20-jähriges Jubiläum
Susanne Lang verhilft Babys zu einem guten Start

- Pädagogin, Mototherapeutin, PEKIP-Leiterin Susanne Lang
- Foto: Susanne Lang
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Wenn eine Bochumer Persönlichkeit durch die Straßen von Deutschlandsberg geht, von allen Seiten erkannt und angesprochen wird, dann kann es sich nur um Herbert Grönemeyer handeln. Oder eben um Susanne Lang.
DEUTSCHLANDSBERG. Seit beinahe 40 Jahren hilft sie Kindern in der Bewegungstherapie, lehrt und unterstützt Kolleginnen und Kollegen in der Ausbildung und seit nunmehr 20 Jahren verbringen Deutschlandsberger Babys das erste Lebensjahr mit ihr. Denn seit 2004 ist Susanne Lang PEKIP Gruppenleiterin. Das erklärt auch, warum Susanne Lang nicht über den Hauptplatz gehen kann, ohne mindestens dreimal angesprochen zu werden mit den Worten: „Kennst du uns noch, Susanne?“.
Dieses Jubiläum ist der Anlass für ein Gespräch, zu dem sich Frau Lang freundlicherweise bereit erklärt hat.
- Wie kommt eine Bochumerin nach Deutschlandsberg?
SUSANNE LANG: Durch die Liebe! Ein Urlaubsflirt im Griechenlandurlaub führte dazu, dass Susanne Lang, Lehrerin für Sport, Geschichte, Deutsch und BE, 1985 nach Deutschlandsberg zog und bis heute glücklich verheiratet blieb. Nach einer zusätzlichen Ausbildung als Mototherapeutin startete die Pädagogin 1986 im Heilpädagogischen Kindergarten.
„Ich war eine Exotin“, sagt Lang heute lachend. In Deutschlandsberg gab es in jenem Jahr noch nicht einmal Physiotherapie für Kinder, geschweige denn wusste man viel über die Wichtigkeit der Bewegungstherapie. Durch Unterstützung durch die Landesregierung, dem damaligen Kinderarzt Dr. Georg Breisach sowie der Gemeinde Deutschlandsberg konnte das aber schnell geändert und vielen Kindern diese wichtige Möglichkeit geboten werden.
1988 wuchs die Familie Lang mit Tochter Lena, 1992 kam auch Sohn Benedikt dazu.
- Warum und seit wann bist du PEKIP-Gruppenleiterin?
"Eigentlich müsstest du noch früher anfangen!“ Mit diesen Worten rannte Kindergartenleiterin Renate Weiss bei Frau Lang offene Türen ein. Gerade hatte Lang vor etwa 75 Eltern und Kindergartenpädagog*innen einen Vortrag über ihr Spezialthema „Bewegung und Wahrnehmung“ gehalten und die Wichtigkeit der Mototherapie im Kindergartenalter betont, sowie die Auswirkungen auf die späteren Jahre der Kinder. Bei einem Gespräch danach fiel dieser Satz und es war eine Initialzündung. Lang ging nach Hause und meldete sich direkt zur PEKIP Ausbildung an, die es damals nur in Deutschland gab.

- PEKIP Gruppen bestehen aus maximal acht Elternteilen und acht Babys, in denen die Kleinen zusammenwachsen und die Großen miteinander reden und sich austauschen können.
- Foto: Susanne Lang
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Der PEKIP Verein hat strenge Regeln, die unter anderem besagen, schon während der Ausbildung Gruppen zu leiten. Mit Mühe fanden sich drei Mütter in Deutschlandsberg, die sich auf das Abenteuer „Babyturnen“ einließen. Aber es war ein Start und danach wirkte die Mundpropaganda. Werbung musste sie von da an nie wieder machen. Jährlich gibt es bis heute zwei Kurse, die zuerst in den Räumlichkeiten der Kinderarztpraxis von Dr. Breisach stattfanden und seit einigen Jahren in der Villa Kunterbunt am Soloplatz.
- Was ist PEKIP und was ist dabei für dich das Wichtigste?
Das Spezialgebiet des tschechischen Psychologen Jaroslav Koch war die Entwicklung von Kindern im ersten Lebensjahr. Dabei wurde ihm unter anderem klar, dass sich Babys ohne störende Windeln und Bekleidung mehr und spontaner bewegen.
Dies griffen die Wissenschaftler Christa und Hans Ruppelt auf und entwickelten daraus das „Prager Eltern Kind Programm“, bei dem eben Eltern und Kindern im ersten Lebensjahr Spiel-, Bewegungs- und Sinnesanregungen in der Gruppe geboten werden.
Für die überzeugte Mototherapeutin Lang war dies der perfekte Start für Babys von Anfang an. Mit Begeisterung stürzte sie sich in diese Aufgabe.
„Das Wichtigste für mich ist, dass sich alle wohlfühlen, dass die Kinder gut alle motorischen Meilensteine durchlaufen und wenn ich etwas herausheben soll, was mir besonders wichtig ist, dann ist es die Bauchlage und dass die Babys nicht zu früh hingesetzt werden!“
Susanne Lang, PEKIP Gruppenleiterin in Deutschlandsberg
In jedem Jahr, in jeder Gruppe darf sie eine kleine Evolution beobachten. Die kleinen Babys, die noch gebeugt und mit rundem Rücken kommen, entwickeln sich vor ihren Augen. Die Wirbelsäule entfaltet sich, sie drehen sich, sie stützen sich auf, gehen irgendwann in den Vierfüßlerstand, beginnen zu krabbeln, die Hände sind frei und irgendwann ziehen sie sich hoch.

