PIlotprojekt in St. Lorenzen im Mürztal
St. Lorenzen setzt auf "grüne" Mähroboter (+Video)

Lukas Wittreich inmitten seiner Damen-Herde.
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  • Lukas Wittreich inmitten seiner Damen-Herde.
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Schwer zu mähende Hänge und Böschungen sollen in Zukunft von Schafen und Ziegen abgefressen statt mit Maschinen gemäht werden; derzeit läuft dazu ein Pilotprojekt.

EIn etwas ungewöhnliches Bild bietet sich derzeit in einem Rückhaltebecken in St. Lorenzen: Schafe und Ziegen, insgesamt sieben an der Zahl, grasen in der riesigen Senke, die eigentlich zum Schutz vor Hochwasser errichtet wurde. Spaziergeher und auch Anrainer staunten nicht schlecht, als quasi über Nacht tierische Nachbarn eingezogen sind. Der Grund dafür ist aber schnell erklärt: Es handelt sich dabei um ein Pilotprojekt, das nach einer Evaluierung in den nächsten Tagen ab kommenden Jahr schon fix zum Ortsbild gehören könnte, wie Bürgermeisterin Petra Weberhofer erklärt: "Zwei Bewohner unserer Gemeinde – die Zwillinge Lukas und Tobias Wittreich – hatten aus einem Umweltgedanken heraus die Idee,  an exponierten Stellen Schafe und Ziegen anstatt Maschinen für die Mäharbeiten einzusetzen. Derzeit grasen die Tiere eben im Rückhaltebecken, angedacht ist, ab nächstem Jahr die Tiere an schwer zugänglichen Stellen wie neben Bächen, Böschungen und Hängen einzusetzen und damit unseren Gemeindearbeitern schwere körperliche Arbeit abzunehmen."

Marktlücke entdeckt

Dass dieser "grüne" Gedanken Einzug in die Gemeindeführung St. Lorenzen gefunden hat, ist den beiden Brüdern Lukas und Tobias Wittreich zu verdanken. Sie haben sich im heurigen Jahr die sieben Tiere angeschafft und sich die Idee der umweltschonenenden Grünraumbewirtschaftung im deutschen Raum abgeschaut. "Dort ist es seit Jahren Gang und Gäbe, dass Grünflächen von Schafen und Ziegen abgefressen werden. In Wien ist das auch ganz häufig der Fall, nur bei uns ist das eigentlich noch eine Marktlücke", weiß Lukas Wittreich, der an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Agrarwissenschaft studiert. Die Vorteile liegen auf der Hand: man erspart sich lästige Mäharbeiten an schwer zugänglichen Stellen, die Tiere fressen sowohl Gras (Schafe) als auch Gehölze (Ziegen) in der genau optimalen Menge und Länge, die gewichtmäßig leichten Tiere richten keinen Flurschäden an und die Biodiversität (Artenvielfalt) bleibt besser erhalten – und auch preismäßig haben die vierbeinigen Mähroboter einen Vorteil gegenüber den Maschinen.

Besondere Rassen

Bei den Tieren handelt es sich um vier Burenziegen und drei Dorperschafe und natürlich haben alle einen Namen: Eva, Dorli, Taunerl, Frieda, Edith, Sieglinde und Waltraud. Einmal pro Tag besucht einer der Burschen die Tiere, um nach dem Rechten zu sehen und ihnen kleine Leckereien vorbeizubringen. Die Tiere können sich bei Bedarf jederzeit im beigestellten Anhänger unterstellen, wobei ihnen trockene Kälte egal ist. "Nasskaltes Wetter mögen sie nicht, da stellen sie sich dann gern irgendwo unter", erklärt Lukas. 
Noch ein bis zwei Wochen werden die Tiere im Rückhaltebecken grasen, ehe sie über den Winter im Stall von Gerhard Schäffer in Mödersdorf, wo Tobias beschäftigt ist, untergebracht werden. Im nächsten Jahr ist dann Nachwuchs zu erwarten, denn die beiden Burschen wollen ihre Herde vergrößern. "Unser Ziel ist es, eine effiziente und schlagkräftige Herde aufzubauen, wir denken an ca. 30 bis 40 Tiere. Diese möchten wir dann quasi an Interessierte vermieten, das können Gemeinden genauso sein wie Privatpersonen oder Firmen, die eben schwer zugängliche Grünflächen pflegen müssen."
Vorbereitet werde müssen dafür gar nichts: "Wir schauen uns das Grundstück vorher an, bringen alles mit was nötig ist, zäunen das Gebiet ein und lassen die Tiere so lange wie nötig grasen", erklärt Lukas. Der Preis richtet sich nach Arbeitsaufwand und ist Verhandlungssache.
Wer an diesem grünen Service interessiert ist, kann sich an die Marktgemeinde St. Lorenzen wenden, die gerne den Kontakt zu den beiden Wittreich-Zwillingen herstellt.

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