Der „Bäcker-Hansi“ fährt seit 25 Jahren ins Gai

Der „Bäcker Hansi“ stellt Brot und Semmel zu, ist aber auch eine Art rollender Greißler. An sechs Tagen in der Woche ist er im „Gai“ unterwegs.
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  • Der „Bäcker Hansi“ stellt Brot und Semmel zu, ist aber auch eine Art rollender Greißler. An sechs Tagen in der Woche ist er im „Gai“ unterwegs.
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Johann Schuster kennt die südliche Weststeiermark wie seine Westentasche. Schließlich ist er seit 25 Jahren als Fahrverkäufer für die Bäckerei Schmuck in Steyeregg tätig. Besser bekannt ist der Brotzusteller allerdings als „Bäcker-Hansi“. Doch nicht nur ofenfrisches Gebäck, sondern auch Grundnahrungsmittel hat Johann Schuster an Bord, wenn er ins Gai (ländliches Gebiet) fährt. Bis zu 130 Kilometer spult er täglich im Bereich östliche Koralpe herunter, ebenso viele Kunden werden besucht.

Es ist kurz nach halb neun. Der „Bäcker-Hansi“ kommt soeben aus Rothwein. Jetzt biegt er in eine Seitenstraße ein, es geht hinab zum Hof der Familie Schuiki. Der „Gai-Verkäufer“ klopft an die Tür, gleich darauf kommt Angela Schuiki aus dem Haus. Sie ist eine Stammkundin der ersten Stunde. „Er weiß eh schon selbst, was ich brauche“, erzählt sie lächelnd, während der „Bäcker-Hansi“ das Gewünschte einpackt.

Zum Einkauf gibt es als Draufgabe ein paar nette Worte...

Nun ist es nicht mehr weit ins Bergdorf St. Lorenzen ob Eibiswald. Für ein paar Worte nimmt sich Johann Schuster (46) stets gerne Zeit. „Das muss drin sein, auch wenn es manchmal a bissal pressiert. Auf eine Viertelstunde auf oder ab kommt es nicht drauf an.“ Vor allem für die ältere Generation, die in dieser idyllischen, aber recht abgeschiedenen Gegend wohnt, ist er eine wichtige und gelegentlich auch die einzige regelmäßig wiederkehrende Ansprechperson. Mit den meisten seiner Kundinnen und Kunden ist er per Du. „Sie bestehen darauf beim Kommunizieren, auch wenn sie älter sind als ich.“ Mitunter findet er so ungewollt auch Anschluss am Familienleben...

Seit einem Vierteljahrhundert ohne Krankenstand im „Gai-Einsatz“

Seit 4.30 Uhr ist Johann Schuster auf Achse. Sein Kerngebiet ist die östliche Koralpe. Zunächst bedient er die „Sackerl-Kundschaften“ in Limberg und Teilen von St. Martin im Sulmtal. Tagwache ist um 3.30 Uhr. Dann wird das Auto beladen. Molkereiprodukte und weitere Grundnahrungsmittel ergänzen das Angebot an Backwaren. Für die Logistik zeichnet der „Bäcker-Hansi“ höchstpersönlich verantwortlich. Nach 25 Jahren Berufserfahrung – und das ohne einen einzigen Krankenstand – hat er die Einteilung im kleinen Finger. Der Stammkundenanteil beträgt 80 Prozent.
Das Tätigkeitsgebiet von Johann Schuster ist ziemlich groß. Bis knapp an die Grenze zu Kärnten und Slowenien kommt er heran. Montags, mittwochs und freitags ist er im Raum St. Lorenzen, St. Oswald, Soboth und Eibiswald unterwegs. Die zweite Route führt ihn dienstags, donnerstags und samstags in die Gebiete von Vordersdorf, Wernersdorf und Wielfresen bis hinauf zum „Jägerwirt“ in 1.300 m Seehöhe. Auf Bestellung bringt der „Bäcker-Hansi“ auch Waren aus dem zum Familienunternehmen gehörenden Kaufhaus in Oberhaag mit.

„Der persönliche Kontakt zu meiner Kundschaft ist mir sehr wichtig. Die Leute kennen mich, ich kenne sie.“

Johann Schuster

Die Liebe zum Beruf ist Johann Schuster anzumerken. Niemals würde er ihn mit der Arbeit in einer Fabrik tauschen wollen. „Ich mache meinen Job gerne, obwohl ich weiß, dass es ein Job mit Ablaufdatum ist“. Oft bereut er es, keine Kamera dabei zu haben, wenn er vom Anblick des Wilds oder einem Sonnenaufgang überrascht wird. Doch der fahrende Verkauf hat auch andere Seiten: „Anfang der 90er-Jahre gab es strenge Winter. Da haben die Schneewände schon mal bis zu den Außenspiegeln gereicht. Gerissene Schneeketten reparieren, stand damals an der Tagesordnung!“
Längst gehört Johann Schuster auch privat zum „Firmeninventar“. Nicht nur als verlässlicher und treuer Mitarbeiter, sondern auch als Schwiegersohn der Chefleute Hanneliese und Anton Schmuck. „Meine Gabi ist Bäckermeisterin und Einzelhandelskauffrau, Schwager Rudi ist ausgebildeter Bäcker und Schwägerin Christine steht vorwiegend im Geschäft in Oberhaag im Verkaufseinsatz.“ Neben dem Stammhaus mit Backstube in Steyeregg sowie dem Kaufhaus in Oberhaag werden auch noch das Marktcafé in Wies und eine Filiale in Schwanberg geführt. JF

Fotos: Josef Fürbass

Wo: Gai, 8541 Limberg bei Wies auf Karte anzeigen
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