1924–2022
Emeritierter Papst Benedikt XVI. mit 95 Jahren gestorben

- Der gebürtige Deutsche Joseph Ratzinger war zwischen 2005 und 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche.
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Der emeritierte Paps Benedikt XVI. ist tot. Der gebürtige Deutsche Joseph Ratzinger war zwischen 2005 und 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche. Am Samstag starb er im Alter von 95 Jahren im Vatikan, wie der Heilige Stuhl mitteilte.
ÖSTERREICH/VATIKAN. Über viele Jahrzehnte prägte Joseph Ratzinger die katholische Kirche. Zunächst als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, ab dem 19. April 2005 dann acht Jahre lang als Papst Benedikt XVI. Geschichte schrieb er mit seinem überraschenden Rückzug. "Ich bin nicht mehr der Papst der katholischen Kirche", mit diesen Worten erklärte Benedikt XVI. in Castel Gandolfo am 28. Februar 2013 seinen Rücktritt als Papst. Es war erst der zweite in der 2.000-jährigen Kirchengeschichte.

- Papst Benedikt verstarb um 9.34 Uhr - kurz nach Bekanntwerden der Nachricht läuteten vielerorts die Kirchenglocken.
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Spektakulärer Rücktritt
Der Rücktritt des Papstes wäre fast überhört worden. Ausgerechnet während eines Konsistoriums für die Seligsprechung zweier Märtyrer und in lateinischer Sprache kündigte Benedikt diesen an. Die italienische Journalistin Giovanna Chirri erfasste die Ankündigung dank ihrer Lateinkenntnisse damals als Erste. "Ich habe verstanden, dass er zurücktritt, aber ich wollte es nicht glauben", so Chirri. Kurz darauf ging die Nachricht um die Welt.
Mit seinem Rücktritt schrieb Benedikt XVI. Kirchengeschichte. Er wurde damit zum ersten Pontifex maximus der Neuzeit, der nicht im Amt verstarb, sondern zurücktrat. Er sei zur Gewissheit gelangt, "dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrus-Dienst auszuüben", so der Papst damals zur Begründung seines Rückzugs. Zuvor war nur ein einziger Papst (Cölestin V., 1294) zurückgetreten.
Dogmatischer Papst
Der 265. Papst der Kirchengeschichte war nicht unumstritten. Während er zu Beginn seiner Kirchen-Karriere durchaus als Reformer galt, fiel er während seiner Amtszeit vor allem durch seinen dogmatischen Kurs auf. Andersgläubige verärgerte er, indem er andere Glaubensrichtungen gegenüber der katholischen Kircher herabsetzte. Etwas später in seiner Amtszeit kam es aber mit den Besuchen in der Blauen Moschee in Istanbul (2006) und an der Klagemauer in Jerusalem (2009) doch noch zu einer Art Versöhnung.
Missbrauchsaffäre
Joseph Ratzingers Amtszeit wurde aber vor allem im Nachhinein von einem großen Schatten geprägt: Im Jänner 2022 belastete ein Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München-Freising den emeritierten Papst sowie andere amtierende und frühere Amtsträger schwer: Ratzinger habe sich in seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof (1977–1982) in vier Fällen fehlerhaft verhalten, hieß es in der Untersuchung. In seiner Replik auf das Gutachten bestritt Ratzinger, an einer Sitzung zur Versetzung eines Missbrauchpriesters teilgenommen zu haben. Später wurde festgestellt, dass er sehr wohl anwesend war. Der emeritierte Papst bezeichnete die Passage später als Missverständnis.
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