Zärtliche Risse
Astrid Kohlmeier & Norbert Wally im Dachbodentheater

Astrid Kohlmeier und Norbert Wally schöpften ihr Universum aus
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Ein durch und durch stimmiger Abend im Dachbodentheater: Astrid Kohlmeier las aus ihrem Geeichtband "Zärtliche Risse", Gitarrist Norbert Wally gab den musikalischen Mitspieler.

STAINZ – Stimmig. Wenn man für eine musikalische Lesung dieses Attribut verwenden kann, dann beim Abend im Dachbodentheater Stainz mit Astrid Kohlmeier und Norbert Wally. Vom ersten Moment an überkam die Zuschauer das Gefühl, dass sich hier zwei Künstler in ihrem Wirken gefunden haben. Die einfühlsamen Stimmen – hier der deutlich formulierte Monolog, da der Einschlag von Johnny Cash – taten ein Übriges, um den Eindruck zu verstärken. „Es wird ein schöner, berührender Abend“, gab „StainZeit“-Gastgeberin Silvia Sonnleitner in ihrer Begrüßung eine Versicherung mit in den prosaisch-musikalischen Ablauf. Zu den Protagonisten: Astrid Kohlmeier (40), die Stainzerin, schreibt seit 2002 Theater-, Erzähltexte, Lyrik, Hörspiele und Drehbücher, die in zahlreichen Literaturzeitschriften veröffentlicht wurden. In ihrer Tätigkeit als Regisseurin war sie am Landestheater Schwaben und beim Greizer Theaterherbst engagiert. Ihre Erzähltexte werden an Bühnen in Österreich, Deutschland, Schweiz und Luxemburg aufgeführt. 2012 erhielt sie das österreichische Staatstipendium für Literatur. Im Dachbodentheater las sie aus ihrem Gedichtband Zärtliche Risse.

„The Base“ als musikalische Basis

Norbert Wally ist Musikliebhabern als Gründungsmitglied der Band The Base bekannt. Mit 13 Jahren begann er mit dem Gitarrespiel, seine musikalische Heimat fand er jedoch als Ensemblemusiker. 1989 war der Grazer Mitbegründer der heute noch aktiven Formation The Base, die auf viele musikalische Höhepunkte zurückblicken kann. Die Alben sind ebenso Ausdruck des künstlerischen Schaffens wie die Kooperation mit dem Jazz Orchester Steiermark, die Mitarbeit in einem Michael-Ostrovski-Film, der Auftritt im Burgtheater und die Konzertauftritte in London, New York und Los Angeles. Das Theater – wie die Kooperation mit dem Theater im Bahnhof und die Arbeiten am Schauspielhaus Graz zeigen – blieb integrierender Bestandteil im künstlerischen Selbstverständnis. Beim Abend in Stainz wühlte Norbert Wally in seinem künstlerischen Fundus und brachte etliche The Base-Kreationen zum Vortrag. „I’m Waiting For Jill“ war da ebenso dabei wie „I Want To Go To The Beach“ oder der Versuch „To Pretend That’s Funny“. Bei zwei Stücken assistierte Astrid Kohlmeier als Sängerin, umgekehrt las Norbert Wally im Gedichtband.

Demnächst kommt „Du“

„Ich empfinde das als eine Art Heimkommen“, verriet Astrid Kohlmeier, dass der Gedichtband Zärtliche Risse neunzig Gedichte in vier Kapiteln (Von der Liebe, Worte aneinanderreihen, von Krieg und Frieden, Momentaufnahmen) umfasst. Mit dem Titel „Du“ ist gerade ein weiteres Buch im Entstehen. Wenden wir uns der Liebe zu, die manchmal durchaus ein Karussell sein kann. Die bange Frage: Wirst du mich auffangen ~ mit deiner Zuneigung ~ bevor meine Seele ~ auf der Erde zerschellt? Manchmal kann die Liebe einen Menschen auch unter Wasser ziehen, das einen strampeln, nach Luft schnappen lässt. Gibt es da ein Licht auf deinem Grund? Doch zu spät ~ du wirst sanft und still ~ doch zu spät. Wenn Liebe schon so grau ist, was kann Krieg und Frieden bringen? In jedem Fall ein Leben auf der Flucht, deren Wesen nicht zu begreifen ist: Ich bin nie aufgebrochen mit ungewissem Ziel ~ allein, um mit dem Leben davonzukommen. Gibt es Tröstliches in den Momentaufnahmen? Ja, das Glück. Allerdings auch nur, wenn man sich nicht vor dem Stolpern mit hohen Absätzen, dem Sturz mit dem Fahrrad und dem Bimmeln der Straßenbahn fürchtet: Ich bin nur glücklich, wenn ich schlafe ~ und niemand neben mir liegt ~ der mir Angst einjagt.

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