CO2-Abdruck
Milder Winter sorgt für Diskussion um nachhaltige Reisen
Die Forderung nach Werbeverbot bzw. CO2-Ausweisung für Flüge und Kreuzfahrten durch den für Seilbahnen zuständigen Obmann in der Wirtschaftskammer (WKO) Franz Hörl schlägt in der Reisebranche hohe Wellen. Die zuständige Staatssekretärin sieht keinen Handlungsbedarf.
ÖSTERREICH. Die Kritik am angeblich hohen Energieverbrauch von Seilbahnen und Schneekanonen in den durch die milden Temperaturen schneearmen Skigebieten war Auslöser der Forderung von ÖVP-Tourismussprecher Hörl, Werbeverbote bzw. Sondersteuern für die Bewerbung von Flugreisen oder Kreuzfahrten einzuführen – die RegionalMedien Austria haben berichtet. Bei einer nicht repräsentativen Umfrage auf MeinBezirk.at sprechen sich 56,38 Prozent gegen eine solche Sondersteuer aus (Stand 12.1.).
Auch eine CO2-Kennzeichnung für "besonders CO2-relevante Urlaubsformen" kann sich der WKO-Spartenobmann für Seilbahnen vorstellen.
"Auseinanderdividieren" nicht zielführend
Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler sieht derzeit keinen Handlungsbedarf, wie sie gegenüber den RegionalMedien Austria betont: Alle touristischen Anbieter arbeiten punkto Schadstoffreduktion und Transparenz an entsprechenden Lösungen, zumal für Reisende Informationen zum CO2-Fußabdruck immer wichtiger für ihre Reiseentscheidung werden. Ein "Auseinanderdividieren" einzelner Branchensegmente sei daher nicht zielführend. Ziel muss es aber sein die Bedürfnisse der Gäste, der Bevölkerung und des Klimaschutzes in eine Balance zu bringen. Langfristig soll Österreich aber zu "einem der nachhaltigsten Tourismusdestinationen weltweit" werden.
Am Mittwoch legte Hörl gegenüber der APA nach: Die Flug- und Kreuzfahrtbranche müssten nun "Fakten und Daten auf den Tisch" legen. Es brauche "seriöse und verlässliche Daten" dieser Reiseformen, so Hörl, der erneut eine CO2-Ausweisung ins Spiel brachte. Für eine solche CO2-Ausweisung bzw. "Kategorisierung" brauche es - "wenn wir das Thema Klimawandel und Ressourcenschonung ernsthaft diskutieren möchten", eben diese "seriösen und verlässlichen Daten" und Zahlen. Und Hörl spart nicht mit Kritik an der medialen (Klima)-Berichterstattung:
"Ich bin überzeugt, dass die teils faktenbefreite Kritik und das Lechzen nach Bildern von grün umrahmten Skipisten in den vergangenen Wochen einen erheblichen Schaden angerichtet haben."
Tatsächlicher Energie-Verbrauch
Laut WKO beziehen die meisten Seilbahnen nahezu ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Mit einer Energiemenge von 750 GWh (= 0,75 TWh) benötigen die Seilbahnen einschließlich der technischen Beschneiung einen elektrischen Energieanteil von 1,2 Prozent des österreichischen Gesamtstrombedarfs.
Der Gesamtenergieverbrauch pro Skifahrer und Tag liege bei 18 kWh. Für einen Flug Wien-Palma de Mallorca könnte man bei gleichem Energieaufwand einen Monat täglich Skifahren gehen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Forscherinnen und Forscher in dem Buch "Tourismus und Klimawandel", das die komplexen Beziehungen zwischen Tourismus und Klimawandel für die Tourismusdestination Österreich beleuchtet und auf einer fundierten Studie von 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern führender Forschungseinrichtungen basiert.
Demnach fallen laut einer in dem Buch zitierten Studie des Umweltbundesamts (2018), welche generelle Tendenzen wiedergibt, 50 Prozent der Emissionen für einen Skiurlaub in Österreich auf die An-und Abreise, 32 Prozent auf die Beherbergung und 18 Prozent auf die Aktivitäten.
Bei einem Fallbeispiel bei den Planai-Hochwurzen-Bahnen kamen die Forscherinnen und Forscher zu dem Schluss, dass 35,5 Prozent des Energieverbrauchs durch die Beschneiungsanlagen, 35,2 Prozent durch Aufstiegshilfen, 25,9 Prozent durch Pistengeräte, nur 0,1 Prozent durch die Flutlichtanlage sowie 3,3 Prozent durch sonstigen Energieverbrauch, zum Beispiel zur Beheizung und Beleuchtung der Berg- und Talstationen.
Vorschläge zur CO2-Reduktion
CO2-Einsparpotenziale bei Skigebieten bestehen laut den Expertinnen und Experten durch den Bezug erneuerbarer Energie, durch kontinuierliches Monitoring der Schneehöhen auf den Pisten, emissionsärmere Fahrzeuge sowie bei der Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden. Bei Aktivitäten abseits des alpinen Skilaufs stellen die Umstellung auf erneuerbare Energien sowie energieeffizientere Gebäude Potenziale zur Emissionsreduktion dar.
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