TZ Deutschlandsberg beim Rauch-Hof
Die Richter-/Täterumkehr als Lustspiel

Schreiber Licht und Richter Adam begegnen sich als Widersacher
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  • hochgeladen von Gerhard Langmann

STAINZ. - Zugegeben: Das aktuelle Antikorruptionsbegehren richtet sich nicht gegen die Justiz. Dennoch hatte der Zuschauer, der das Stück als aktuelles Sittenbild bezeichnete, nicht ganz unrecht. Der zerbrochne Krug, das Lustspiel von Heinrich von Kleist (1777-1811), mit dem das Theaterzentrum Deutschlandsberg am Freitag und Samstag im Rauch-Hof gastierte, trug alle Ingredienzien von Machtmissbrauch, Vertuschung und Irreführung in sich.
Als Location hatten Gerd Wilfing & Co. eine Wiese nahe dem Schwimmteich ausgesucht, die Bühnenaufgang, Verhandlungssaal und Privatzimmer umfasste. Und es ging auch gleich los mit der Verschleierung von Tatbeständen, denn Richter Adam konnte nicht so recht erklären, woher seine Verletzungen stammten und was mit seiner Perücke passiert ist. In ebendiese Situation platzte die Nachricht von der Inspektion des Amtes durch Gerichtsrat Walter. Was tun? Alle Versuche des Richters, der Verhandlung fern zu bleiben, schlugen fehl: Der Gerichtsrat aus Utrecht bestand auf die Teilnahme an der Verhandlung.
Worum ging es in der Anklageschrift? Ein Krug war zerbrochen worden, die Klägerin Marthe Rull nannte den Schlingel Ruprecht, just der Freund ihrer Tochter Eve, als den Verdächtigen. Dieser – nicht mundfaul – schob die Schuld von sich und führte seinen Kontrahenten Lebrecht als Täter ins Treffen.

Falsches Spiel des Richters

Und was tat Richter Adam? Seine Verhandlungsführung mit den Zwischenrufen, einseitigen Unterstellungen und parteiischen Einordnungen kann wohl fern jeder richterlichen Unabhängigkeit bezeichnet werden. War es gar ein Dritter, der den Krug zerbrochen hatte? Schön langsam gingen Richter Adam die Ausflüchte aus, mehr und mehr fiel der Verdacht auf ihn als Täter. Ganz besonders als Zeugin Brigitte als Fundort einer Perücke den Platz vor dem Fenster von Eve bezeugte und sich die Einberufung von Ruprecht nach Ostindien als Druckmittel von Richter Adam gegenüber Eve herausgestellt hatte.
Ende gut, alles gut? Wohl nur im Kleist’schen Sinn. Denn urplötzlich verlor Gerichtsrat Walter sein Interesse an einer korrekten Verhandlungsführung. Vielmehr interessierte ihn die - in den Büchern offenbar nicht auffindbare – fünfte Kasse. Schließlich – so sein Sinneswandel - braucht man ja Freunde für eine Gefälligkeit.
Der Applaus und die „Vorhänge“ für Yvonne Beck, Sepp Brauchart, Charly Diwiak, Kathrin Diwiak, Arlind Hagjija, Sabine Kniepeiss, Lena Pöltl und Gerd Wilfling war mehr als verdient. Ihre überzeugend-ehrliche Vorstellung vom falschen Spiel bescherte den Zuschauern einen vergnüglichen Abend.

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