Alarmierend
Richtwerte für Luftschadstoffe 2024 vielerorts überschritten

- Gesundheitsexperten warnen vor anhaltend hoher Schadstoffbelastung trotz Einhaltung alter EU-Grenzwerte
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Trotz Einhaltung der derzeit geltenden EU-Grenzwerte ist die Luftqualität in Österreich aus gesundheitlicher Sicht besorgniserregend, wie der Mobilitätsclub VCÖ anhand von Daten des Umweltbundesamts feststellt. An der überwiegenden Mehrheit der österreichischen Messstellen wurden im Vorjahr die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Richtwerte für Luftschadstoffe überschritten.
ÖSTERREICH. Die von der WHO empfohlenen Richtwerte wurden bei 107 von 147 Stickstoffdioxid-Messstellen und bei 73 von 75 PM2,5-Feinstaub-Messstellen nicht eingehalten, wie der VCÖ am Montag in einer Aussendung berichtete. "Dank zahlreicher Maßnahmen ist die Luftverschmutzung in Österreich in den vergangenen 20 Jahren deutlich zurückgegangen. Aber die Belastung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid ist aus Gesundheitssicht nach wie vor zu hoch", betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Obwohl die EU beschlossen hat, die Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid zu senken, treten diese erst im Jahr 2030 in Kraft und liegen immer noch doppelt so hoch wie von der WHO empfohlen.
Der ab 2030 geltende EU-Grenzwert für die PM2,5-Belastung wurde bereits an 29 von 75 Messstellen überschritten. Die höchste Belastung verzeichnete Graz mit einem Jahresmittelwert von rund 16 Mikrogramm PM2,5-Feinstaub pro Kubikmeter Luft bei zwei Messstellen – ein Wert, der dreimal so hoch ist wie aus Gesundheitssicht empfohlen. Der künftige EU-Jahresgrenzwert von zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft wurde unter anderem auch in Leibnitz, Linz, Klagenfurt, St. Pölten und Wien überschritten.
Bei der NO2-Stickstoffdioxid-Belastung wurde der künftige EU-Grenzwert an 23 Messstellen überschritten, wobei die höchste Belastung in Vomp an der A12 gemessen wurde, gefolgt von Graz, Vill, Enns, Linz und Wien am Hietzinger Kai. Für mehr als die Hälfte der Stickoxid-Belastung ist der Verkehr verantwortlich, insbesondere Dieselabgase, weshalb der VCÖ die Abschaffung der steuerlichen Begünstigung von Diesel fordert.

- Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen wie die Beibehaltung der "Luft-Hunderter" auf Autobahnen und eine raschere Umstellung auf Elektro-Fahrzeuge.
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Gefahr für Gesundheit
Umweltmediziner Hans Peter Hutter von der MedUni Wien warnt vor den gesundheitlichen Folgen: "Schon vor mehr als zehn Jahren wurde Luftverschmutzung als nachweislich krebserregend eingestuft. Neben Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislaufsystems gibt es auch immer mehr Hinweise auf das Gehirn - Stichwort Demenz. Partikel fördern zudem Diabetes und Neurodermitis."
Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, wie die raschere Erhöhung des Anteils von Elektro-Fahrzeugen. Besonders wirksam und kostengünstig seien niedrigere Tempolimits, weshalb die bestehenden IG-L Tempolimits (sogenannter "Luft-Hunderter") beibehalten werden sollten. Als kontraproduktiv bezeichnet der Club die von der Bundesregierung geplante Abschaffung der Normverbrauchsabgabe (NoVA) für Klein-Lkw.
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