Politik
Mein gesunder Egoismus
Die EU bedeutet eine starke Konkurrenz für die Supermacht USA, aber auch Russland oder China. Die eine war eine Supermacht, die andere will eine werden.
Wir werden uns in diesem Wettbewerb behaupten, wenn wir bloß nicht den Bedrohungen unserer Zeit auf den Leim gehen.
1.) Die eine Bedrohung ist paradoxerweise ein Produkt der Demokratie. Dass in den sogenannten "Sozialen Medien" jeder demokratisch seine Meinung kundtun kann, ist erfreulich, führt aber dazu, dass die größten Dummheiten und absichtlich gestreute bösartige Unwahrheiten - z.B. über die EU - ein großes Publikum erreichen. Viele User denken dann, dass es wahr sein muss, nur weil es von so vielen herumgeschickt, geteilt, geliket wurde. So werden fake News meinungsbildend; so klickt man mit der Zeit andere, irritierende Meinungen weg, und so lernt der Algorithmus, dass User X nur Blabla und nicht Blöblö lesen mag. Dann befindet man sich schon in der sogenannten Blase, ausschließlich unter Seinesgleichen, richtig abgeschirmt von der Realität einer komplexen Außenwelt, von der man immer weniger Ahnung hat. - Dann werden womöglich irgendwo auch noch kleine Roboter, Bots genannt, beauftragt, im Interesse irgendeiner Macht falsche Nachrichten zu verschicken – und zum Überdruss schreien gerade die Ausgetricksten "fake news!", wenn ihnen etwas unterkommt, was ihnen nicht passt, was aber wahr ist.
Ich denke, dass die technische Entwicklung so schnell voran geht, dass wir noch gar nicht gelernt haben, damit klug und im guten Sinne egoistisch umzugehen.
Aus purem Egoismus müsste man jene Projekte unterstützen, die das Gemeinsame fördern - ja, ich meine die EU! Denn wie will ein einzelnes Land in der globalisierten Welt allein bestehen? (Die Schweiz ist kein gutes Beispiel, denn die Schweiz hat eine fast 800 Jahre alte demokratische Tradition, war immer ein Multikulti-Land, dank den hohen Bergen rundherum immer von Kriegen verschont, und trotzdem braucht sie viele bilaterale Verträge mit der EU. Die EU-Osterweiterung 2004 hat die Schweiz sogar mit einer Milliarde Franken unterstützt, verteilt auf 10 Jahre. Denn allein kann nicht einmal sie bestehen. - Das gleiche gilt für Norwegen, Island und Liechtenstein: Sie bilden seit 1994 mit der EU zusammen die Europäische Freihandelsassoziation EFTA.)
2.) Dank der Demokratie kommen auch üble Parteien und üble Politiker an die Macht, weil sie einfache Lösungen versprechen, die sie nie durchführen können, weil die Welt halt nicht einfach ist. Andere biedern sich an, um in der Nähe des Futtertroges bleiben oder den Chefposten haben zu können. Leider sind jene, die Jahrzehnte lang die wirklichen Interessen der ganzen Bevölkerung, nicht nur der wenigen Reichen vertraten, quasi paralysiert von diesem Phänomen, schauen den Mieslingen gebannt zu und verfallen in Angststarre. Deswegen gibt es im Moment in der EU mehrere Regierungen, die laut, provokant und frech, aber inkompetent, destruktiv und gefährlich sind. Das kostet uns alle Lebenszeit und Nerven. Aber wir alle haben einen Einfluss auf die Geschehnisse, wenn wir zur Wahl gehen und sie nicht als Jux auffassen, "denn die dort in Brüssel sind weit und kümmern sich eh nicht um uns". Das stimmt nicht. Auch wenn es einzelne unwürdige Politiker gibt – die überwiegende Mehrheit arbeitet engagiert für unser gemeinsames Projekt Europa.
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