Zwischen Handwerk und moderner Technik

Beim Plusregion-Unternehmer-Talk waren sich alle einig: Auch wenn die Technisierung nicht in jeder Hinsicht überzeugt, lassen sich doch auch viele Vorteile und Erleichterung im Arbeitsalltag nutzbar machen. Im Bild Plusregion-Geschäftsführerin Birgit Ausserweger, Paul Schwab, Gerhard Reiter, Matthias Berger, Katharina Bürgl-Rösslhuber und Josef Vitzthum. | Foto: Angelika Pehab
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  • Beim Plusregion-Unternehmer-Talk waren sich alle einig: Auch wenn die Technisierung nicht in jeder Hinsicht überzeugt, lassen sich doch auch viele Vorteile und Erleichterung im Arbeitsalltag nutzbar machen. Im Bild Plusregion-Geschäftsführerin Birgit Ausserweger, Paul Schwab, Gerhard Reiter, Matthias Berger, Katharina Bürgl-Rösslhuber und Josef Vitzthum.
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NEUMARKT/KÖSTENDORF/STRASSWALCHEN. Beruflich haben sie auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Was aber den Bauunternehmer, den Optiker, die Apothekerin, den Fotografen und den Autospezialisten eint, sind die Veränderungen im Berufsalltag, welche die zunehmende Technisierung mit sich bringt.

Erlerntes Handwerk mit Technik ergänzt

Für Matthias Berger von Berger-Bau in Neumarkt ist klar, dass mittlerweile nichts mehr ohne den Computer im Besprechungscontainer neben der Baustelle geht.
„Alles muss in 3D dargestellt werden, sonst kann sich heutzutage eh kaum mehr jemand etwas vorstellen“, schmunzelt Berger, der sich erst vor 15 Jahren selbstständig gemacht hat und von seinem Sohn Christian unterstützt wird. Und auch wenn aus seiner Sicht das ursprüngliche Handwerk einen hohen Stellenwert hat, misst er schon den technischen Errungenschaften in seiner Branche große Bedeutung zu. „Aus den Plänen der Architekten ist nicht immer jedes Detail ersichtlich, sodass der Polier vom Container aus am Laptop die genauen Maße klar definiert.“
Heute geht alles schneller als früher
Was früher mit einem Handschlag abgemacht wurde, geht heute nur noch über offizielle Ausschreibungen. „Da muss man eben auch schnell den Materialaufwand bestimmen können, was heute mittels Computerprogramm auf Knopfdruck möglich ist“, erklärt Berger.

„Erkennen, was der Kunde braucht“

Computer und Technik haben auch längst schon im Optikerbetrieb von Gerhard Reiter Einzug gehalten. So werden die Dioptrien einer Brille heutzutage mit Laser- und Bildschirmübertragung gemessen und das Schleifen der Brillengläser übernimmt ein, mit elektronischerDatenübertragung gesteuerter, Schleifautomat. „Der Vortest kann in sehr komplizierten Anpassfällen vom Computer in sehr kurzer Zeit übernommen werden, für die Feinabstimmung braucht es aber den Menschen“, so Reiter und erklärt weiter: „Das, was die Maschine nämlich ganz genau misst, entspricht oft nicht den subjektiven Empfindungen und Bedürfnissen des Kunden.“
Wichtig ist eine individuelle Anpassung. „Schließlich ist nicht jeder Kopf gleich – da gibt es ganz verschiedene Konstellationen von Kopfformen, Augenabständen und Höhenkorrekturen, auf die Rücksicht genommen werden muss“, so der Unternehmer, der vor 30 Jahren sein Geschäft „Augenoptik Look Optik Reiter“ in Straßwalchen eröffnet und damit sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Denn nebenbei ist er auch passionierter Sportschütze, womit er sich bereits einen Weltmeistertitel sichern konnte.

Kunden vom Bodensee bis Ungarn

„Auch beim Schießen – und da bieten wir ja ein großes Sortiment für Schützen und Jäger in unserem Geschäft an – hat die Technik schon längst Einzug gehalten. Am Schießplatz ist der Laptop ein angenehmes Ergänzungsmittel“, so Reiter, der die Technik als Unterstützung in seinem sonst so vom menschlichen Feingefühl getragenen Beruf nicht missen möchte.

