattung mit Sachen wie Windeln und Kleidung. Unser Uni-Standort hat sich in einem 20.000-Personen-Ort befunden und trotz dessen, dass Kemi so klein ist, war die Universität sehr modern. Zum Beispiel gab es dort ein voll ausgestattetes 3D-Labor, zu dem wir alle Zugang hatten. Generell das ganze Uni-System ist dort viel mehr projektbasiert. In Wien auf der Uni hatten wir sehr viel theoretischen Unterricht und in Finnland heißt es eher "Mach dein Projekt selbst und wenn du Fragen hast, stehen die Professoren jederzeit zur Verfügung". Hier in Dänemark ist das genau das gleiche.

Wie ging es Ihnen in Finnland und auch jetzt in Dänemark mit der Sprache?
Also hier in Dänemark ist eigentlich alles auf Englisch. In Finnland hätte der Unterricht auch auf Englisch sein sollen, in einem Kurs hat der Lehrer allerdings nur finnisch gesprochen und die wichtigsten Punkte kurz auf Englisch erklärt. In Finnland war auch die Anzahl an Personen, die englisch sprechen können, sehr gering. Sie haben einen schon verstanden, waren aber nicht begeistert, wenn sie englisch sprechen haben müssen. Hier in Dänemark spricht jeder super englisch.

Haben Sie in dem einen Jahr viel finnisch gelernt?
Nein, also ich habe eine Lern-App verwendet und habe Grundbegriffe wie "Bitte" und "Danke" sagen können, aber mehr eigentlich nicht. Die Sprache ist sehr komplex und unterschiedlich zu anderen Sprachen. Das liegt daran, dass finnisch einem anderen Sprachstammbaum hat. Alle anderen skandinavischen Sprachen haben Teile des deutschen Stammbaumes und finnisch ist eine extra Abzweigung und sehr schwer zu lernen. Die Finnen sagen selbst, dass sich das nicht auszahlen würde. 

Und die nächsten zwei Jahre bleiben Sie in Dänemark?
Ja, also Weihnachten komme ich schon nach Hause, aber meinen Master mache ich die vollen zwei Jahre in Dänemark. In Finnland bin ich tatsächlich das ganze Jahr nicht nach Hause gekommen. Das war meine eigene Zielsetzung, ein Jahr wegzubleiben. Aber meine Familie ist zu Weihnachten hochgekommen und meine Freunde haben mich auch besucht, sonst hätte ich das nicht geschafft. 

Was vermissen Sie am meisten an Österreich beziehungsweise an Ihrem zu Hause?
Meine Zwillingsschwester, das war eine wirklich schwierige Umstellung im letzten Jahr. Und natürlich auch meine Freunde und Familie. Und teilweise das Essen. Von Österreich auf Finnland war der Umstieg unglaublich. Die Finnen haben riesige Einkaufsläden mit allem, was man sich vorstellen kann. Jetzt in Dänemark gibt es dafür weniger. Es fühlt sich so an, als gäbe es einfach weniger Auswahl beim Essen, das ist nicht unbedingt schlecht, aber im Vergleich zu Finland fällt es auf. Zum Beispiel einen veganen Proteinpudding, den es in Österreich und Finnland gegeben hat, gibt es hier nicht. Und die Lebensmittelgeschäfte haben sowohl in Dänemark wie auch in Finnland auch sonntags offen, was bei uns eigentlich nirgends der Fall ist.

Was würden Sie sagen, sind die markantesten Unterschiede in der Lebensweise?
Auf jeden Fall Fahrräder. Es wird zwar immer erzählt, aber man glaubt das garnicht, bis man es sieht. Sei es jetzt in Kopenhagen oder anderswo, Radfahrer kommen einem überall und bei jedem Wetter entgegen. Die Menschen radeln auch in jeglicher Kleidung wie zum Beispiel in Anzügen. In Finnland das Gleiche. Mitten im Winter war ich selbst eine der Personen, die bei minus 15 Grad mit dem Fahrrad in die Uni gefahren ist. Die Infrastruktur ist in den Ländern aber auch dementsprechend gegeben.

Als Sie in Finnland waren, hatten Sie viel Zeit, das Land zu erkunden?
Tatsächlich haben wir mehr von Norwegen als Finnland gesehen, weil wir einfach sehr weit im Norden des Landes waren. Da wollten wir dann eben den Nordkap sehen und die Lofoten. In Finnland habe ich die Eishockey-WM in Tampere angesehen. Da hat Österreich gegen Ungarn gespielt und sogar gewonnen. Helsinki haben wir uns auch noch angesehen. Und ich habe die Polarlichter gesehen, das war ein unglaublicher Anblick.

Haben Sie auch typisch-skandinavische Aktivitäten durchgeführt?
Die Sauna ist ein Muss in Finnland. Dort hat jedes Haus eine eigene und auch in den Wohnungen gibt es im Keller immer eine Sauna. Teilweise auch in den Wohnungen. Finnen sind eigentlich nicht wirklich offene Personen, aber sobald sie in der Sauna sind, sitzen alle nackt da und quatschen miteinander. Eisbaden war ich auch. Wir waren ja direkt am Meer, wo wir eine Badestelle hatten. Außerdem habe ich eine Schlittenhundefahrt gemacht.

Am Programm in Finnland stand auch ein Schlittenhunderennen.

Wie kalt muss man sich das Eisbaden vorstellen?
Schon sehr kalt. Gerüchte waren, dass das Wasser kälter als der Gefrierpunkt war, weil es ja durch eine Pumpe geflossen ist, da bin ich mir aber nicht sicher, ob das stimmt. Außentemperaturen waren aber meistens um die minus zehn Grad. 

Jetzt waren Sie ein Jahr in Finnland und bleiben für die nächsten Beiden in Dänemark – Haben Sie vor, auch nach dem Studium in einem skandinavischen Land zu bleiben?
Derzeit zieht es mich eher nach Hause. Ich mache das aber glaube an meinem Job fest. Wenn ich in Wien etwas finde, das mir gefällt, werde ich schon wieder nach Österreich gehen, wenn ich in Kopenhagen meinen Traumjob finde, besteht definitiv die Möglichkeit, dass ich hier bleibe. 

Wie sind Sie als Österreicherin wahrgenommen worden, gab es Vorurteile?
In Dänemark bin ich mit drei Australierinnen befreundet, da haben einige gedacht, ich sei auch aus Australien. Außerdem denken die meisten, ich könne Skifahren. Jedesmal wenn ich sage, das ich von Österreich bin, spricht jeder vom Skifahren.

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