Der Samariterbund als Heimbetreiber ist insolvent

- Diese Bilder gingen am 30. November durch alle Medien. Im Pflegeheim Tannenhof geriet die Corona-Lage außer Kontrolle, das Bundesheer rückte zur Unterstützung an.
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Die Tochtergesellschaft ASB Graz ist pleite. Das Pflegeheim Tannenhof in St. Lorenzen wurde nach 42 Covid-Fällen geschlossen, sieben weitere benötigen neue Betreiber.
Ein Corona-Cluster in einem steirischen Pflegeheim im vergangenen Herbst hat für den Grazer Arbeitersamariterbund Folgen. Die Tochtergesellschaft ASB Graz gemeinnützige Rettung und Soziale Dienste GmbH musste nun als Betreiberin der Einrichtung Insolvenz anmelden, berichtet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV). Als Masseverwalter wurde die Kanzlei Scherbaum-Seebacher bestellt.
Der betroffene "Tannenhof" in St. Lorenzen im Mürztal, in dem unter den Bewohnern 42 Covid-Infektionen mit 18 Todesfällen aufgetreten sind, wurde behördlich geschlossen – das Land Steiermark prüft die Vorfälle, die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Vier Heime im Bezirk betroffen
Von der Insolvenz betroffen sind acht steirische Heime mit insgesamt 464 Betten, davon vier im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag mit 207 Betten: der Erlenhof in Pernegg (65 Betten), der Zirbenhof in St. Marein (46 Betten), der Fichtenhof in St. Barbara (46 Betten) und der geschlossene Tannenhof in St. Lorenzen (50 Betten). Die Betreuung und Pflege der Bewohner ist derzeit sichergestellt.

- Nach der Bundesheer-Unterstützung ermittelt die Staatsanwaltschaft Leoben.
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Wirtschaftlich ist das Unternehmen durch diese Ereignisse ins Trudeln gekommen und der bisher positive Pflegebereich mit insgesamt acht Heimen mit 464 Betten laut Auskunft des AKV in die Verlustzone geraten. Ein weiterer Insolvenzgrund sei die mediale Berichterstattung gewesen, die für das Ausbleiben von Nachbesetzungen und Spenden geführt habe.
Eine Sanierung des Unternehmens mit 311 Mitarbeitern wird nicht angestrebt. Zwischenzeitlich sollen die sieben noch vom ASB Graz betriebenen Pflegeeinrichtungen fortgeführt werden, Verhandlungen mit potenziellen neuen Betreibern wurden bereits aufgenommen. Der AKV erwartet eine Überschuldung von zumindest 3,5 Millionen Euro des ASB, der als zweites Standbein in Graz einen Rettungs- und Krankentransportdienst geführt hat. Auch dieser ist in wirtschaftliche Schieflage geraten. Diese habe einerseits zu einem Rückgang der Krankentransporte geführt, andererseits zu weniger Rettungseinsätzen wegen der Lockdowns. Die Folge war ein Jahresverlust von 320.000 Euro.
Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): "Dem Land obliegt die Aufgabe, nach dem steirischem Pflegeheimgesetz die Betreuung und Pflege sicherzustellen. Aufgrund dessen werden ab Montag die Einrichtungen des steirischen Arbeitersamariterbundes von den Bezirksverwaltungsbehörden kontrolliert. Die Versorgung der Bewohner muss gewährleistet sein – das ist jetzt das Wichtigste."
Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden hoffen auf eine schnelle Lösung und einen neuen Betreiber – Gespräche mit dem Sozialhilfeverband laufen bereits.
Gespräche mit Masseverwalter
Die Bundesorganisation des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs sucht jetzt Gespräch mit Masseverwalter. Die ASB Graz gemeinnützige Rettung und Soziale Dienste GmbH (ASB Graz GmbH) ist ein eigenständiges Unternehmen und handelt völlig autark.
Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller in einer Aussendung: „Wir sind über ihre schwierige, ja existenzbedrohende Lage nicht informiert worden." Erst im Zuge der internen Prüfungen rund um die Vorkommnisse in der Senioreneinrichtung ASB Graz GmbH ließen sich die finanzielle Engpässe der Grazer Organisationseinheit erkennen.
„Nun werden immer mehr Details bekannt. Bisherige Lösungsversuche sind gescheitert. Nun wird die Bundesorganisation rasch mit dem Masseverwalter in Kontakt treten und abklären, ob und wie ein Fortbestand möglich ist“, erklärt Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller.
Mehr über den Alpenländischen Kreditorenverband lesen Sie hier
Berichte über die Vorfälle rund um den Tannenhof


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