Claudia Gessler-Zwickl
"Diagnose Unfruchtbarkeit ist keine Schande!"

Claudia Gessler-Zwickl hat das Unternehmen Fertilabs gegründet, das mit Vilavit Präparate zur Steigerung der Fruchtbarkeit bei Mann und Frau entwickelt.  | Foto: Fertilabs
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Rund jedes sechste Paar hat laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Schwierigkeiten, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Die Diagnose Unfruchtbarkeit muss jedoch nicht endgültig sein, wie Unternehmerin Claudia Gessler-Zwickl in der MeinBezirk-Interviewreihe "Frauen in der Wirtschaft" erklärt.

ÖSTERREICH. Claudia Gessler-Zwickl war jahrelang erfolgreich in der Unternehmensberatung tätig, bevor sie und ihr Mann die Diagnose Unfruchtbarkeit erhielten. Vom anfänglichen Schock ließ sich die Unternehmerin jedoch nicht unterkriegen: Sie erfüllte sich nicht nur ihren Lebenstraum von einem eigenen Kind, sondern gründete aus eigener Betroffenheit auch das Unternehmen "Fertilabs". Mit dem Produkt "Vilavit" entwickelt sie nun Präparate zur Steigerung der Fruchtbarkeit bei Mann und Frau. Zudem engagiert sie sich konsequent für die Entstigmatisierung der Diagnose Unfruchtbarkeit.

MeinBezirk: Sie haben 2022 das Unternehmen Fertilabs gegründet, das mit Vilavit Präparate zur Steigerung der Fruchtbarkeit und zur Unterstützung der Schwangerschaft entwickelt. Sie haben das Unternehmen aus eigener Betroffenheit gegründet. Können Sie unseren Leserinnen und Lesern erklären, wie es dazu kam?
Claudia Gessler-Zwickl:
Das war eine sehr persönliche Entscheidung. Mein Mann und ich haben 2020 die Diagnose Unfruchtbarkeit erhalten und mir hat es damals den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich wollte die Diagnose so nicht wahrhaben, habe mich nächtelang in wissenschaftliche Studien eingelesen und führende Reproduktionsmediziner herausgefordert "out of the box" zu denken bzw. zu überlegen, was man noch machen könnte. So haben wir relativ rasch die Erkenntnis gewonnen, dass Mikronährstoffe die Qualität von Spermien und Eizellen verbessern – das ist durch wissenschaftliche Studien bewiesen. Ich habe mich daher auf dem Markt umgesehen und festgestellt, dass kein Präparat diese neueren Studien aus den letzten drei bis fünf Jahren widerspiegelt. Es gab also neu identifizierte Wirkstoffe, die in keinem der gängigen Produkte vorhanden waren. So kam mir die Idee, ein "All-in-One-Präparat" herzustellen, das diese neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse widerspiegelt.

Gibt es Ihrer Ansicht nach noch viel Unwissenheit rund um die Wirksamkeit solcher Mikronährstoffe?
Absolut! Ich glaube, dass in der Bevölkerung nur wenig bekannt ist, dass Mikronährstoffe die Fruchtbarkeit positiv beeinflussen können. Auch wir wurden erst nach unserer Diagnose von den Ärzten darauf hingewiesen, dass diese Möglichkeit überhaupt besteht.

Sie haben die Vilavit-Produkte gemeinsam mit einem Expertenteam entwickelt – wie lange hat die Erforschung und Entwicklung der Präparate gedauert?
Das war ein äußerst herausfordernder Prozess. Als ersten Schritt haben wir ein multidisziplinäres Team – also Ernährungswissenschaftler, Reproduktionsmediziner und Hormonexperten – gesucht und aufgestellt. Dieses Team hat dann basierend auf den neuesten Studien das Produkt entwickelt. Insgesamt hat dieser Prozess, einschließlich der Labortests, rund ein Jahr gedauert.

Die Inhaltsstoffe von Vilavit zielen auf die Eizell- und Spermienreifung und folglich auf die Qualität der Eizellen und Spermien ab.  | Foto: Fertilabs
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Was genau unterscheidet Vilavit von ähnlichen Präparaten am Markt?

Der wichtigste Unterschied ist, dass Vilavit auf diesen neuesten wissenschaftlichen Studien basiert und es Wirkstoffe enthält, die in keinem anderen Präparat zu finden sind. Diese Inhaltsstoffe zielen gezielt auf die Reifung von Eizellen und Spermien ab und verbessern dadurch deren Qualität. Genau das ist der entscheidende Prozess für die Förderung der Fruchtbarkeit. Andere Produkte sind hingegen meist Basis-Vitamin-Präparate. Diese sind zwar ebenfalls wichtig, setzen jedoch nicht den gleichen Fokus auf die Reifung der Eizellen und Spermien. Unsere Präparate haben zudem Wirkstoffe in bioverfügbarer Form. Das bedeutet, sie werden direkt vom Körper aufgenommen. Außerdem sind sie optimal dosiert, um eine tatsächliche Wirkung zu erzielen.

