Neuer EPU-Monitor
Einzelunternehmer werden immer älter und weiblicher

- Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin WKÖ, betonte die Wichtigkeit praxisorientierter Schulungen, insbesondere im Bereich Digitalisierung und KI für EPU, und begrüßt die neue Tranche des Programms "KMU Digital".
- Foto: Markus Spitzauer
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Bei dem alle zwei Jahre erscheinenden Monitoring-Bericht der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) zu Längsschnittanalysen und themenspezifischen Befragungen der Ein-Personen-Unternehmen (EPU) stellt sich heraus: Nicht nur der Frauenanteil steigt bei EPU, sondern auch jener der älteren Gruppe. Die WKÖ bietet digitale Weiterbildung und fordert weitere steuerliche Entlastungen und Bürokratieabbau speziell für die EPU.
ÖSTERREICH. 60 Prozent der Unternehmen in Österreich sind EPU, Ende 2023 zählte die WKÖ 360.000 EPU-Mitglieder, heißt es im aktuellen Bericht, der auf einer umfassenden Onlinebefragung von fast 2.000 EPU im März 2024 fußt.
Frauenanteil und Anteil der Älteren bei EPU steigend
Ein-Personen-Unternehmen haben besonders in den Bereichen Gewerbe, Handwerk (70 %) sowie Information und Consulting (60 %) eine hohe Bedeutung. Über die Hälfte der EPU sind Männer (55 %), aber der Frauenanteil nimmt zu, insbesondere dank spezifischer Unterstützung durch die Wirtschaftskammer, hieß es vor Presse-Vertreterinnen. Nur bei Neugründungen im Bereich Start-ups (schnell wachsende Unternehmen) verzeichne man einen leichten Rückgang bei den Frauen.
Die Altersgruppe der 55-64-Jährigen hat in den letzten zehn Jahren von 15 Prozent auf 25 Prozent zugenommen, ebenso wie die Gruppe der über 65-Jährigen. Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der (WKÖ), will eine starke Stimme für EPU sein, da sie ein "unverzichtbarer Teil der österreichischen Wirtschaft" sind. Kühnel:
"EPU sind wie Schnellboote, sind flexibler und innovativer als große Unternehmen und tragen erheblich zur Wirtschaft und Gesellschaft bei."
Gründungsalter steigt
Das Bildungsniveau der EPU steigt ebenfalls, mit einem hohen Anteil an Akademikerinnen und Akademikern in Berufen, die einen Hochschulabschluss erfordern. Das Durchschnittsgründungsalter liegt bei 37 Jahren und hat sich in den letzten Jahren nach oben verschoben. Die Hauptgründe für die Gründung eines EPU sind Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung und flexible Zeiteinteilung. Während die Mehrheit der EPU hauptberuflich tätig ist, arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit. Ein Viertel der EPU betreibt nebenberufliche Selbstständigkeit. Über 70 Prozent der EPU planen keine Beschäftigung und möchten ihre Flexibilität behalten.
Ein Viertel der EPU exportiert, vor allem in Nachbarländer wie Deutschland, die Schweiz und Italien. Im Exportbereich erhalten EPU durch Veranstaltungen und digitale Ressourcen Hilfe, um die Chancen des globalen Marktes zu nutzen, so Lukas Sprenger, Abteilungsleiter Zielgruppenmanagement der WKÖ.
Kampf gegen die Teuerung
Die wirtschaftliche Lage der EPU zeigt, dass etwa die Hälfte in einer Stabilitätsphase ist. Die Umsatzsituation hat sich 2023 nominal verbessert, aber inflationsbereinigt ist die Lage schlechter. 77 Prozent der EPU verzeichneten Kostensteigerungen, doch nur 65 Prozent konnten ihre Preise anpassen, was zu wirtschaftlichen Herausforderungen führt. Die Auswirkungen der Teuerung zeigen, dass trotz nomineller Umsatzsteigerungen die realen Gewinne durch Inflationsanpassungen deutlich geringer ausfallen.
Wenige EPU setzen Künstliche Intelligenz (KI) ein
Der zweite Schwerpunkt der Untersuchung war der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in EPU. Es zeigte sich, dass die Hälfte KI sowohl als Chance als auch als Risiko betrachtet, während ein Viertel keine Relevanz für ihre Tätigkeit sieht. 36 Prozent der EPU erwarten keine Veränderungen in ihrer Branche durch KI, was auf einen noch vorhandenen Aufklärungsbedarf hinweist.
