Kampf gegen das Aussterben der Landärzte

- Wiegele: "Der Trend geht in Richtung Facharzt, weil das auch Karrieremöglichkeiten im Krankenhaus bietet."
- Foto: ÖÄK-Zeitler
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Vor zwei Wochen veröffentlichten die Bezirkszeitungen der Regionalmedien Austria RMA eine exklusive Umfrage der Ärztekammer. Darin befürchteten 81 Prozent der Befragten, dass der Ärztemangel am Land schlimmer werden wird. Jetzt legt der stv. Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte, Gert Wiegele, im Gespräch mit den RMA nach: „Die Politik ist sich der Gefahr nicht bewusst. Ich sehe die Zukunft des Allgemeinmediziners auf dem Land sehr pessimistisch.“
Laut Ärztekammer geht die Hälfte der gegenwärtig etwas mehr als 1500 Landärzte spätestens in zehn Jahren in Pension. Nachfolger sind meistens nicht in Sicht. Die Gründe sind für Wiegele vielschichtig. Einen Hauptgrund für den Mangel an Hausärzten am Land sieht er im System selbst. „Es wird generell weniger Allgemeinmediziner geben. Der Trend geht in Richtung Facharzt, weil das auch Karrieremöglichkeiten im Krankenhaus bietet.“
Der ländliche Raum ist für viele Ärzte nicht gerade hipp
Als weiteren Grund nennt er die allgemeine Entwicklung des ländlichen Raums. „Dort, wo Polizeiposten und Volksschulen geschlossen werden und Nahversorger aussterben, sterben auch die Landärzte aus.“ Dazu komme die ausufernde Kassenbürokratie. Und gesetzliche Beschränkungen.
Viele Landärzte verlieren ihre Hausapotheke
So führt etwa eine Gesetzesänderung dazu, dass immer mehr Apotheken in ländlichen Gebieten aufsperren, was zur Folge hat, dass viele Landärzte ihre Hausapotheke verlieren. Damit entfällt ein für viele elementares wirtschaftliches Standbein. Und es ist meist kaum noch möglich, die Ordination nachzubesetzen.
Denn in Österreich darf ein Arzt nur dann eine Hausapotheke führen, wenn es in derselben Gemeinde und im Umkreis von sechs Kilometern keine öffentliche Apotheke gibt.
Standortgarantie für die verbliebenen rund 850 Hausapotheken
Deshalb fordert die Ärztekammer eine Standortgarantie für die verbliebenen rund 850 Hausapotheken, was natürlich bei den Apothekern auf wenig Gegenliebe stößt. „Wenn sich nichts ändert, werden in den kommenden Jahren 140 Hausapotheken wegfallen, womit auch die Ordinationsstandorte gefährdet sind.“ Für die betreffenden Landärzte wäre das laut Wiegele ein schwerer finanzieller Schaden und für die Bevölkerung eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung.
Jede Menge an Lösungsvorschlägen
Und was wären Lösungen? Hier hat Wiegele jede Menge Vorschläge. Eben den Schutz der landärztlichen Hausapotheken, Erleichterungen bei der Gründung von Gruppenpraxen und Ordinationsgemeinschaften und die öffentliche Finanzierung der Lehrpraxis für angehende Allgemeinmediziner. Auch „Job-Sharing" regt Wiegele immer wieder an: Zwei Kollegen oder Kolleginnen könnten sich einen Kassenvertrag teilen. „Das wäre familienfreundlich und man könnte das Angebot für die Patienten erweitern.“ Was freilich Bewegung bei der Sozialversicherung voraussetzen würde, so Wiegele.
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