Ansturm auf Tickets
Wiener Staatsoper lässt Anna Netrebko auftreten

Umstritten: Anna Netrebko im Bild mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov.  | Foto: Franz Neumayr/MMV
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  • Umstritten: Anna Netrebko im Bild mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov.
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Die Wiener Staatsoper hat am Freitag zu Saisonbeginn eine Spielplanänderung angekündigt.  Roberto Alagna und Sonya Yoncheva mussten ihre geplanten Auftritte als Eléazar und Rachel in der Wiederaufnahme von La Juive krankheitsbedingt absagen. In La bohème tritt Anna Netrebko drei Mal auf.

ÖSTERREICH. Die kurzfristigen Ausfälle erzwingen eine Umplanung an der Wiener Staatsoper: Statt der Wiederaufnahme werden La bohème und eine zusätzliche Vorstellung von Carmen in anderen Besetzungen gezeigt. 

In La bohème wird an drei Abenden (5., 11. und 18. September) die Rolle der Mimì von der Wahlösterreicherin und russischen Opernsängerin Anna Netrebko gesungen werden, am 8. September von Eleonora Buratto. 

Kritik an Netrebko

Kritik an der Sopranistin Netrebko hagelte es nach Kriegsbeginn von vielen Seiten wegen ihrer fehlenden ausreichenden Distanzierung im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Die Bayerische Staatsoper hatte heuer im Frühling Netrebkos Engagement aufgelöst.

Netrebko war nach ihrer Erklärung gegen den Angriff von Wladimir Putin auf die Ukraine im Frühsommer aber auch an einer Oper in ihrer russischen Heimat in Ungnade gefallen. Ein für den 2. Juni angesetztes Konzert in Nowosibirsk fiel aus, wie die Oper in der sibirischen Metropole mitteilte. Grund sei eine Mitteilung der Künstlerin, in der sie die Handlungen „unseres Staates“ verurteile. „Das Leben in Europa und die Möglichkeit, auf europäischen Bühnen aufzutreten, sind für sie wichtiger als das Schicksal der Heimat“, hieß es in der Mitteilung des Staatlichen Akademischen Theaters für Oper und Ballett. 

Weitere Besetzungen von La Juive

Vittorio Grigolo wird die Rolle des Rodolfo übernehmen. Der in La Juive als Kardinal Brogni besetzte Günther Groissböck verkörpert Colline, George Petean den Marcello. Die Eudoxie der Juive-Serie, Nina Minasyan, singt die Musetta. Am Dirigentenpult steht Bertrand de Billy, der die Juive-Wiederaufnahme geleitet hätte. 

Tickets für La bohème und die zusätzliche Carmen-Vorstellung sind unter tickets.wiener-staatsoper.at sowie an allen Vorverkaufsstellen erhältlich, hieß es von der Staatsoper.

Webseite der Staatsoper down

Kurz nach Bekanntwerden dieser Nachricht war die Webseite der Wiener Staatsoper nicht mehr erreichbar. "Leider kämpfen wir aktuell aufgrund der hohen Nachfrage mit vorübergehenden Serverproblemen auf unserer Website. Ihre Tickets können Sie im Moment daher nicht wie gewohnt über unsere Website unter Spielplan-Kartenkauf, sondern nur direkt unter tickets.wiener-staatsoper.at, sowie natürlich auch an allen Vorverkaufsstellen kaufen", hieß es vonseiten der Staatsoper, welche die "Unannehmlichkeiten" bedauerte.

Elina Garanca in der Titelpartie von Carmen

Am 14. September steht anstelle von La Juive eine Zusatzvorstellung der Carmen auf dem Programm, wodurch für die restlos ausverkaufte Serie zusätzliche Karten verfügbar werden: Elina Garanca ist in der Titelpartie zu erleben, Piotr Beczala als Don José, Erwin Schrott als Escamillo und Slávka Zámecníková als Micaëla; es dirigiert Yves Abel.

Direktor bedankt sich bei Ensemble

Staatsoperndirektor Bogdan Rošcic:

"Die Juive ist eine besonders wichtige Produktion im Repertoire der Staatsoper, aber auch ein besonders anspruchsvolles und selten gespieltes Werk. Es war darum unmöglich, unmittelbar vor Probenbeginn eine so weitreichende Umbesetzung vorzunehmen. Umso dankbarer sind wir den nun auftretenden Künstlerinnen und Künstlern für ihre Flexibilität und ihre Bereitschaft, trotz vieler Termin-Kollisionen diese Spielplanänderung zu ermöglichen." 

