Tourismusreform
"Größere Einheiten sind durchaus sinnvoll"
Die "Erlebnisregion Hochsteiermark" löst im Oktober 2021 sämtliche bestehende Tourismusverbände im Bezirk ab.
Von 96 auf 11. Der Tourismus in der Steiermark wird neu geregelt. Künftig wird es im Kern des Bezirkes Bruck-Mürzzuschlag nur mehr einen großen Tourismusverband geben – der Name "Hochsteiermark" bleibt erhalten, nicht aber der darübergelegte Tourismusregionalverband, diese Struktur ist mit der Fusion hinfällig. Wichtig: alle Mitarbeiter in den Tourismusbüros behalten ihre Jobs, zumindest zu Beginn bleiben alle Tourismusbüros bestehen.
Die WOCHE hat sich bei einigen Touristikern umgehört, was von dieser Fusion zu halten ist:
Der Kapfenberger Alfred Grabner ist im Beirat des steirischen Tourismus vertreten und gehört zum Vorstand des Kapfenberger Tourismusverbandes: "Was den Zusammenschluss betrifft, finde ich die Idee gut, die Einheit Hochsteiermark hätte größer sein können. Die Städte Bruck, Kapfenberg mit Leoben hätten schon Schlagkraft entwickeln können."
Ähnlich sieht es Harald Frager als Obmann des Kapfenberger Tourismusverbandes: "Der steirische Fleckerlteppich musste bereinigt werden. Ich habe gebetsmühlenartig für freiwillige größere Einheiten plädiert. Seit zwei Jahren arbeiten wir im Hintergrund an einem größeren Verband mit Kapfenberg, Alpenregion Hochschwab, Turnau, St. Lorenzen und St. Marein. Diese freiwillige Vorleistung ist jetzt hinfällig. Da haben es die Leobener schlauer gemacht, die haben ihren eigenen Verband durchgesetzt. Innerhalb des neuen Verbandes wird es reichlich Gesprächsbedarf über die Ausrichtung geben."
Kurt Reiter, Obmann des TV Alpenregion Hochschwab: "Ich sehe die Fusion sehr, sehr positiv. Ich habe immer für größere Einheiten plädiert. Seit 20 Jahren wird bereits darüber diskutiert, jetzt wird endlich umgesetzt. Leid tut es mir um die entstandene Dynamik für unseren geplanten, vergrößerten und freiwilligen Tourismusverband – mit Hochschwab, Kapfenberg, St. Lorenzen, St. Marein und Turnau."
Die Marke bleibt erhalten
Am falschen Fuß hat man die Mariazeller erwischt: "Für uns ist der Zeitpunkt der Fusionsbekanntgabe denkbar ungünstigst. Wir müssen den Mariazeller Advent retten, wir wollen unseren Tourismuspartner im Lockdown bestmöglichst unterstützen, jetzt haben wir wenig Zeit, um uns in die Begutachtung der Fusionen einzubringen. Eines ist klar: Ich habe nichts gefunden, in welchem Bereich Mariazell bei einer Fusion gewinnen könnte", erklärt Andreas Schweiger, Geschäftsführer der Mariazellerland GmbH.
Brigitte Schrank vomTourismusverband Semmering-Waldheimat-Veitsch: "Grundsätzlich sind größere Einheiten im Tourismus immer sinnvoll. Jetzt geht es darum, die effektivste Lösung innerhalb des sich neu formierenden Verbandes zu schaffen. Gut ist, dass die Marke Hochsteiermark erhalten hat, die sich zumindest nach Außen sehr gut etabliert hat."
Herzblut und Hirnschmalz
Wolfgang Leopold ist Obmann des Tourismusverbandes Mürztaler Streuobstregion Kindberg-Stanzertal: "Im Außenauftritt ist eine große Einheit immer schlagkräftiger. Ich habe nur Bedenken wegen des Innenlebens eines Verbandes. Wir haben viel Hirnschmalz und Herzblut in unsere Projekte und Initiativen gesteckt. War das alles umsonst? Wie sehr wird in einem Großverband auf die Bedürfnisse der einzelnen Kleinregionen eingegangen werden. Wir werden uns jedenfalls in die Diskussion einbringen."
Lachendes & weinendes Auge
Claudia Flatscher, Geschäftsführerin des Tourismusregionalverbandes Hochsteiermark: "Größere mehrgemeindige Verbände machen durchaus Sinn. Ich sehe die Fusion mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Weinend deshalb, weil auch in kleinen Verbänden gute Arbeit geleistet wurde und tolle Projekte umgesetzt wurden."
Auch ein Vorteil: Die Wortungetüme so mancher Verbände verschwinden ab Oktober 2021.
Der Beitrag zur Pressekonferenz in Graz:
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