Landesmeisterschaften in Bruck
Versatile Poetry-Slams kamen an, Kapfenbergerin wurde Dritte
Bei den Poetry-Slam-Landesmeisterschaften im Brucker DachbodenTheater 2.0 konkurrierten am Samstagabend zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Reimen, Pointen und ganz neuen Wortkreationen um die Gunst der Jury. Mit ihrer umfangreichen Selbstreflexion gewann Estha Sackl, die Kapfenbergerin Erini Kalta kam in die Top-3.
BRUCK/MUR. Die Sitzplätze im DachbodenTheater 2.0 waren voll besetzt, das Publikum wurde nicht selten in Ekstase versetzt. Mit beeindruckender Vielfalt in punkto Thema, Präsentation und Spracheinsatz matchten sich 10 Poetinnen und Poeten bei den Poetry-Slam-Landesmeisterschaften, wobei letzterer Begriff etwas weiter gefasst ist, da der Wettbewerb heuer die Bundesländer Steiermark, Kärnten und das Burgenland umfasste.
Mix aus Gelächter und Ernsthaftigkeit
Die Themenvielfalt war beeindruckend. So monologierte Anja Knafl in der Rolle eines Steins, Leo erzählte aus ihrem eigentlich ganz guten Leben und Muhammed Dumanli performte einen Liebes-Slam gepaart mit Weltschmerz. Für besonderes Gelächter sorgte Ida mit einer großen Portion Selbstironie. Klaus Lederwasch löste hingegen mit der humoristisch verpackten Fiktion über seine verstorbene Oma, die als ausgestopfte Puppe Influencer-Status und Weltberühmtheit erlangt, Gelächter aus.
Der Gegenpol dazu war der Akt von Jasmin Haas. Sie sprach pointiert über sexuelle Belästigung. 2011 gaben drei Viertel aller Frauen in einer Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung an, eine solche bereits erlebt zu haben. Haas betonte durch die ständige Wiederholung, dass die Bedeutung des Wortes „Nein“ aufgrund der Einfachheit eigentlich nicht erklärt werden müsse, aber viele diese vier Buchstaben noch immer nicht achten. Auch Memo berührte mit ihrem Bericht der letzten Tage einer Familie bis zum fatalen Erdbeben in der Türkei und Syrien im diesjährigen Februar, das sie auseinanderriss.
Landesmeisterin heißt Estha Sackl
In der ersten Runde duften die zehn Kandidaten einen maximal sechsminütigen Text vortragen. Die drei bestbewerteten Kandidaten daraus zogen ins Finale ein, bei dem sie einen weiteren Beitrag darboten. Die beste Leistung des Abends aus Sicht der Jury zeigte Estha Sackl. Die Kärntnerin überzeugte Publikum und Jury zuerst mit ihrem Beitrag zu ihren Bindungsschwierigkeiten. Im Finale realisierte sie, dass sie als geborene „Grantscherbe“ die Welt nur retten könne, wenn sie die ihrer Mitmenschen durch gute Laune etwas besser macht.
Sackl wird als Landesmeisterin nun zur österreichischen Meisterschaften, dem Ö-Slam in Wien entsandt. Es winkt auch eine Teilnahme an den deutschsprachigen Meisterschaften, dem Slam2023 in Bochum. Knapp geschlagen geben musste sich Da Wastl, der im Grunddurchgang mit kreativen Wortwitzen und Reimen darlegte, warum er als „Künstlerische Intelligenz“ besser als Künstliche Intelligenzen wie ChatGPT sei. Im Finale ließ der Grazer dann deutlich gegen die Cancel Culture los. Sein Appell „Die Kunst muss frei sein!“ wurde von der Jury mit hohen Punktzahlen belohnt.
Ebenfalls unter die besten Drei schaffte es erstmals auch die Lokalmatadorin Erini Kalta. Die Kapfenbergerin beschäftigte sich in ihren beiden Texten mit persönlichen Themen. Sie erzählte darüber wie die Depression von einer Bekanntschaft zur ständigen Begleiterin werden kann. Im Finale blickte sie zurück, wie und warum sie überhaupt zum Schreiben kam und sie eigentlich nur durch die Kunst überhaupt überlebe. Kalta malt, tanzt und singt neben dem Verfassen poetischer Texte auch.
Im DachbodenTheater 2.0 in Bruck/Mur werden monatlich Schlachten in poetischer Weise ausgetragen. Der nächste Termin für den „Slam an der Mur“ ist für Mittwoch, dem 11. Oktober, anberaumt.
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