Nachbar in Not

Putin und die Gerechten

Nachdem "Nachbar in Not" unsere Nachbarn inzwischen auf den Philippinen und in Syrien wahrnimmt, ist es wohl legitim, als "Regionaut" auch die Halbinsel Krim nachbarschaftlich zu betrachten. Schließlich wurde die Welt ja schon längst zum globalen Dorf.

Wer die Ereignisse der letzten Wochen in der Ukraine verfolgte, weiß wohl inzwischen, dass dort mehr Ukrainer im Westen, aber mehr Russen im Osten leben (über 8 Millionen), auch auf der Krim. Und Russland sieht dort seine Interessensphäre, das ist schon lange so. Die Vertreibung des korrupten Janukowitsch durch militante Demonstranten, die auch von Putin nichts wissen wollen, brachte dem Land ein gefährliches Machtvakuum. Angeheizt noch dazu durch ein Gesetz, dass Russisch als Amtsprache verbieten sollte (Selbst unsere kleine Minderheit, die Slowenen, hat ihre Amtssprache). Dümmer ging es nicht. Statt die Russen ins Boot zu holen, setzten nationalistische Dummköpfe auf Ausgrenzung.

Putin ist zwar nicht Hitler (wie Fürst Schwarzenberg meinte), aber auch nicht zimperlich mit seinen Gegnern und er erkannte die Gunst der Stunde, die Krim "sich unter den Nagel zu reissen". Bis zurzeit ankert seine Schwarzmeerflotte ja im ukrainischen Ausland, befristet bis 2042. Dann müssten sich die Russen eine anderen Hafen suchen.

Die Krim war ja schon einmal vor 160 Jahren (1853 - 56) ein heisses Pflaster, als damals Frankreich und Großbritannien (noch ohne EU) den Osmanen (natürlich) völlig uneigennützig zu Hilfe eilten und es auf der Krim und Umgebung heiß herging.

Heute ist es die EU, die Janukowitsch nicht besonders mochte (und umgekehrt) und die den Umsturz mit einigem Wohlwollen beobachtete (schließlich boxte ja Klitschko gerne in Deutschland). Mehr ziert sie sich, wenn´s um´s Geld geht. Die Ukraine ist leider auch bankrott und braucht viel Geld, 20 Milliarden locker (ein Klackserl gegen das, was die Banken brauchten). Aber Wohlwollen ist billiger und so schimpft der Chor der EU-Regierungschefs und Aussenminister samt Obama und seinem Secretary of State Kerry wie die Rohrspatzen in Richtung Putin: Ausschluss aus G8, Konten einfrieren, Isolation. Der ist zurzeit eher ruhig, lässt aber still und leise seine Panzer rollen und Truppen aufmarschieren. De facto gehört ihm schon die Krim.

Aber sind die USA und die EU wirklich so ehrlich? Zeichnen unsere Medien nicht ein etwas einseitiges Bild? Ich habe mir die Liste jener Interventionen angesehen, wo die US-Army einmarschierte: 2004 in Haiti, 2003 3. Golfkrieg im Irak, 2001 Afghanistan, 1999 Kosovo, 1994 schon einmal Haiti, 1992 Jugoslawien, 1991 Kuwait, 1989 Panama, 1986 Libyen, 1964 Vietnam, 1961 Kuba, 1950 Korea (die kleinen Aktionen und verdeckten Operationen gar nicht eingerechnet). Zweifellos konnten so einige Diktatoren "zum Teufel" gejagt werden (was Besseres folgte jedoch gewöhnlich nicht nach), im Vordergrund standen aber immer die eigenen Interessen und die Wahrung eigener Interessenssphären.

Die aktuelle Situation ist geprägt von westlicher Heuchelei, pseudomoralischen Belehrungen und einer Ignoranz von gerne übersehenen Fakten. Vielleicht wäre eine Teilung der Ukraine gar nicht die schlechteste Lösung und würde den Wünschen der jeweiligen Bevölkerungsgruppen am ehesten entsprechen. Auf die hört die EU nämlich gar nicht. Unterstützen wir also die Ukrainer nicht nur verbal und holen sie herein, aber lassen wir auch die Russen im Osten ziehen. Auf gute Nachbarschaft.

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