Sie haben viele Jahre in der Unternehmensberatung gearbeitet und dann mit Fertilabs den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Welche besonderen Herausforderungen und Überlegungen haben Sie dabei beschäftigt – gerade in Hinblick darauf, dass Sie Ihre bisherige Karriere nicht im medizinischen Bereich verbracht haben?
In der Unternehmensberatung war ich es gewohnt, ein Team um mich zu haben, mit dem ich Ideen hinterfragen und weiterentwickeln konnte. Eine große Herausforderung als Gründerin war daher die Umgewöhnung, dass ich auf mich allein gestellt bin und Entscheidungen selbst treffen muss. Die zweite Schwierigkeit war, dass ich keinerlei Erfahrungen im medizinischen Bereich hatte und erst herausfinden musste, wie man ein Produkt vermarktet, das sich zunächst an Ärzte richtet. Ich musste also lernen, wie ich Ärzten in kurzer Zeit die relevanten wissenschaftlichen Studien und die Wirkung des Produkts vermitteln kann. Schließlich müssen diese das Produkt ja auch ihren Patientinnen und Patienten empfehlen.

Sind Sie bei der Gründung Ihres Unternehmens auf weitere Hürden gestoßen? Wie einfach war der Gründungsprozess für sie?

Eine Unternehmensgründung gibt es sicherlich nie ohne Hürden. Für mich bestand etwa eine große Herausforderung darin, die richtigen Partner zu finden – sowohl im Entwicklungsteam als auch bei den Produzenten. Als kleines, neu gegründetes Unternehmen wird man von den Herstellern oft nicht für voll genommen. Zudem ist es auch eine Herausforderung, einen Hersteller zu finden, der in kleinen Chargen produziert. Außerdem musste ich mir, wie bereits erwähnt, das nötige pharmazeutische Wissen aneignen, um Ärzte von meinem Präparat zu überzeugen.

Bei rund 40 Prozent der Fälle von unerfüllten Kinderwünschen ist der Mann die Ursache, weshalb eine Vilavit-Präperat auch extra für Männer entwickelt wurde.  | Foto: Fertilabs
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Haben Sie speziell als Frau Hürden erlebt oder ist das Geschlecht in diesem Bereich kein relevantes Thema mehr?
Ich glaube, dass man als Frau auch in dieser Branche gelegentlich nicht ernst genommen oder zumindest unterschätzt wird. Das war auch bei mir ein Thema, aber in solchen Fällen habe ich mich bestmöglich auf Termine vorbereitet. So kann man auf Augenhöhe diskutieren und dem Gegenüber seine Kompetenzen vermitteln. Solche Situationen kamen also gelegentlich schon vor, wobei ich dazu sagen muss, dass sie nicht die Regel sind.

Was sollte sich Ihrer Erfahrung nach in Österreich ändern, damit die Gründung von Unternehmen einfacher wird und der Schritt in die Selbstständigkeit mit weniger Angst behaftet ist?

Da gibt es verschiedene Aspekte, aber aus meiner Sicht ist es heutzutage sehr simpel, sich in Österreich selbstständig zu machen. Ich habe meine GmbH etwa einfach von der Couch aus gegründet – das ist in Österreich möglich und funktioniert wirklich gut. Ich glaube aber, dass die Förderungslandschaft ein Punkt ist, wo noch großes Verbesserungspotenzial besteht. Diese ist extrem intransparent und komplex. Bestimmte Entscheidungen sind aus meiner Sicht schwer nachvollziehbar – da gibt es Verbesserungsbedarf. Ein zweiter Aspekt ist das bereits angesprochene Stigma vom Scheitern, das gerade in Österreich immer noch besteht. Die Selbstständigkeit ist ein Lernprozess und eine Gründung geht immer auch mit Fehlern einher. Daran muss wirklich gearbeitet werden, dass das Scheitern entstigmatisiert wird.

Haben Sie den Schritt in die Selbstständigkeit jemals bereut?
Ich glaube, dass die Selbstständigkeit für viele immer noch ein Traum ist, aber dabei realisiert man oft nicht, mit wie vielen Höhen und Tiefen das tatsächlich verbunden ist. Es gibt ganz klar Momente, in denen man alles hinterfragt. Wenn ich dann aber doch wieder E-Mails von Kundinnen erhalte, in denen sie mir davon erzählen, dass sie jahrelang versucht haben, schwanger zu werden und es jetzt doch geklappt hat, dann motiviert das, weiterzumachen.

