Hans Madertoner: "Ich war mit Leib und Seele Kammerobmann"

Johann Madertoner stellt sich nicht mehr der Wahl. | Foto: Martin Meieregger
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  • Johann Madertoner stellt sich nicht mehr der Wahl.
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16 Jahre war Johann Madertoner Obmann der Landwirtschaftskammer Obersteiermark. Jetzt hört er auf.

Am Samstag, 7. Dezember, findet in der Landwirtschaftsschule Hafendorf in Kapfenberg die Kammervollversammlung mit Neuwahl des Kammerobmannes statt. Nach 16 Jahren als Obmann stellt sich Johann Madertoner nicht mehr der Wahl. Die Wahl seines Nachfolgers, Johann Eder-Schützenhofer aus Freßnitz bei Krieglach, ist eigentlich nur mehr Formsache. Die WOCHE sprach mit dem langjährigen Kammerfunktionär – seit 2001 als Funktionär tätig, seit 2003 als Obmann – über seine Beweggründe, aus der Vollversammlung auszuscheiden.

Hans Madertoner, gehen Sie mit Wehmut, oder doch mit leichtem Herzen?
HANS MADERTONER: Beides, ich bin mit Leib und Seele Obmann, aber ich bin froh, dass es mit Johann Eder-Schützenhofer einen kompetenten Nachfolger gibt. Eine geordnete Übergabe war mir ein Anliegen, und in der heutigen Zeit muss man jedem danken, der noch eine ehrenamtliche Funktion annimmt.

Wie schwer ist es heutzutage, als Landwirt zu überleben?
Es wird immer schwieriger. Die Produktionspreise sind nicht angepasst. Für kleinere Betriebe ist die Landwirtschaft ohne Nebenerwerb nicht schaffbar. Bei der Veredelung, zum Beispiel bei den Direktvermarktern, stimmt zwar der Preis, aber hier machen uns die überstrengen Auflagen das Leben schwer. So gibt es ja kaum mehr Schlachträume direkt bei den Bauern.

Wie kann die Kammer helfen?
Die Kammer ist eine unverzichtbare Serviceeinrichtung für die Bauern. Förderabwicklungen oder Einreichungen von baulichen Maßnahmen laufen zum überwiegenden Teil über die Kammer. Trotz Digitalisierung werden nur fünf Prozent der Mehrfachanträge online abgewickelt, 95 Prozent laufen über die Kammer. Für die Bauern bedeutet das auch Sicherheit. Wir haben bei unseren Mitgliedern auch unsere Serviceleistungen abgefragt, unsere Bezirkskammer wurde mit der Höchstnote bedacht, das macht schon auch stolz.

Wo endet der Handlungsspielraum für die Kammer?
Wir würden dringend eine Verwaltungsvereinfachung brauchen, Abwicklungen mit Ministerien oder der AMA werden immer schwieriger. Auch bei der Tierhaltung und beim Tierwohl reden zu viele Institutionen mit. Man sollte schon noch zwischen Haustier und Nutztier unterscheiden.

Sind die Kammern in der heutigen Form noch zeitgemäß?
Absolut. Gottseidank waren wir die erste Kammer, die auf eine größere Einheit fusioniert hat – aus Bruck, Mürzzuschlag und Leoben wurde die Bezirkskammer Obersteiermark. Hätten wir damals zugewartet, dann würden wir jetzt in einer noch viel größeren Einheit sitzen. Unsere Bezirkskammern wurden zu Kompetenzzentren ausgebaut. Die Landjugend, die Bäuerinnenorganisationen und die LFI-Bildungseinrichtungen sind jetzt unter einem gemeinsamen Dach. Der Informationsdruck auf unsere Kammermitarbeiter ist enorm gestiegen. Eben durch die Digitalisierung erwartet jeder sofort eine Antwort auf seine Fragen – am besten rund um die Uhr.

Pflichtmitgliedschaft: Ja oder nein?
Ja! Umfragen haben ergeben, dass die Mehrheit der Mitglieder für die Pflichtmitgliedschaft ist. Das ist wichtig für die Budgetsicherheit, um die Serviceleistungen aufrechtzuerhalten.

Was fangen Sie jetzt mit Ihrer dazugewonnenen Freizeit an, oder kennt man das als Bauer gar nicht?
Das ist meine kleinste Sorge, aber ich freue mich auf mehr Zeit für die Musik und die Jagd.

Hans Madertoner wurde fotografiert von Martin Meieregger

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