Positivbeispiele für Integration
In Braunau leben 87 Nationen zusammen

Mert Özdemir mit seinen Kollegen beim Roten Kreuz an der Ortsstelle Braunau, Manuel David und Anna-Christine Zeilinger. | Foto: RK/LV OÖ/Lauschmann
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  • Mert Özdemir mit seinen Kollegen beim Roten Kreuz an der Ortsstelle Braunau, Manuel David und Anna-Christine Zeilinger.
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In der Bezirkshauptstadt wird schon seit Jahren ein starker Fokus auf Integrationsmaßnahmen gelegt.

BRAUNAU (ebba). Laut Bürgermeister Hannes Waidbacher leben in der Stadt Braunau aktuell Bewohner aus 87 Nationen. Genau deshalb sei es Ziel der Stadtgemeinde, mit dem Prozess „Zusammenleben in Braunau“ einen Beitrag zu einer gelingenden Integration von neu Zugewanderten zu leisten. „Integration funktioniert nicht als Einbahnstraße, auch umgekehrt gibt es von uns vieles einzubringen und im Umgang miteinander zu lernen“, erklärt Lizeth Außerhuber-Camposeco, Integrationsbeauftragte der Stadt Braunau und Schirmherrin des „ZIMT“.

Das ZIMT Braunau – Zentrum für Interkulturalität, Miteinander und Teilhabe – wurde 2019 in der ehemaligen Polytechnischen Schule eröffnet und ist seither feste Bleibe und lebendiges Zentrum für vielfältige Aktivitäten. Dieses Engagement wurde 2023 mit dem Oö. Landespreis für Integration ausgezeichnet. Jeden zweiten Dienstag im Monat, von 18 bis 20 Uhr, findet im ZIMT das „Sprachencafé“ statt. „Das Ganze ist nicht als Sprachkurs gedacht. Es geht vielmehr darum, ein paar grundlegende Worte und Sätze zu erlernen. Das kann ein guter Eisbrecher sein und ist eine Wertschätzung für Menschen, die hier ihre neue Heimat finden“, erklärt ZIMT-Projektleiterin Daniela Auer. In kleinen Tischgruppen wird mit Menschen unterschiedlicher Muttersprache geplaudert, die gleichzeitig damit ihr Deutsch verbessern können. Obendrein lernt man neue Leute kennen und kann sich austauschen. Anmeldung unter daniela.auer@braunau.ooe.gv.at.

Wesentlicher Pfeiler ist Teilhabe

Ein Positivbeispiel für gelungene Integration ist Mert Özdemir: Er leistete bis Dezember 2023 seinen Zivildienst beim Roten Kreuz in Braunau. „Ich wollte einfach Menschen helfen, für sie da sein, außerdem kannte ich schon einige Mitarbeiter vom Roten Kreuz, daher wusste ich dass es eine super Teamarbeit gibt.“

Mert Özdemirs Großeltern sind in jungen Jahren von der Türkei nach Wien gekommen und Mert zog schließlich der Liebe wegen nach Braunau. Nach theoretischer und praktischer Ausbildung konnte er den Zivildienst beim Roten Kreuz absolvieren. Doch trotz seines Engagements war er mit Vorurteilen konfrontiert: „Leider habe ich, neben unglaublich vielen schönen Begegnungen, auch Negatives erlebt. Einfach nur deshalb, weil meine Familie aus einem anderen Kulturkreis kommt. Das war nicht fair. Dies während eines Transports zu erleben, also, während man dem Menschen hilft, das kostet dann schon viel Kraft“, berichtet Özdemir. Er konnte sich jedoch seine positive Einstellung den Menschen gegenüber erhalten und bleibt auch nach dem Zivildienst als Freiwilliger Mitarbeiter beim Roten Kreuz. „Man kann es nicht jedem Recht machen, aber ich möchte trotzdem für alle da sein, die uns brauchen.“

Friedliches Miteinander

Eine Förderin des friedlichen Zusammenlebens in Braunau ist Jasmina Amasha. Seit Jahren setzt sie sich für mehr Toleranz in der Gesellschaft ein, verfasste darüber sogar schon mehrere Kinderbücher und war Initiatorin des Projektes „Verstanden – toleriert“. Die Muslimin hat kürzlich ihr Studium der Rechtswissenschaften absolviert. In ihrer Diplomarbeit „Anthropologische Probleme und Perspektiven für den Frieden – Ansätze von Kant und Pufendorf“ setzt sie sich mit dem Thema Weltfrieden auseinander.

Die Magistra der Rechtswissenschaften wird die Arbeit auch als Buch veröffentlichen, „da es mein Lebenswerk darstellt. Ich habe bereits als Kind erlebt, was es bedeutet, einen geliebten Menschen in einem Krieg zu verlieren und auch was es heißt, in einer Gesellschaft ‚anders‘ zu sein. Deshalb beschäftigt mich seither die Frage, warum Menschen andere oft grundlos ausgrenzen und es soweit kommen kann, diese zu bekämpfen“, betont Amasha. Derzeit ist die Arbeit der Braunauer Juristin an der Bibliothek der Paris Lodron Universität Salzburg – auch online – zu finden.

Bevölkerung von Braunau nach Nationalität (Stand 01.01.2024):

Österreich: 13.252
Rumänien: 1.403
Deutschland: 1.013
Serbien: 658
Syrien: 431
Bosnien: 406
Ungarn: 298
Afghanistan: 287
Türkei: 254
Kroatien: 173
Kosovo: 145
Slowakei: 133
Russische Föderation: 112
Ukraine: 89
Bulgarien: 73
Irak: 69
u.s.w. …

Mert Özdemir mit seinen Kollegen beim Roten Kreuz an der Ortsstelle Braunau, Manuel David und Anna-Christine Zeilinger. | Foto: RK/LV OÖ/Lauschmann
Jasmina Amasha, Juristin und Buchautorin aus Braunau. | Foto: privat
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