Teilen "inakzeptabel"
Grazer Amoklauf entfacht Debatte um Medienethik

- Grazer Amoklauf entfacht Debatte um Medienethik. Der österreichische Presserat und die Medienbehörde reagieren.
- Foto: ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com
- hochgeladen von Verena Kriechbaum
Der Amoklauf eines 21-jährigen ehemaligen Schülers in Graz mit elf Toten schockiert ganz Österreich. Etliche Medien weltweit berichten über die Tragödie. Ein schmaler Grat zwischen berechtigter Emotionalität und sensationsjournalistischer Panikmache.
ÖSTERREICH. Das für ganz Österreich erschütternde Ereignis missbrauchen nicht nur Privatpersonen, sondern auch einige Medien, um Klicks auf Kosten der Leidtragenden zu erzielen. Auf der Plattform X tummeln sich einige Videos, die Ausschnitte aus den dramatischen Szenen des Amoklaufs zeigen. Auch die Kronen Zeitung und oe24.at veröffentlichten am Dienstag online ein Video, das offenkundig beim Amoklauf mit mehreren Toten von einer Schülerin oder einem Schüler des Grazer Gymnasiums aufgenommen wurde.

- Der Amoklauf eines 21-jährigen ehemaligen Schülers in Graz mit elf Toten schockiert ganz Österreich. Etliche Medien weltweit berichten über die Tragödie. Ein schmaler Grat zwischen berechtigter Emotionalität und sensationsjournalistischer Panikmache.
- Foto: ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com
- hochgeladen von Verena Kriechbaum
Videos von Amoklauf im Umlauf
Die Kronen Zeitung und oe24.at ernten mit der Veröffentlichung von Bildern des Amoklaufs heftige Kritik und lösten eine medienethische Debatte aus, wie Medien über Attentate berichten sollen. Zuvor appellierte die Polizei an Privatpersonen und Medien, keine Fotos oder Videos vom Amoklauf zu zeigen. Auf einem der veröffentlichten Videos ist beispielsweise eine Gruppe von Schülerinnen zu sehen, die aus dem Schulgebäude nach draußen läuft. Am Mittwoch publizierte die Krone erste Fotos des Amokläufers und gab seinen Namen bekannt. Mit dieser Art der Berichterstattung sei eine Grenze überschritten worden, sagt die Medienethikerin Claudia Paganini von der Universität Innsbruck gegenüber dem STANDARD. Die Veröffentlichung sei sowohl aus medienethischer als auch medienrechtlicher Perspektive "inakzeptabel".

- Video der Evakuierung einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus dem Grazer Gymnasium.
- Foto: Screenshot krone.at
- hochgeladen von Anna Rauchecker
Medienbehörde und Presserat reagieren
Auch der rechte Verschwörungssender Auf1 postete am Dienstag auf der Plattform X Videos zum Amoklauf. Zu sehen war die Evakuierung von Schülerinnen und Schülern aus der betroffenen Grazer Schule, untermalt mit dramatischer Musik. Ein weiteres Video mit der Überschrift "Exklusives Video:💥Hier hört man die Schüsse in der Grazer Schule" stammt aus einer Klasse, in der Schüsse zu hören waren. In einem anderen Video waren Rolltragen mit weißen Tüchern bedeckt zu sehen - ob darunter Menschen liegen, könne man nicht eindeutig feststellen. Die Medienbehörde KommAustria prüft nun die Sachverhaltsdarstellung der Videos, und ob diese in ihren Zuständigkeitsbereich fallen.

- Video von Klassenzimmer der Grazer Schule, wo Schüsse zu hören sind.
- Foto: Screenshot AUF1
- hochgeladen von Anna Rauchecker
In Verbindung zur Berichterstattung über den Grazer Amoklauf sind auch dem österreichischen Presserat bereits einige Fälle gemeldet worden. Dieser ruft nun erneut die Medien zur Zurückhaltung auf und im Namen der Opfer sensibler mit dem Thema umzugehen. „Da sollte man immer doppelt und dreifach reflektieren, ob das nicht auch belastend sein könnte. Gleichzeitig gibt es ein großes Informationsbedürfnis. Da besteht natürlich ein Spannungsverhältnis“, so Alexander Warzilek, Geschäftsführer des Presserates.
Das könnte dich auch interessieren:




Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.