Führungswechsel bei der ÖVP Kapfenberg
"Ich möchte mit meinem neuen Team richtig Gas geben"

- Gruppenfoto beim Stadtparteitag der ÖVP Kapfenberg.
- Foto: ÖVP Kapfenberg
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Seit dem Stadtparteitag der ÖVP Kapfenberg vergangenen Mittwoch ist er der neue Stadtparteiobmann: Josef "Seppi" Adam. Im Woche-Interview spricht er über seine künftigen Pläne und warum er Gegenwind verspürt.
KAPFENBERG. WOCHE: Vergangenen Mittwoch fand der Stadtparteitag der ÖVP Kapfenberg statt, was hat sich dort getan?
JOSEF ADAM: Zuerst einmal: Es waren erfreulicherweise rund 50 Teilnehmer, was ein starkes Signal für die ÖVP Kapfenberg ist. Es gab am Mittwoch, wie alle fünf Jahre laut Statut vorgesehen, die Neuwahl des Parteiobmannes und des Vorstandes. Ich habe für die Position des Stadtparteiobmannes kandidiert und wurde mit 69 Prozent der Stimmen gewählt.
Es gab also offensichtlich auch Gegenwind? Wogegen hat sich dieser gerichtet: gegen die Tatsache der Veränderung oder speziell gegen Ihre Person?
Ja, ich denke es ist einerseits die Tatsache der Veränderung, andererseits liegt es aber sicherlich auch an meiner Person.

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Was genau wird an Ihrer Person kritisiert?
Ich habe oft eine sehr klare Linie, eine sehr klare Meinung und ich weiß, dass ich Ecken und Kanten habe. Ich traue mich zu sagen was ich denke, und das werde ich auch beibehalten. Für mich steht immer die Person im Vordergrund und nicht die Position, ich rede daher mit allen gleich – und damit können halt viele nicht umgehen in der Partei. Aber ich bin ja nicht in die Politik gegangen, um neue Freunde zu finden. Mir sind aufrichtige 69 Prozent lieber als falsche 100 Prozent. Und daher sehe ich das als Bestätigung: ich arbeite ja nicht für die Partei, sondern für die Leute.
Warum haben Sie sich für diese Position beworben?
Ich bin ja schon seit 2004 dabei. Ich habe mich beworben, weil ich etwas bewegen, etwas verändern möchte, sowohl für die Stadt Kapfenberg als auch für die Region. Ich habe meine Kandidatur eigentlich schon zu Jahresbeginn beschlossen, denn reden alleine ist zu wenig, man muss auch tun.

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Sie haben jetzt in Kapfenberg das Partei-Ruder übernommen, wo soll die Reise hingehen?
Im Jahr 2025 ist die nächste Gemeinderatswahl-Wahl, unser Ziel ist natürlich ein Stimmenzuwachs. Wir hatten bei der letzten Wahl 1.608 Stimmen; unser Ziel ist, bei der nächsten Wahl 2.025 Stimmen zu bekommen; die hatten wir zuletzt schon, im Jahr 2010 mit einem guten Ergebnis in Parschlug und Kapfenberg. Wir haben in Kapfenberg ein massives Demokratieproblem, es gehen mehr als 10.000 Menschen nicht zur Wahl. Diese wollen wir mobilisieren, und zwar mit guter, authentischer und überzeugender Arbeit. Und wir wollen eigenständiger sein, keine Mitläuferpartei von der Landes- und Bundesorganisation. Wir wollen mehr eigene Themen spielen, unabhängiger sein.
Welche Rolle soll die ÖVP in Kapfenberg mit Ihnen als Obmann künftig spielen?
Die ÖVP Kapfenberg war von 2015 bis 2020 eine Mitläuferpartei. Das Ziel muss jetzt sein, dass sich die ÖVP Kapfenberg zu einer Partei mit Gestaltungskraft weiterentwickelt. Wir wollen stärker werden; wir haben derzeit sechs von 31 Mandaten, da ist noch viel Luft nach oben. Ich möchte jetzt mit meinem neuen, jungen Team richtig Gas geben, aber wir müssen uns halt auch erst beweisen. Neu mit zentralen Funktionen im Team sind Eva-Maria Petritsch als Kassierin und als Schriftführer Nicolas List sowie die fünf Stellvertreter Carina Thaler, Eva-Maria Petritsch, Markus Dirschlmayr, Walter Leitner und Reinhard Falkner. Als Umeltreferent konnte Alexander Waldmüller gewonnen werden.

