30 Jahre "Vera"
Das sind Vera Russwurms Pläne nach dem Talkshow-Ende
Knapp 30 Jahre flimmerte Vera Russwurms Talkshow über Österreichs Bildschirme - heimische, internationale Promis sowie Menschen mit interessanten Geschichten kamen bei der gebürtigen Wienerin zu Wort. Jetzt hört die 63-Jährige mit "Vera" auf: das Glücks-Treffer-Interview über traurige Abschiede, Eherezepte und Pläne für die Zukunft.
ÖSTERREICH. Nach 45 Jahren im ORF (30 Jahre davon mit "Vera") macht Vera Russwurm Schluss. Am 15. September (jeden Freitag, 21.20 Uhr, ORF 2) startet die finale Staffel der Wienerin. Die Mutter dreier erwachsener Töchter, die seit fast 40 Jahren mit Fernsehproduzent Peter Hofbauer verheiratet ist, begann eigentlich ein Medizinstudium - bis sie 1979 als Tritsch-Tratsch-Girl loslegte. Mit vielen Formaten feierte sie Erfolge, für ihr Aushängeschild "Vera" interviewte sie prominente und interessante Menschen. Jetzt steht sie MeinBezirk.at Rede und Antwort.
MeinBezirk.at: Was bedeutet Glück für Sie?
Vera Russwurm: Natürlich das Zusammensein mit meinem Mann. Außerdem eine tiefe innere Ausgewogenheit, ohne, dass in meinem Kopf irgendein problematisches Thema herumkreist.
Macht es Sie stolz, Österreich und die TV-Geschichte seit so langer Zeit mitzuprägen?
"Stolz" hat so einen unangenehmen Beigeschmack, aber wahrscheinlich ist es das trotzdem. Jedenfalls bin ich mir dieser Tatsache bewusst und das freut mich schon sehr (lacht).
Wie werden Sie sich auf Ihre letzte Show vorbereiten? Könnte da zum Abschied ein Funke Nostalgie oder Trauer aufkommen - oder sind Sie bei Abschieden gefasst?
Ich bereite diese letzte Show nicht anders vor als sonst, wie immer mit großem Engagement und Leidenschaft. Ob am Ende dann Nostalgie oder gar ein Funken Trauer aufkommt, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten.
Welche Geschichte, welche Person, welcher Talk ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Die Umarmung und Versöhnung von Eltern und Bruder des Bombenbauers Franz Fuchs mit einigen seiner Opfer.
Sie haben in Interviews schon verraten, dass Sie nicht vorhaben, in Pension zu gehen. Was empfinden Sie, wenn Sie an das Aus von "Vera" denken - und schwebt Ihnen schon etwas für die Zukunft vor?
Die Entscheidung habe ich im August getroffen - ich wälze sie jetzt nicht ständig in meinem Kopf. Sonst könnt ich sie ja vielleicht noch bereuen! Aber für die nähere Zukunft hab ich bereits konkrete Pläne: Ich plane Ende Jänner mit einem unserer Kinder für zwei bis drei Wochen nach Australien zu fliegen. Dort war ich bisher noch nie und jetzt geht es sich zeitlich wunderbar aus.
Was macht die Faszination Ihrer Formate aus? Und was schätzen die Menschen, die ihre Shows geschaut bzw. zu Gast waren, besonders an Ihnen?
Die Faszination meiner Sendungen liegt vermutlich auch darin, dass man offene Gespräche mit Menschen aller sozialer Schichten zu hören bekommt. Menschen, mit denen man privat vermutlich nie in Kontakt kommen würde. Das ist auch das Faszinierende für mich selbst. Weder bewege ich mich privat - beispielsweise - in Kreisen des Hochadels, noch in jenen von ehemaligen Strafgefangenen, die gerade entlassen wurden.
Wie gelingt es Ihnen immer wieder, Zugang zu Menschen zu finden und Ihnen Privates und Geschichten zu entlocken?
Egal, wer mein Gast ist: Ich begegne ihm bzw. ihr auf Augenhöhe. Und ich höre zu! Darin besteht auch der große Unterschied zu einem Interview, wo der Interviewer "Fragen abhakt", die er sich vorher überlegt hat. Im Gegensatz dazu, gehe ich bei meinem Talk ganz auf mein Gegenüber ein – mit großem Spielraum für das Gespräch – aber ohne mein „Gesprächsziel“ aus den Augen zu verlieren.
Drehen wir den Spieß um: Wem offenbaren Sie sich denn gerne?
Nur gegenüber meiner Familie und gegenüber meinen besten Freundinnen.
Sie und Ihr Mann sind kommendes Jahr 40 Jahre verheiratet. Haben Sie ein Rezept für eine lange, glückliche Ehe?
(lacht)… das muss doch jeder selbst herausfinden! So ein Rezept gibt es nicht! Aber für uns gilt: Viel lachen, viel Toleranz und nach einer Auseinandersetzung besonders schöne Umarmungen.
Welchen Tipp haben Sie ihren Kindern früher und auch heute noch mitgegeben?
Denselben, den mir meine Mama immer mitgegeben hat: Nimm einen Schal!
Und was ist das Schönste, das Sie von Ihren Kindern gelernt haben?
Nicht dauernd die To-Do-Listen checken, sich lieber öfters entspannt Zeit zu nehmen – wofür auch immer…
Gibt es versteckte Talente, die jetzt darauf warten, ausgepackt zu werden? Und wenn ja, welche sind das?
Nicht, dass ich wüsste!
Wie steht's etwa um eine Teilnahme bei Dancing Stars, wäre das etwas für Sie?
Nachdem ich bereits drei Mal gefragt worden bin und drei Mal abgesagt habe, werde ich auch nicht mehr gefragt. Aber ich würde sowieso wieder absagen (lacht)!
Sie sind in Wien geboren. Was schätzen Sie an Ihrer Heimatstadt - und was weniger?
Ich liebe die vielen Schani-Gärten, das bunte Leben, den Wienerwald rund um die Stadt und das Entlastungsgerinne – welche Großstadt hat schon so eine riesige, saubere Wasserfläche, wo sich jeder gratis seinem Badevergnügen hingeben kann? Was ich weniger mag: Jene Bezirke, wo in manchen Straßen weit und breit kein einziger Baum, kein einziger Grünstreifen zu sehen ist.
In welchen Momenten sind Sie glücklich?
Zum Beispiel, wenn ein Tag zu Ende geht und ich das Gefühl habe, es war ein wirklich guter Tag mit viel Freude!
Was möchten Sie Ihren Fans zum Ende von "Vera" mitgeben?
Danke für eure Treue!
"I bin's": der Wordrap
MeinBezirk.at: Was lieben Sie an Österreich?
Vera Russwurm: Die enorme landschaftliche Vielfalt auf so kleinem Raum: vom Steppensee bis zu den Alpen.
Was ist Ihre liebste Speise der heimischen Küche?
Der Apfelstrudel meiner Mama.
Was ist Ihr Lieblingsplatz(erl) in Österreich?
Die "Seeschlacht" in Niederösterreich
Was ist Ihr Lieblingsdialektwort der heimischen Sprache?
Schnoferl.
Welche Österreicherin/ welcher Österreicher hat Sie inspiriert?
Meine Mama und mein Papa!
Weitere Glücks-Treffer:
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