- Spiel-, Bewegungs- und Sinnesanregungen im ersten Lebensjahr
- Foto: Susanne Lang
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Immer wieder ist es für Susanne Lang ein Wunder, diesen „genetischen Plan“ zu beobachten. Und jedes Mal, wenn eine Gruppe Babys sie nach einem Jahr verlässt, ist es wie ein „kleiner Tod“ für sie. Denn auch wenn sie die Eltern und Kinder auf der Straße wiedererkennt und fast alle noch namentlich kennt, die Babys vergessen sie leider.
Welche Übung würdest du allen jungen Eltern für ihre Babys empfehlen?
Wie oben erwähnt, ist für Lang die Bauchlage in der Entwicklung unverzichtbar. Viele Eltern berichten, dass ihre Babys ungern am Bauch liegen bleiben und schnell zu weinen beginnen. Vielleicht zu schnell nimmt man die Kleinen dann wieder hoch.
„Das ist klar. Man muss sich nur einmal vorstellen, was ein Baby sieht, das auf den Boden gelegt wird. Nur Beine von stehenden Personen bis höchstens zu den Knien. Das ist nicht interessant und das Kind fängt an zu weinen.“
Susanne Lang
Folgende Übung empfiehlt Susanne daher von Herzen, weil die Bauchlage so wichtig für die Entwicklung ist:
„Legen Sie das Baby auf den Bauch und sich selbst ebenso. Bleiben Sie vor dem Baby auf dem Boden. Spielen Sie mit ihm mit einem Ball oder einem anderen Spielzeug.“

- Besonders am Herzen liegt der Mototherapeutin die Bauchlage von Babys. Am liebsten bleiben sie in dieser, wenn Mama oder Papa sich dazulegen und spielen!
- Foto: Susanne Lang
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Dadurch werden die Rückenmuskeln gestärkt, die Wirbelsäule entfaltet sich und das Gleichgewicht wird entscheidend gefördert. Schritt für Schritt entwickelt das Baby daraus automatisch die Seitenlage, später den Vierfüßlerstand, die „rocking position“ (Vor- und Zurückwippen im Stütz) und schließlich das Krabbeln. Dass Babys eine längere Zeit krabbeln, bevor sie gehen, ist wiederum extrem wichtig. Es schult das Gleichgewicht und ist mitentscheidend für Fähigkeiten im Kindergarten- und Schulalter, wie das Stillsitzen, aber auch das bewusste Lenken und Halten der Aufmerksamkeit.
„Als Mototherapeutin sehe ich leider dann auch die Auswirkungen bei älteren Kindern, wenn wichtige Meilensteine der schrittweisen Entwicklung übersprungen werden.“
- Wie wird man als Bochumerin in Deutschlandsberg heimisch?
„An Deutschlandsberg liebe ich, dass man einerseits schnell im Grünen ist, auf der Alm und zu Fuß im Wald. Andererseits ist es eine Bezirkshauptstadt, in der man alles bekommt, was man braucht.“
Susanne Lang

- Ihre Freizeit verbringt Susanne gerne in Museen, im Theater oder Kino.
- Foto: Privatbesitz Susanne Lang
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Das kulturinteressierte Ehepaar Lang besucht gerne das Theaterzentrum Deutschlandsberg, Veranstaltungen im Greith-Haus und im Kürbis Wies. Das Kulturangebot einer Großstadt ist das einzige, was Susanne Lang etwas fehlt, auch im Vergleich zu Bochum, wo man jeden Tag ein Kulturangebot besuchen könnte. Besonders vermisst sie ein Kino, vor allem seit das Frauentaler und das Eibiswalder Kino nicht mehr in Betrieb sind.
Ansonsten ist Susanne Lang in Deutschlandsberg angekommen und heimisch geworden. Täglich genießt sie das Walken im Wald und schätzt die Klause als besonderen Kraftort. Wenn sie durch die Natur geht, atmet sie tief ein und sagt jeden Tag den selben Satz:
„Wenn ich hier durch gehe, geht mir das Herz auf!“
Bei Interesse an der Teilnahme eines PEKIP Kurses mit Ihrem Baby nehmen Sie bitte Kontakt mit Susanne Lang auf unter Tel.: 03462/5415.
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