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Können Sie sich auch vorstellen, irgendwann Vizebürgermeister zu sein?
Ja, auf jeden Fall.
Was genau würden Sie in der Partei insgesamt verändern?
Veränderungen müssen meiner Meinung nach an der Basis passieren. Die ÖVP täte gut daran, bei der Personalauswahl darauf zu achten, was jemand mitbringt. Dabei wären drei Dinge aus meiner Sicht wichtig zu beachten: Grundvoraussetzung für jemanden, der ein Landtags- oder Nationalratsmandat bekommt, soll sein, dass er zumindest fünf Jahre im Gemeinderat seiner Heimatgemeinde gesessen ist, damit er die Knochenarbeit an der Basis kennenlernt. Wichtig wäre auch, dass derjenige zumindest fünf Jahre lang außerhalb der Politik sein Geld verdient hat, um unabhängiger sein zu können und freier arbeiten zu können. Und drittens sollte jeder Landtags- und Nationalratsabgeordnete jährlich einen Leistungsbericht abliefern müssen. Diese drei konkreten Forderungen gehören meiner Meinung nach in die Statuten, denn damit würde man bewusst aussieben, wer weiter kommt. Jeder Mandatar braucht meiner Meinung nach dieses Fundament.
Wieviele Mitglieder hat die ÖVP Kapfenberg aktuell?
425 sind es aktuell, gestern waren 48 wahlberechtigt und insgesamt mit Externen rund 60 Anwesende.

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Sie sind ja nicht hauptberuflich Politiker, was machen Sie beruflich?
Ich arbeite an der Montanuniversität Leoben am Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft, bin da hauptsächlich im Projektmanagement tätig. Ich bin aber auch Betriebsratsstellvertreter des wissenschaftlichen Universitätspersonals an der Montanuni. Ich möchte in den nächsten Jahren meine Dissertation schreiben.
Privates
41 Jahre alt
Eine (bald) achtjährige Tochter
lebt von der Mutter des Kindes getrennt

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Hobbys:
Wandern
Spazieren
Oberlandler Rennfelder z'Bruck (Sepplbauer)
Almsaunarunde
Brucker Altherren (Fußball)
Lieblingsplatzerl in Kapfenberg
Das Wegscheidkreuz am Emberg; da gibts die perfekte Aussicht und es tut Körper und Geist gut, dort oben zu sitzen bzw. rauf zu gehen.
Warum/wie sind Sie in die Politik gekommen?
Meine erste Wahl hat mich geprägt. Ich bin mit meinen Eltern zur Wahl gegangen, meine Mutter war sehr darauf bedacht, dass ich die ÖVP wähle. Dann haben wir auf dem Weg zur Urne aber den Manfred Wegscheider getroffen, der uns freundlich begrüßt hat. Ich habe dann auch den Manfred Wegscheider gewählt, meine Mama war natürlich verärgert. Von dort an habe ich mich für die Politik zu interessieren begonnen, hatte aber keinen Anknüpfungspunkt für eine spezielle Partei. 2003/2004 bin ich dann über Harald Frager, der Obmann im Fußballverein Rapid Kapfenberg war und sich für die ÖVP engagiert hat, zur ÖVP gekommen. Da habe ich dann den Erwin Fuchs kennengelernt, den ich sehr schätze, der Handschlagqualität hat und jungen Menschen Orientierung gibt. Vorbilder in dem Sinn habe ich nicht, aber sehr angesprochen hat mich immer der Gerhard Hirschmann mit seinen Visionen. Mit ihm habe ich mich auch mehrfach ausgetauscht.
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