Berg- und Naturwacht
Ameisenheger im Dauereinsatz für die Umwelt
Ameisen werden aufgrund ihrer Bedeutung für das Öko-System gerne als die "Gesundheitspolizei des Waldes" bezeichnet. Manchmal benötigen Waldameisen (Formica) jedoch selbst Hilfe. Zum Beispiel, wenn ihr Hügel bei einem Straßenbauprojekt im Wege ist. Um die nützlichen und besonders geschützten Waldinsekten nicht zu gefährden, wird der Ameisenhaufen abgetragen und an einen sicheren Ort übersiedelt. Die Steiermärkische Berg- und Naturwacht hat dafür geschulte Mitglieder in ihren Reihen, die diese Aufgabe übernehmen. MeinBezirk.at war dazu mit Josef und Gudrun Kremser von der Ortseinsatzstelle Eibiswald dazu in den Morgenstunden.
EIBISWALD. In der Ortseinsatzstelle Eibiswald haben sich Josef Kremser und seine Tochter Gudrun im Vorjahr zu Ameisenhegern ausbilden lassen. Ich hatte Gelegenheit, die beiden bei einem Einsatz zu begleiten. In den vorangegangenen Tagen waren sie gleich mehrmals in dieser Mission unterwegs. So beispielsweise in Bad Schwanberg und in Pölfing-Brunn. Denn mit Eintritt der warmen Jahreszeit ist ihre Hilfe recht häufig gefragt. "Von Anfang April bis Ende August sind wir verstärkt im Einsatz", berichtet Josef Kremser. "Danach nur mehr wenn Gefahr in Verzug ist, denn die Ameisen müssen ja den Haufen für den Winter regenerieren."
"Wir würden uns über neue Mitglieder bei der Berg- und Naturwacht Eibiswald sehr freuen und möchten mit unserer abwechslungsreichen Tätigkeit vor allem auch das Interesse der Jugend wecken."
Ortsstellenleiter Josef Kremser
Diesmal ist es ein Ameisenhaufen in Sulzhof, der umgesiedelt werden muss. Wiesen-Waldameisen (Formica pratensis) haben sich ihr Zuhause in einem Garten unter einem Fichtenzaun eingerichtet. Als ich kurz vor halb sechs Uhr bei der Wolfmühle in Hörmsdorf eintreffe, wartet Josef Kremser – er ist auch Ortsstellenleiter und Schlangenbeauftragter – schon startklar im Hof. Am Anhänger ist alles vorbereitet, was es für diesen Einsatz braucht: Behälter für den Ameisenhaufen, ein Sack mit getrockneten und gesiebten Fichtennadeln, Paraffin, Melasse. "Kommt ihr hinterher zum Frühstück?", will seine Frau aus dem Fenster wissen. "Ich nicht", kommt es von Tochter Gudrun. "Ich muss dann gleich zur Arbeit."
Gesiedelt wird in aller Früh
Allerhöchste Zeit zum Aufbrechen. Während viele Menschen auf der Fahrt in die Arbeit sind, sind wir unterwegs zu den Arbeitern. Denn das sind die Ameisen zweifelsohne. Es ist noch dämmerig, als wir in Sulzhof eintreffen. Jedoch den Ameisenhaufen unter dem Fichtenzaun erkennen wir trotzdem. "Das ist die beste Zeit", weiß Josef Kremser. Denn wenn es hell wird, ist auch die Ameisenstraße bald stark frequentiert.
Die beiden Ameisenheger machen sich sogleich an die Arbeit. Gudrun bestreicht zunächst den oberen Rand der Behälter mit Paraffin. "Das mögen die Ameisen nicht, so bleiben sie während des Transportes in den Gefäßen."
Königliches Dasein für den Ameisenstaat
Das wahre Ausmaß des Ameisenhaufens ist auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich, denn er verlagert sich auch unterirdisch. "Ich bin zwar nicht empfindlich, aber heute registriere ich die Ameisensäure extrem", teilt Gudrun Kremser ihre Geruchswahrnehmung mit, während sie mit den Händen den Hügel nach und nach in die mitgebrachten Behälter überträgt. Wichtig ist, dass auch die Königin – mitunter sind es sogar mehrere – dabei ist. Sie ist größer als die übrigen Ameisen und sichert durch das Legen von Eiern das Überleben des ganzen Volkes.
"Die warmen Temperaturen haben zur Folge, dass die Ameisen an die Oberfläche kommen. Das erkennt man daran, dass der Haufen oben ganz schwarz bedeckt ist. Hier sonnt sich gelegentlich auch die Königin."
Gudrun Kremser
Seinen neuen Standort erhält der Ameisenhaufen aus Sulzhof diesmal im Wald von Josef Kremser. Die Berg- und Naturwacht ist aber auch mit anderen Waldbesitzern ständig in Kontakt, um zu gewährleisten, dass die für den Waldboden überaus wichtigen Lebewesen nach ihrer Übersiedelung eine neue Bleibe finden. Umgeben von Fichtenbestand und in sonniger Lage. Honigtau, die zuckerhaltige Ausscheidung von Blattläusen, gehört zur Lieblingsnahrung der Waldameisen. Sie ernähren sich aber auch von Kadavern und räumen somit den Wald auf.
Wiesen-Waldameisen ab jetzt in Hörmsdorf
Bei der Rückfahrt sind rund 280 Liter Material und 60.000 Ameisen mit an Bord. In den meisten Fällen ist jedoch eine Nachsiedelung notwendig. Die neue "Wohnadresse" wurde schon im vorhinein erkundet. Der Boden wird etwas abgeschürft, dann werden die Behälter ausgeleert. Der ursprüngliche Ameisenhaufen nimmt zirka 20 Kilometer entfernt wieder Gestalt an.
Zwei Holzscheite aus Fichte, mit Einschnitten und Melasse präpariert, werden in den Haufen integriert. "Als Notration und zur Stressberuhigung", erklärt Josef Kremser.
Zu guter Letzt wird der Hügel noch mit Fichtennadeln bedeckt. Die Ameisen sind bereits wieder fleißig auf den Beinen. Passt das Nest? Geht es den Larven und der Königin gut? "Das sind Themen, die sie jetzt beschäftigen", weiß Gudrun Kremser. Dazu werden Luftlöcher gegraben und wird die Nahrungsversorgung in Gang gesetzt.
"Ameisenhaufen, die zum Übersiedeln sind, können der Landeswarnzentrale unter der Telefon-Nummer 0316/87777 gemeldet werden", so Josef Kremser und betont: "Für Ameisen im Haus sind wir nicht zuständig."
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