Wirte: "Wir wollen arbeiten und keine Bittsteller sein"

Verärgert: Franz Friessnegg mit Sohn Hannes vom Restaurant Schicker in Kapfenberg. | Foto: Martin Meieregger
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Zum zweiten Mal hat der Staat eingegriffen und die Gasthäuser zugesperrt. Das sagen die Wirte dazu.

Gastronomen und Beherbungsbetriebe sind vom Lockdown zusammen mit den Kulturschaffenden am stärksten betroffen. Wir haben uns umgehört:

Hochschwabwirt Kurt Reiter, Thörl: "Ich warte immer noch auf Zuwendungen vom ersten Lockdown. Jetzt sind wir im zweiten Lockdown und uns werden Umsatzentschädigungen von bis zu 80 Prozent versprochen. Mein Vertrauen in solche Versprechen ist geschwunden. Schauen wir, was tatsächlich kommt. Wir haben zwar mit unserem Abholservice begonnen, aber wer weiß, ob uns diese Selbstinitiative nicht auf den Kopf fällt."

]Alfred Grabner führt das Sporthotel in Kapfenberg. | Foto: Maili
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Alfred Grabner vom Sporthotel Kapfenberg – er ist Spartensprecher der Wirtschaftskammer für die Hotellerie: "Für die Nächtigung von Gewerbekunden dürfen wir das Sporthotel offen halten, für unsere Hotelgäste kochen wir auch aus. Von Montag bis Mittwoch bieten wir von 18 bis 20 Uhr auch ein Abholservice für Speisen und Getränke an.  In Summe ist es eine extrem schwierige Situation für die gesamte Branche. Zumal die Regelungen und Förderzusagen erst spät konkretisiert wurden."

Turmwirt Josef Monschen in Mürzhofen: "Ob die Maßnahmen gesundheitlich gerechtfertigt sind, kann und will ich gar nicht beurteilen. Ich vertraue darauf, dass sie wissen, was sie tun. Es ist aber halt auch so, dass gerade die Speisegastronomie nicht der Treiber des Infektionsgeschehens war. Wir haben wieder auf Abholung umgestellt, und dürfen Zimmer für Berufstätige anbieten. Ob wir wieder in Kurzarbeit gehen, kann ich noch nicht sagen, das hängt von den Hilfsmaßnahmen und den versprochenen 80 Prozent der Umsatzeinbußen ab. Vorrangiges Ziel muss sein, die Existenz zu wahren und Mitarbeiter zu halten."

Sepp Monschein: Trotz "Sicherer Gaststätte" musste der Turmwirt schließen. | Foto: Hackl
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Vorwurf der "Bananenrepublik"

Aufgrund der aktuellen Verordnung bleibt der Roanwirt in St.Lorenzen geschlossen. "Wir haben uns aus einigen Gründen dazu entschieden, dass es vorerst keinen Abholservice bei uns geben wird. Wir freuen uns jedoch schon wieder auf zahlreiche Besuche ab 1. Dezember und bedanken uns, dass uns unsere Gäste über den Sommer so großartig unterstützt haben", heißt es auf der Facebook-Seite.

Hart ins Gericht mit den Verordnungen geht Franz Friessnegg vom Restaurant Schicker in Kapfenberg, er sprach von "Bananenrepublik und einer Staatsspitze, der unsere Branche sch...egal ist." Die Vinothek blieb geöffnet, "und ich habe lange überlegt, ob ich ein Abhol- und Lieferservice einrichte. Letztendlich haben wir es riskiert."

Hannes Pircher-Riegler vom Restaurant Riegler am Brucker Hauptplatz nutzt den Lockdown "für Installations- und Renovierungsarbeiten in unserem Haus, um am Mittwoch, 2. Dezember, auf dem neuesten Stand wieder starten zu können."

Bernd Seifert vom Brucker Cafe' Pankraz schrieb an Kanzler Kurz: "Es kann ja nicht ihr Ernst sein, uns weismachen zu wollen, dass in Gastronomie und Hotellerie mehr Kundenkontakt und damit mehr Reibungspunkte passieren als im Handel speziell der großen Ketten. . . . . Die meisten in unserer Branche sind familiengeführte Betriebe, die es als erstes verdienen, gleich behandelt zu werden, um das zu erhalten, was Großeltern, Eltern und unsere Wenigkeit aufgebaut haben."

Kein Statement will Karolin Schäffer vom Gasthof Schäffer in Neuberg abgeben. Liefer- und Abholservice von Freitag bis Sonntag wird im November jedenfalls angeboten, ebenso hat der Genussladen mit regionalen Produkten vor dem Gasthof von Donnerstag bis Sonntag geöffnet.

Ruhig ist auch im Gasthaus Rantsch in Veitsch. Gabi Scheikl: "Bis zum zweiten Lockdown war es die stärkste Sommersaison seit es das Restaurant gibt. Wir sind als Team auch in der Umsetzung der Corona-Maßnahmen zur Höchstform aufgelaufen. Die zugesagte Unterstützung ist schön und gut, aber ich will arbeiten und nicht auf Unterstützungen angewiesen sein. Ich bin es nicht gewohnt, Bittsteller zu sein. Der Neustart nach dem Lockdown wird weitaus mühsamer sein als im Mai. Jetzt sind alle in der Branche endgültig verunsichert."

"Das Jahr is a Hundling", bringt es Roland Ebenbauer vom Steirish Pub in Mürzzuschlag auf den Punkt. Beim Auftritt von Stefan Wedam im letzten Jahr war die Welt noch in Ordnung.  | Foto: Veitschegger
  • "Das Jahr is a Hundling", bringt es Roland Ebenbauer vom Steirish Pub in Mürzzuschlag auf den Punkt. Beim Auftritt von Stefan Wedam im letzten Jahr war die Welt noch in Ordnung.
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"Das Jahr is a Hundling" spricht Roland Ebenbauer vom Steirish Pub in Mürzzuschlag wohl nicht nur allen Wirten aus der Seele. Auch er musste mit Anfang November wieder schließen. "Bei meiner Größenordnung ist es noch halbwegs verkraftbar, ich habe nur eine Kellnerin, wir schaffen das schon, aber ich habe viele Kollegen in Wien, die können sich brausen gehen. Da wird es einige erwischen", meint Ebenbauer. "Wenn 80 Prozent des Vorjahresumsatzes ausgeglichen werden, passt das. Bisher war die Unterstützung vom Staat eher mäßig. Da hat uns die Stadtgemeinde mehr geholfen. Ich möchte jetzt aber auch kein Politiker sein", so der Inhaber vom Steirish Pub.

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