Bilanz WSV Turnau
An die Spitze ohne an Spitzensport zu denken

Die Kinder des WSV Turnau waren in diesem Winter erfolgreich auf den Skipisten unterwegs. | Foto: WSV Turnau
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  • Die Kinder des WSV Turnau waren in diesem Winter erfolgreich auf den Skipisten unterwegs.
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Mit einer neuen Strategie hat sich der Wintersportverein Turnau zu einem der erfolgreichsten Skiklubs der Steiermark entwickelt. Dabei wird nicht auf die Rennsportelite gesetzt, sondern bewusst auf die breite Masse der Nachwuchsläuferinnen und -läufer.

TURNAU. Claus Marschnig als sportlicher Leiter und Bernd Fladischer als Obmann bilden die Doppelspitze des Turnauer Wintersportvereins (WSV). In kontinuierlicher Aufbauarbeit haben sie den Verein an die Spitze der steirischen Skivereine geführt. Mit einem simplen Arbeitsauftrag: "Wir forcieren ganz bewusst den Breitensport, durch die gewonnene Dichte ergeben sich Spitzenleistung faktisch von selbst" umreißt Claus Marschnig die neugewonnene Philosophie des Vereins. Rund 100 Kinder und Jugendliche werden in diversen Rennsportgruppen betreut, insgesamt umfasst der Verein knapp 500 Mitglieder, 370 davon mit einer ÖSV-Mitgliedschaft.

Im Skibezirk V (Mürztal-Hochschwab-Mariazellerland) rangiert der WSV mit 16.680 Wettkampfpunkten an erster Stelle vor den Skiklubs Aflenz und Langenwang. "Gemessen an der Zahl der Starter und der Podestplätze liegen wir in der Steiermark an der Spitze, noch vor den klassischen Skiclubs wie Ramsau oder Haus im Ennstal", erklärt Bernd Fladischer anhand der Auswertungen des steirischen Skiverbandes.

Was ist nun das Geheimnis des WSV Turnau? "Wir setzen nicht auf die Elite. Wir konzentrieren uns ganz bewusst auf die breite Masse. Wie bei einer Pyramide ergibt sich damit die Spitze fast von selbst", erklärt Claus Marschnig das Vereinsprinzip. "Die Kinder dürfen den Spaß am Skisport nie verlieren. Sie werden bei uns in den Trainings sehr wohl gefordert, aber der spielerische Faktor geht nie verloren. Nur durch diese Lockerheit können die Kinder auch gefordert werden", erzählt Bernd Fladischer.

Nachttaugliche Trainingspisten

Trainiert wird dreimal in der Woche. "Ziel ist es, die Kinder zumindest bis zur Beendigung der Unterstufe an den Verein zu binden. Bis dahin, also bis 14 Jahre, können wir auch mit den Leistungszentren mithalten", so Claus Marschnig. Mit einer Einschränkung: "Wir müssen uns mit unseren Trainingszeiten an die Unterrichtszeiten der Schulen orientieren. Hätten wir in Turnau eine Flutlichtanlage, könnten wir mit den Trainingszeiten nach hinten ausweichen", so Marschnig. Vielversprechende Gespräche mit den Liftbetreibern und der Gemeindeführung gibt es bereits.

Das Trainerteam des WSV Turnau; auf Aus- und Weiterbildung wird großen Wert gelegt, | Foto: WSV Turnau
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Ein Beispiel wie die neue Philosophie wirkt, zeigt sich an diesem Beispiel: "Beim ersten Kinderrennen haben nicht wir die Selektion vorgenommen, sondern wir haben den Kindern und den Eltern die Entscheidung überlassen, ob sie am Rennen teilnehmen wollen oder nicht. Wir waren von der großen Zahl der Teilnehmer überrascht, aber auch von den guten Ergebnissen", so Bernd Fladischer. Der Erfolg stellt sich ein: "Hatten wir früher fünf oder sechs Starterinnen und Starter, so sind es jetzt fünfzig", erklärt Marschnig.

Für Claus Marschnig, der selbst Europacuprennen gefahren ist, setzt im Skisport die Spezialisierung zu früh ein. "Es macht wenig Sinn bereits im Volksschulalter einen Kinderkader in der Steiermark zu führen. Somit fallen viele Talente durch den Rost, die sich oft erst später entwickeln." Der Leistungsdruck setzt zu früh ein, dadurch steigt die Gefahr von schweren Verletzungen bereits im Kindesalter, viele Karrieren erleiden bereits hier Schiffbruch.

Skifahren als Wirtschaftsfaktor

Der Skiklub ist für Turnau auch ein Wirtschaftsfaktor. Einerseits wird dadurch der Liftbetrieb mit abgesichert, andererseits profitiert der ganze Ort von der Wertschöpfungskette, die über die vielen Skirennen in Gang gesetzt werden. Allein in diesem Winter wurden von sieben Bezirkscuprennen vier in Turnau ausgetragen, zwei davon hat der WSV selbst ausgetragen.

Auch das Brucker Firmenskirennen wird über den WSV in der Schwabenbergarena ausgetragen. | Foto: Schiklub Bruck
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"Bei diesen Rennen sind bis zu 200 Kinder und Jugendliche am Start. Mit den begleitenden Eltern und Großeltern rührt sich da schon was in Turnau", so Bernd Fladischer, der für den WSV die Rennen abwickelt. "Mit den Rennen wie zum Beispiel die Brucker Firmenskirennen oder den FIS-Städteskirennen können wir unser Budget auffetten, was wiederum dem Kinderbereich zugute kommt."

Beim WSV Turnau fiebert man mittlerweile dem Jahr 2025 entgegen. In diesem Jahr wird nämlich das 100-jährige Bestehen des Wintersportvereins gefeiert. "Wir werden es krachen lassen", verspricht Bernd Fladischer.

Mehr Infos zum WSV-Turnau gibt es hier

Link:
• Skibezirke Steiermark
• Steirischer Skiverband
• ÖSV

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