Stets linientreu
Der Tragösser Michael Kemeter hält bereits
mehrere Weltrekorde im Slacklinen. Künftig
will er mit dem Slacklinen sein Geld verdienen.
Etwas müde sitzt er da. Eben hat Michael Kemeter seine Slacklines beim Spielefest im Kapfenberger Stadion abgebaut. In der Nacht zuvor ist er erst nach einer 1500-Kilometer-Fahrt aus Millau in Frankreich heimgekommen. Bei den diesjährigen Natural Games in Millau hat er mit der Erstbegehung der weltlängsten Highline über 86 Meter für Aufsehen in der Trendsportszene gesorgt. Dreieinhalb Minuten war Michael Kemeter bei seinem Weltrekord-Gang unterwegs.
âhnlich dem Seiltanzen
Slacklinen ist eine Trendsportart ähnlich dem Seiltanzen, bei der man auf einem Gurtband balanciert, das zwischen zwei Befestigungspunkten gespannt ist. Die Anforderungen des Slackens an den Sportler sind ein Zusammenspiel aus Balance, Konzentration und Koordination. Dadurch eignet es sich auch sehr gut als Zusatztraining für Sportarten wie Klettern und Schifahren.
Seit vier Jahren balanciert der 22-jährige Michael Kemeter aus Tragöß an allen möglichen beziehungsweise unmöglichen Orten auf seiner Slackline. Im Juni hat er eine Slackline über den Grünen See gespannt und ist 105 Meter über den See balanciert. So eine lange Waterline hat bisher noch keiner geschafft. "Motiviert dazu hat mich das sieben Grad kalte Wasser, da wollte ich auf keinen Fall hineinfallen", erzählt Michael Kemeter.
Bis vor kurzem hielt er mit 217 Metern auch den Weltrekord für die größte Longline-Distanz. Bei Long-Line und Water-Line ist die Slackline nur knapp über den Boden beziehungsweise Wasser gespannt. Der Sportler ist dabei ungesichert unterwegs. Bei der Highline ist der Sportler mit einem Kurzseil und einer Ersatzline gesichert. Michi Kemeter macht jedoch auch ungesicherte Highline-Begehungen.
"Bin kein Risikotyp"
Als Risikotyp bezeichnet er sich nicht: "Balance, Koordination und Konzentration sind die wichtigsten Faktoren, wenn ich über eine Highline balanciere. Nur wenn ich mir sicher bin, dass diese Faktoren optimal miteinander kommunizieren, kann ich in wichtigen Situationen über mich hinauswachsen. Deswegen sind diese Erfahrungen für mich meist sehr intensiv und verlangen ein hohes Maß an Selbsteinschätzung."
Zum Slacklinen ist Michael Kemeter übers Klettern gekommen. Vom Klettern ist nie mehr losgekommen, klettern wird er auch weiterhin. Beim Sportklettern hat er es bis zum 11. Schwierigkeitsgrad gebracht, beim Alpinklettern immerhin bis zum 10. Free solo ist er auch schon einmal 10-minus geklettert. "Vor der Haustür, beispielsweise im Grazer Bergland oder auf der Hinterseite der Veitsch gibt es unzählige Routen in den verschiedensten Schwierigkeitsgraden. Die Obersteiermark ist für mich ein Paradies", sagt Kemeter.
Sportschütze als Beruf
Bis August ist Michael Kemeter noch beim Bundesheer in Graz engagiert. Als Sportschütze ist er im Bereich Pistole als Heeres-Leistungssportler seit 2007 tätig. Fünf Staatsmeistertitel, mehrere österreichische Rekorde und Teilnahmen bei Welt- und Europameisterschaften waren seine nennenswertesten Erfolge im Schießen. "Mit dem professionellen Schießen werde ich aufhören, die Schulter ist durch die dauernden Rückstöße in Mitleidenschaft gezogen worden und raubt mir die Präzision", sagt Michael Kemeter.
Künftig will er mit Slacklinen sein Geld verdienen. "Slacklinen als Bewegungsinitiative für die Jugend hat Charme", sagt er lächelnd.
Autor Markus Hackl
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