Zahlen sind "nur" die Folge von guten Mitarbeitern und guter Marktposition
WOCHE-Tischgespräch mit Wolfgang Plasser, CEO von Pankl Systems Austria, ein Unternehmen, das förmlich durch die Decke geht.
8.800 Quadratmeter! Das neue Getriebewerk im Industriepark Kapfenberg steht. Läuft alles nach Plan?
WOLFGANG PLASSER: Ja, wir produzieren schon Testteile. Die Serienproduktion beginnt im September und der Bedarf unseres Ankerkunden, unserer Schwesterfirma KTM, ist größer als geplant.
Verraten Sie uns ein paar Eckpunkte dieser größten Investition?
Investiert wurden 36 Millionen Euro, 40 Mitarbeiter sind aktuell beschäftigt und werden Zahnräder und Wellen für Getriebekomponenten fertigen. Beim Endausbau in etwa drei Jahren werden bis zu 140 beschäftigt sein.
Pankl steht für Rennsport (vor allem Formel 1), Luxusautomobil- und Luftfahrtindustrie. Können Sie anschauliche Beispiele nennen?
Wir produzieren Motorkomponenten wie Pleuel und Kolben, Antriebskomponenten, das sind z.B. Wellen für Propeller oder Turbinenschaufeln sowie Fahrwerkskomponenten wie Aluminiumradträger und Querlenker als Aufhängungsteile für Autos.
Wie kam 2016 das beste operative Ergebnis und eine Umsatzsteigerung auf 186 Millionen Euro zustande?
Der Markt mit einer Umsatzsteigerung von 7 Prozent in Verbindung mit effizienterer Produktion hat zu rund 28 Prozent Ergebnisverbesserung geführt.
Sie schaffen sich neue Standbeine naben dem Rennsport. Warum?
Man muss das bestehende Know-How dort einsetzen, wo Wachstumspotential da ist. Wir konnten den Gewinn aufgrund der Reglementänderung in der Formel 1 zuletzt um 16 Prozent steigern, aber der Rennsport schrumpft seit über 10 Jahren.
Sind Zahlen das wichtigste Kapital?
Nein, ganz klar ist es das Know-How der Mitarbeiter in Verbindung mit dem Markt. Die Zahlen sind letztendlich nur eine Folge davon.
Ist es schwieriger geworden, gutes Personal zu finden?
Bei den Lehrlingen, aktuell 60, werben wir in Schulen. Und für die Suche nach Fachkräften hilft uns die gute Zusammenarbeit mit FH, HTL und Unis. Vielleicht kommt uns zugute, dass die Formel 1 doch ein „Sexy-Bereich“ ist.
Sie bilden auch Flüchtlinge aus Afghanistan und dem Irak aus. Wie geht es mit den beiden?
Es geht gut. Die Sprachkenntnisse reichen für die Kommunikation im Werk und wenn sie in der Berufsschule etwas länger brauchen, macht es auch nichts. Jedenfalls werden wir auch im Herbst wieder welche aufnehmen.
Als nächstes soll ein Werk für Turbinenwellen für Flugzeug-Triebwerke entstehen. Wieder in der Region?
Ja, ich bin ein Fan von Bruck und Kapfenberg. Auch weil die Zusammenarbeit mit sämtlichen Behörden von Stadt und Land gut funktioniert. Die Vorbereitungsmaßnahmen laufen und wir prüfen derzeit Grundstücksvarianten.
Nehmen Sie sich als CEO (Chief Executive Officer) Zeit, um mit den Mitarbeitern zu sprechen?
Ja, das ist mir sehr wichtig. Auch ich möchte wissen, wo der Schuh drückt und viele wollen gewisse Botschaften anbringen. Natürlich ist es bei rund 1.000 Mitarbeitern (800 in Österreich) nicht ganz einfach. Zuletzt bin ich zu Weihnachten durch die Betriebe gegangen und habe Schokolade verteilt.
Ein älterer Nachbar fragt Sie um Ihre Position. Was antworten Sie – dass er es versteht?
(Lächelt) Vieles ist heute internationalisiert, so bin ich halt jetzt CEO. Früher hätte ich Generaldirektor oder Vorstandsvorsitzender geheißen. Aber die Aufgaben bleiben die gleichen.
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