Bereits gekaufte Karten für die Aufführungen am 5., 8., 11., 14. und 18. September behalten ihre Gültigkeit. Sie können auf Grund der Vorstellungsänderungen aber zurückgegeben werden.  Nähere Informationen findet man auf der Website der Wiener Staatsoper unter diesem Link.

Weitere Auftritte in Österreich geplant

Bei der Charity „Austria for Life“ am 11. Oktober (nicht, wie ursprünglich geplant, am 10. september) wird Netrebko Beethovens Arie „O Himmel, welch’ Entzücken“ im Ehrenhof von Schloss Schönbrunn aufführen. Ziel des Events ist es, Spenden für Initiativen des Projektes "Österreich hilft Österreich" zu sammeln, das vor allem benachteiligte Familien, Kinder und Jugendliche unterstützt.

„Zeichen der Solidarität für die Schwächsten“

Die Arie, die Netrebko singen wird, stammt aus Ludwig van Beethovens Kantate „Der glorreiche Augenblick“. Diese wurde 1814 zur Eröffnung des Wiener Kongresses komponiert. Netrebko will mit ihrem Auftritt „ein Zeichen der Solidarität für die Schwächsten unserer Gesellschaft setzen“. Der Text der Originalfassung sei nach wie vor aktuell, so Veranstalter Gery Keszler. „Man mag sogar die Prophezeiung eines geeinten Europas erahnen, wenn Vienna verkündet, sie sei nun Europa, ‚nicht mehr eine Stadt‘, und den Augenblick besingt, an dem sich ‚die gelöste Menschheit küsst‘“, so Keszler.

Ab Jänner auf der Bühne der Wiener Staatsoper

In den folgenden Monaten sind weitere Auftritte von Netrebko geplant. Auf dem Spielplan der Wiener Staatsoper steht, wie auf deren Internetseite zu lesen, ab 14. Jänner etwa die Wiederaufnahme der Oper „Aida“ mit Netrebko. Am 6. September 2023 ist im Wiener Konzerthaus ein Auftritt der Sopranistin, mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov geplant. Auf dem Programm stehen die „schönsten Arien und Duette der italienischen, französischen und russischen Oper“. Es handelt sich um den Ersatztermin für das ursprünglich am 7. September 2021 und später 2. Juli 2022 geplante Konzert. 

Über Anna Netrebko

Anna Netrebko erhielt im Jahr 2006 die österreichische Staatsbürgerschaft; ihre russische Staatsbürgerschaft behielt sie. Aufsehen erregte Netrebko 2007, als sie aufgrund von Stimmbandproblemen ihr Engagement bei den Salzburger Festspielen kurzfristig absagte und durch ihr Nichterscheinen eine Diskussion über die „Belastbarkeit von Opernstars“ auslöste. Nach ihrem Auftritt bei den Salzburger Festspielen im Jahr 2019 bezeichnete die Neue Zürcher Zeitung Netrebko als „wohl die einzige verbliebene Primadonna assoluta unserer Zeit“ und bemerkte, sie sei „die Diva der Festspiele, die die Diva der Comédie-Française des 18. Jahrhunderts verkörpert“.

Netrebko äußerte am 26. Februar 2022, zwei Tage nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine, sie sei kein politischer Mensch und sie sei gegen den Krieg. Als Russin liebe sie ihr Land, aber sie habe viele Freunde in der Ukraine, und der Schmerz und das Leid in diesem Moment breche ihr das Herz.

2007 trennte sich Netrebko von ihrem Lebensgefährten, dem Bariton Simone Alberghini. Danach war sie bis 2013 mit dem Bassbariton Erwin Schrott liiert, mit dem sie einen Sohn (* 2008) hat. Ende 2013 gab Netrebko in einem Interview in der russischen TV-Talkshow Pust govorjat an, bei ihrem Sohn sei eine schwache Form von Autismus diagnostiziert worden. Im Juli 2014 gab Netrebko ihre Verlobung mit dem Tenor Yusif Eyvazov bekannt. Die Hochzeit fand 2015 im Wiener Palais Coburg statt.

Im September 2020 erkrankte Netrebko an COVID-19, woraus sich eine Lungenentzündung entwickelte. Sie wurde in einem Moskauer Krankenhaus behandelt und nach einer Woche aus dem Krankenhaus entlassen.

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