Derzeit planen ganze 70 Prozent der EPU keinen Einsatz von KI, zehn Prozent nutzen KI bereits, und 13 Prozent befinden sich in der Testphase oder planen baldigen Einsatz. Dabei seien die Grenzen schwammig, weil viele EU KI nützen, ohne es zu wissen, hieß es. Die größten Herausforderungen für EPU beim Einsatz von KI sind fehlende fachliche Expertise, datenschutzrechtliche Bedenken und unklare rechtliche Konsequenzen. 80 Prozent der EPU wünschen sich daher Unterstützung und mehr Informationen sowie Weiterbildungsmaßnahmen zu KI.
Webinare zu KI
Die WKÖ reagiert mit Webinaren und dem neuen "Trendguide KI", die praxisnahe Informationen liefern, erklärte Sprenger. Über 2.300 Anmeldungen für die Webinarreihe zeigen das große Interesse. Zusätzlich bietet die WKÖ eine digitale Weiterbildung mit einem KI-Schwerpunkt an. Sie fragt regelmäßig nach den Bedürfnissen der EPU und passt ihre Services entsprechend an. Projekte wie der EPU-Monitoring-Bericht helfen, die Angebote gezielt auszurichten.
Forderungen der EPU decken sich mit denen der WKÖ
Zusätzlich wurden EPU nach wichtigen Unterstützungsmaßnahmen gefragt, um ihre Geschäftstätigkeit zu verbessern. Die wichtigsten Maßnahmen, die von über drei Vierteln der EPU als wichtig oder sehr wichtig eingestuft werden, umfassen:
- Steuerliche Maßnahmen: Anhebung der Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter von 1.000 auf 2.000 Euro und die Ausweitung des Vorsteuerabzugs für PKW.
- Soziale Absicherung: Ausbau des Vorsorgeprogramms "Selbstständig Gesund", Anspruch auf Arbeitslosengeld und Verbesserung der Arbeitslosenversicherung, sowie Reduktion der Beitragsgrundlage.
- Bürokratieabbau: Verbesserungen bei der umsatzsteuerlichen Kleinunternehmerregelung, Erhöhung der Umsatzsteuerbefreiungsgrenze und praxistaugliche Regelungen für Berichtspflichten im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit.
Eine Umfrage zeigt, dass EPU durchschnittlich einen halben Tag pro Woche für bürokratische Aufgaben aufwenden müssen, zusätzlich zu ihrer Haupttätigkeit und Rollen wie Buchhaltung, Marketing und Vertrieb, so Sprenger. Die WKÖ bietet Unterstützung durch Online-Tools und Publikationen wie Steuerrechner und Umsatzsteuerinformationen.
Forderungen der WKÖ
Aber, so Kühnel, EPU benötigen weniger Steuern und Bürokratie, um erfolgreich zu sein. Die WKÖ setzt sich daher für steuerliche Entlastungen und Bürokratieabbau ein. Die Anhebung der Kleinunternehmerregelung von 35.000 auf 55.000 Euro sieht Kühnel als Erfolg, doch wird eine weitere Erhöhung auf 85.000 Euro gefordert. Weitere Forderungen umfassen die Anhebung der Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter von 1.000 auf 2.000 Euro und die Ausweitung des Vorsteuerabzugs für Pkw.
Kühnel betonte die Wichtigkeit praxisorientierter Schulungen, insbesondere im Bereich Digitalisierung und KI, und begrüßt die neue Tranche des Programms "KMU Digital". Obwohl die Bundesregierung ihre Strategie gerade aktualisiert, brauche es auch entsprechende Budgetmittel für die Umsetzung dieser Strategie, forderte Kühnel.
Zusätzlich fordert sie eine Verbesserung der sozialen Absicherung, wie das SVS-Vorsorgeprogramm "Selbstständig Gesund" und ein früherer Anspruch auf Arbeitslosengeld.
Abschließend fordert die WKÖ, dass EPU in Parteiprogrammen und Regierungsverhandlungen eine zentrale Rolle spielen, um ihre Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Österreich zu unterstreichen.
Mehr Infos:
Trendguide KI
wise-up



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