Straßen sicherer machen
Das Thema "Radfahren" polarisiert immer mehr

Radfahrer zählen zu den größten Aufreger-Themen im Straßenverkehr. | Foto: ÖAMTC
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Dass Radfahrerinnen und Radfahrer oft nicht die für sie vorgesehenen Radwege und -streifen benutzen, sorgt bei Autofahrerinnen und Autofahrern sehr oft für riesengroßen Ärger und birgt damit großes Konfliktpotenzial.

BEZIRK BRUCK/MÜRZZUSCHLAG. Das schöne Wetter im Frühling verlockt alle Jahre wieder dazu, endlich das verstaubte Fahrrad aus der Garage zu holen, um ein paar Runden damit zu drehen. Ist auch gut so, denn Radfahren ist umweltschonend, nachhaltig und gesund.

Zwischen Radfahrern und Autofahrern herrscht großes Konfliktpotenzial. | Foto: panthermedia
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Wenn sich aber Radfahrerinnen und Radfahrer nicht auf den für sie vorgesehenen Radwegen und -streifen bewegen, sich zudem nicht an die geltenden Verkehrsregeln halten, lässt das bei vielen anderen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern die Alarmglocken schrillen - nicht selten kommt es zu Auseinandersetzungen oder noch schlimmer – sogar zu Unfällen. "Wenn es zu einem Unfall kommt, an dem ein Radfahrer und ein anderer Verkehrsteilnehmer beteiligt sind, dann sind in ca. einem Drittel der Fälle Radfahrende die Unfallverursacher und in ca. zwei Drittel der Fälle ist der andere Verkehrsteilnehmer für den Unfall verantwortlich", so Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV).

Radfahrer regen auf

Ob sie sich nun an die Regeln halten oder nicht: Radfahrer gehören zu den Top-Aufregern im Straßenverkehr, lt Umfrage (siehe weiter unten) liegen die Pedalritter auf Platz drei. Zur Erklärung: Das KfV hat in einer Umfrage mehr als 1.000 Personen ab 18 Jahren mit Wohnsitz in Österreich darüber befragt, wo sie derzeit die größten Probleme für die Verkehrssicherheit sehen. Insbesondere die Benutzer von Fahrrädern (49 Prozent), E-Scootern (35 Prozent) und PKW (31 Prozent) wurden dabei gerne für die Konflikte im Straßenverkehr verantwortlich gemacht – wobei sich die einzelnen Gruppen gegenseitig als Verursacher sehen.

Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit. | Foto: KfV
  • Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit.
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"Radfahren ist eine umweltfreundliche Art der Fortbewegung und erfreut sich steigender Beliebtheit. Durch den zunehmenden Radverkehr steigt aber auch das Konfliktpotenzial. Zugleich wird die Radverkehrsinfrastruktur heute von mehr Fahrzeugkategorien benutzt als früher: Angefangen von E-Bikes und E-Scootern bis hin zu breiten Lastenrädern und mopedähnlichen E-Fahrzeugen", analysiert Robatsch.

Geltende Regeln

Aber was gilt denn nun? Muss ich mich als Radfahrer nun auf den dafür vorgesehenen Flächen und Streifen bewegen oder darf ich wie PKW auch die Fahrbahn benutzen, trotz bestehenden Radweges? Verkehrsexperte Markus Dirschlmayr klärt auf: "Bei den Radfahranlagen unterscheidet man in Radwege mit bzw. ohne Benützungspflicht und Radfahr- bzw. Mehrzweckstreifen. Letztere unterscheiden sich in der Anbringung der Bodenmarkierung. Ein Radfahrstreifen ist mit einer Sperrlinie auf der Fahrbahn markiert und der Mehrzweckstreifen mit einer Leitlinie. Ein Mehrzweckstreifen darf von PKW Lenkern benutzt werden, wenn dabei keine Radfahrer gefährdet werden. Neu ist auch die Fahrradstraße. In unseren Breitengraden gibt es noch keine. Sie ist eine Straße die mit einem Hinweiszeichen 'Fahrradstraße' markiert und ist dem Radfahrverkehr vorbehalten. Allerdings dürfen PKW Lenker diese zum Zu- und Abfahren benutzen, wobei dabei eine Geschwindigkeit von 30 km/h nicht überschritten werden darf", erklärt Dirschlmayr.

Verkehrsexperte Markus Dirschlmayr. | Foto: Paller
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Zu wenige Radwege

Fest steht aber, dass der Ausbau der Radwege nicht optimal läuft: "In Österreich gibt es derzeit generell zu wenig Radwege und die bestehenden sind zudem vielfach zu schmal", stellt Robatsch fest. Deshalb hat er einen möglichen Lösungsvorschlag parat: "Nachdem der Ausbau des Radwegenetzes zu langsam voranschreitet, könnte man mit der Ausweitung der Tempo-30-Zonen im Ortsgebiet das Konfliktpotenzial im Mischverkehr mit Pkw relativ rasch entschärfen."

Radfahren ist eine nachhaltige Fortbewegungsmethode, aber nicht immer ungefährlich. | Foto: ÖAMTC
  • Radfahren ist eine nachhaltige Fortbewegungsmethode, aber nicht immer ungefährlich.
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Das KFV veranstaltet zudem gemeinsam mit der Forschungsgesellschaft Straße, Schiene und Verkehr (FSV) laufend Informationsseminare, um den Gemeinden und Verkehrsplanern die neue Richtlinie zur Radverkehrsinfrastruktur näher zu bringen. Die dortigen Vorgaben besagen beispielsweise, dass Radwege künftig breiter ausfallen müssen als früher.

Top-10-Probleme 

Die Top-10-Probleme bezüglich Verkehrssicherheit aus Sicht der Bevölkerung (spontane Nennungen in absteigender Reihenfolge, n= 1.002), sind:

  1. Zu hohe Geschwindigkeit, Rasen
  2. Rücksichtslosigkeit/ Egoismus (kein Blinken, Nichteinhalten der Verkehrsregeln etc.)
  3. Radfahrer
  4. Alkohol und Drogen am Steuer
  5. Mangelhafte Straßeninfrastruktur (zu wenig Radwege, sanierungsbedürftige/ unübersichtliche Straßen etc.)
  6. Unaufmerksamkeit, Ablenkung, Müdigkeit
  7. Handy und Telefonieren am Steuer/ im Straßenverkehr
  8. Zu viel Verkehr, zu viele Autofahrer/ Radfahrer
  9. Ältere Verkehrsteilnehmer
  10. E-Scooter

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