Erschöpfungstag
Jährlichen Ressourcen nach nur drei Monaten verbraucht

Österreich konsumiert weit mehr an Rohstoffen und Energie als der Durchschnitt der Welt. | Foto: Pixabay/vkingxl
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Die Österreicherinnen und Österreicher verbrauchen 3,8 Erden im Jahr. Denn mit Mittwoch, den 6. April, hat Österreich seine natürlichen Ressourcen für das Jahr 2022 bereits verbraucht. Alles, was nun noch kommt, geht zulasten des Planeten. Damit liegt Österreich im Ressourcenverbrauch nicht nur deutlich über dem weltweiten Durchschnitt, sondern begeht seinen Erschöpfungstag in diesem Jahr auch um einen Tag früher als noch 2021.

ÖSTERREICH. Mit Mittwoch hat Österreich den "overshoot day" erreicht, sein diesjähriges Kontingent an natürlichen Ressourcen also erschöpft. Das bedeutet, was in Österreich bis heute verbraucht wurde, kann sich 2022 noch regenerieren – alles darüber hinaus wirkt sich negativ auf die natürlichen Reserven, die Umwelt und damit die Zukunft des Planeren aus. Überträgt man den Verbrauch der Menschen in Österreich auf den gesamten Planeten – würden also alle Menschen weltweit ebenso viel verbrauchen – bräuchten wir 3,8 Erden, um den Ressourcenverbrauch naturverträglich zu decken. Österreich liegt damit im absoluten Spitzenfeld – vor Ländern wie Deutschland, Russland oder China.

Österreich hat seine Ressourcen im Vergleich zu anderen Ländern sehr früh aufgebraucht. | Foto: Global Footprint Network
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"Verbrauch radikal reduzieren"

Der "overshoot day"verschiebt sich in Österreich Jahr für Jahr nach vorne – letztes Jahr war er noch am 7. April, 2020 wurde er am 8. April begangen. Und: Österreich konsumiert weit mehr an Rohstoffen und Energie als der Durchschnitt der Welt. Wir leben so, als ob es die Erde 3,8 Mal gäbe, weiß Willi Haas, Sozialökologe an der Universität für Bodenkultur in Wien: "Wir haben ungefähr 20 Tonnen pro Kopf an Materialverbrauch. Das ist sehr viel. Und dieser Materialverbrauch, den haben wir uns gewissermaßen einzementiert", erklärt der Ökologe im Ö1-Morgenjournal.

Der hohe Verbrauch liege vor allem daran, dass Österreich sehr viel Material dafür verwendet, Bestehendes zu erhalten, erklärt Haas: "Das sind Brücken, Straßen, Gebäude, Fabriken und vieles mehr." Für jedes Haus muss ein Zuweg vorhanden sein, es muss ein Kanal gebaut werden, das Haus muss mit Möbel, Fernseher oder Computer ausgestattet werden. "Das heißt, wir können sagen, dass Straßen und Gebäude Dinge anziehen und die sind enorm. Wir sollten aber eigentlich unseren Materialverbrauch radikal reduzieren."

Mehr Verbrauch führt nicht zu besserem Leben

Es braucht eine Trendwende. Sanieren statt neu zu bauen, würde einiges einsparen, weiß Haas. Würde man auf Neubauten auf unbebauter Fläche verzichten, könnte in etwa ein Viertel des Materialverbrauchs eingespart werden, so der Experte. Ein zweiter wichtiger Punkt wäre, nicht nur keine neuen Straßen zu bauen, sondern bereits vorhandene Straßen zurückzubauen. Dass die Industrialisierung und technischer Fortschritt enorme Vorteile gebracht und uns ein besseres Leben ermöglicht haben, sei unbestritten. Doch "es gibt dann nur einen Punkt, wo eine weitere Kilowattstunde, eine weitere Tonne Material nicht wirklich damit verbunden sind, ein besseres Leben zu führen. Diesen Punkt haben wir schon lange überschritten", so der Wissenschafter.

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Österreich im globalen Spitzenfeld

Der globale "Welterschöpfungstag" fand 2021 am 29. Juli statt, für dieses Jahr wird ein ähnliches Datum prognostiziert. Dabei berechnen Fachleute, wann der durchschnittliche Bedarf der Menschheit – z. B. für bauliche Maßnahmen, Nahrungsmittelherstellung oder industrielle Produktion – die Kapazitäten der Erde erreicht hat.

Daneben gibt es auch die länderspezifischen Erschöpfungstage. Österreich liegt mit dem 6. April dabei im globalen Spitzenfeld. Am frühesten fand der Tag mit dem 10. Februar in Qatar statt, am 14. Februar folgte Luxemburg, in Kanada und den USA war es z. B. der 13. März. Schlusslicht im positiven Sinn ist Jamaika mit dem 20. Dezember.

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