"Ende Gelände" für die Theatermacher
Nachruf auf ein kritisches Theater. Oder doch: Totgesagte leben länger? Theater/Baum/Schere macht Schluss.
Das waren Helmut Schlatzer und Sabine Aigner ganz sicher nicht: Angepasst, unkritisch, unreflektiert, glatt gebürstet, unpolitisch, dem Mainstream verpflichtet. Gemeinsam waren sie bis zum 10. Oktober die Macher von Theater/Baum/Schere. Seit 11. Oktober gibt es dieses Bildungstheater mit Standort Kapfenberg nicht mehr – zumindest in dieser Form. Zu schwer das wirtschaftliche Überleben im freischaffenden Bildungsbereich. Immer nur auf Zuwendungen und Förderungen angewiesen, machen es die oben angeführten Eigenschaften im Staat Österreich auch nicht gerade leichter.
"Mit dem gezogenen Schlussstrich ist uns ein Stein vom Herzen gefallen. Zu schwer wog der tägliche Kampf ums wirtschaftliche Überleben", erzählt Sabine Aigner vor dem letzten Auftritt im Brucker Dachbodentheater. Dort verfolgten rund 80 Besucher die unterhaltsame Werkschau des KiKu-Theaterlabors mit Theater/Baum/Schere.
Im Schnelldurchlauf die Eckpfeiler des "Theaters ohne feste Bühne": Im März 2011 Namensfindung "Theater/Baum/Schere mit Conny und Helmut Schlatzer, im Jänner 2012 wurde daraus die Theater/Baum/Schere Gesellschaft nach bürgerlichem Recht. Mit 10. Oktober wurde die Gesellschaft aufgelöst. "Wir haben einen sauberen Schnitt machen können, ohne Insolvenz, ohne Konkurs. Aber als freischaffender Künstler blieb keine Lebensgrundlage mehr. Notgedrungen müssen wir uns etwas Neues überlegen", sagt Helmut Schlatzer.
Viele Projekte wurden von den beiden Kreativköpfen in Gang gebracht. "Vieles will weiterverfolgt werden. Nach einer schöpferischen Pause wollen wir wiederkommen, wieder im Segment Bildung, Bibliotheken, kreatives Theater", sagt Sabine Aigner.
Zurückkommen will man mit einem eigenen Verein. Übers Wie, Was und Warum wird nachgedacht.
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