Die Vilavit-Produktreihe zur Steigerung der Fruchtbarkeit von Mann und Frau sowie für die Unterstützung der Schwangerschaft. | Foto: Fertilabs
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Haben Sie einen Tipp für Frauen parat, die auch mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen?
Zunächst ist es ganz wichtig, an die eigene Vision zu glauben. Es wird immer Menschen geben, die an der Idee zweifeln, aber es gilt, einfach dranzubleiben und die Vision tatsächlich umzusetzen. Was mir persönlich extrem geholfen hat, war der Austausch mit anderen Gründerinnen, die mir schon einen Schritt voraus waren. Von Menschen, die denselben Weg bereits gegangen sind, kann man wirklich viel lernen – etwa, wie man bestimmte Fehler vermeiden oder wie man am besten mit ihnen umgehen kann.

Wie hat Ihr persönliches Umfeld darauf reagiert, dass Sie sich in dieser Branche selbstständig gemacht haben?

Ich glaube, dass alle positiv überrascht waren. Viele sehen die Notwendigkeit, dass in diesem Bereich gearbeitet wird. Auch unser Ziel, das Tabuthema Unfruchtbarkeit zu brechen, wird als sehr positiv empfunden. Sehr viele Menschen sind von dieser Diagnose betroffen, jedoch wird nicht offen darüber gesprochen. Dementsprechend habe ich im Großen und Ganzen sehr viel Zuspruch für meine Idee erhalten.

Was macht diesen unerfüllten Kinderwunsch zum Tabuthema und wie lässt sich damit brechen?
Aus eigener Betroffenheit kann ich dazu klar sagen, dass man sich sehr isoliert und einsam fühlt. Man schämt sich beinahe für die Diagnose – das darf in der heutigen Zeit eigentlich nicht mehr passieren. Daher glaube ich, dass es unheimlich wichtig ist, dass man Betroffene ermutigt, offen darüber zu sprechen. Nur so kann ihnen geholfen und Mut geschenkt werden, damit sie mit der Situation umgehen können. Es ist wichtig, dieses Thema zu entstigmatisieren und klar zu sagen: Es ist keine Schande!

Sie haben sich Ihren Traum schlussendlich erfüllen können und sind Mutter geworden. Wie schwierig ist es, die Selbstständigkeit und Familie zu vereinen?
Das war und ist immer noch eine große Herausforderung, ein kleines Kind zu Hause zu haben und gleichzeitig ein Unternehmen zu gründen bzw. zu führen. Ich sage oft, dass mein Unternehmen mein zweites Baby ist. (lacht) Ich versuche aber immer klare Prioritäten zu setzen. Ich habe meine klaren Arbeitszeiten, während denen ich sehr fokussiert versuche, meine To-dos abzuarbeiten. Dann gibt es aber auch meine Familienzeit, die ich wirklich sehr schätze. Da lege ich dann auch mein Handy weg und fokussiere mich nur auf die Familie. Ich glaube, nur so lässt sich beides gut managen.

"Bring your dream to life" lautet der Slogan von Vilavit. | Foto: Fertilabs
  • "Bring your dream to life" lautet der Slogan von Vilavit.
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Haben Sie einen Leitsatz, den Sie mit unseren Leserinnen und Lesern teilen möchten?
Unser Slogan bei Vilavit lautet: "Bring your dream to life." Damit richten wir uns sowohl an Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch als auch an Gründerinnen und Gründer, die ihren eigenen Traum verwirklichen und den Schritt in die Selbstständigkeit wagen möchten.

Was hat die Zukunft noch für Ihr Unternehmen parat? Gibt es aktuell ein Ziel, auf das Sie hinarbeiten?
Unser aktuelles Ziel ist die Erschließung des DACH-Marktes. In Deutschland sind wir bereits präsent und streben natürlich ein weiteres Wachstum an. Zudem arbeiten wir an neuen Produkten, um unser Portfolio zu erweitern. Dem Thema Unfruchtbarkeit wird zunehmend Aufmerksamkeit von Ärztinnen und Ärzten gewidmet. Regelmäßig werden neue Studien publiziert. Diese neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse möchten wir gezielt für die Entwicklung unserer Produkte nutzen, um Betroffene noch besser unterstützen zu können.

Danke für das Gespräch.


Alle Informationen zu Vilavit findest du hier.

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