„Der Mensch steht im Mittelpunkt“

Ebenso Feingefühl und ein Gespür, was der Kunde braucht, benötigt die Apothekerin Katharina Bürgl-Rösslhuber.
„Auch bei uns in der Apotheke hat sich in Sachen Technik viel getan. Früher wurden viele Arzneimittel noch im eigenen Labor der Apotheke hergestellt. Heute hat den Großteil der Produktion die Industrie übernommen. Der Großhandel versorgt uns dann innerhalb kürzester Zeit mit den neuesten Produkten. Gleich geblieben sind die Produktion der Hausspezialitäten und der Spezialanfertigungen, die für Patienten individuell im Labor hergestellt werden. Das sind meistens topische Zubereitungen, die vom Patienten auf die Haut aufgetragen werden, Tinkturen, Augentropfen oder Suppositorien“, erklärt die Apothekerin.

„Bei uns muss es schon menscheln“

Die Logistik, Lagerhaltung, Temperaturkontrolle und das Qualitätsmanagement im Labor haben sich im Vergleich zu früher auch stark verändert. Der Aufwand im Hintergrund der Apotheke, trotz der heute zur Verfügung stehenden Technik ist groß.
Für mich als Apothekerin ist jedoch eines gleich geblieben. Die Menschen, die hier bei uns mit viel Herzblut um die Gesundheit und Gesunderhaltung täglich ihren Einsatz bringen. Ein Miteinander und ein herzliches Lächeln können auch Medizin sein“, schmunzelt die dreifache Mutter, die mit Herz und Seele, mit Wissen und Bewusstsein für ihre Mitarbeiter und für ihre Kunden da ist. Immer offen sein für Neues und dies kritisch einfließen lassen ist doch gut, Altbewährtes mit Neuem verbinden und der Jugend zuhören, das ist auch bei uns wichtig. Ein dynamisches Zusammenspiel zwischen alt und neu, zwischen jung und alt bringt alle weiter. Und das ist auch gut so“, meint Bürgl-Rößlhuber.

„Ich habe noch selbst entwickelt“

Fast wehmütig blicken heute passionierte Fotografen auf jene Zeit zurück, wo noch per Hand und mit Fingerspitzengefühl in der Dunkelkammer Fotos ausgearbeitet wurden. „Ich habe noch selbst Chemikalien angerührt, Schwarz-weiß-Fotos entwickelt und mich bei Farbfotos mit entsprechender Temperatur und Zeit beschäftigt“, schwelgt Josef Vitzthum von „Die Lebensfotografen“ in Straßwalchen in Erinnerungen. Dieses Handwerk beherrscht er noch heute. Und trotzdem: Der technische Fortschritt hat schon viel Erleichterung sowie eine enorme Zeitersparnis mit sich gebracht. Während die Digitalfotografie aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist, gibt es dennoch einige Hobby- und Profifotografen, die nach wie vor auf Analogfotografie setzen. „Wir lassen etwa 500 Filme pro Jahr von unseren Kunden bei Color Drack entwickeln. Farbfotos brauchen rund eine Woche, Schwarz-weiß-Fotos sogar zwei Wochen, weil dies dort in völligem Handbetrieb geschieht und die Chemikalien selbst angerührt werden. Das ist halt auch eine Kostenfrage“, erzählt der Fotograf, der zwar sein Hobby zum Beruf machen konnte, aber dennoch – nachdem das Gewerbe frei geworden ist – unter größerem Druck steht. „Da musst du der Konkurrenz eben immer einen Schritt voraus sein“, schmunzelt Vitzthum und wird konkreter: „Ich betreibe mittlerweile zwei Onlineshops und bestreite die Fotobestellungen – beispielsweise für Schulfotos – via Onlinecode. So wird nur ausgearbeitet, was auch wirklich gekauft wird. Damit ersparen wir uns und der Umwelt Fotoausdrucke, die am Ende im Müll enden“. Die ausgewählten Bilder landen mittels ausgeklügelter Software direkt im Labor zur Ausarbeitung und werden von da aus zum Kunden nach Hause geschickt. „Eine echte Innovation“, freut sich Vitzthum, der auch schon den nächsten – österreichweit-einzigartigen und deshalb noch geheimen – Coup im Ärmel hat.

Zauber der Fotografie geht verloren

Darüber hinaus verleiht der Lebensfotograf einen Fotobus, der Highlight auf so mancher Hochzeit oder Firmenfeier ist. „Unser Klik-Mobil ist der absolute Renner“, strahlt der Fotokünstler, der nie ein Foto unbearbeitet aus der Hand gibt. Er mag den Fortschritt in seiner Sparte, jedoch gibt es ein Manko: „Mit den Digitalkameras ging der eigentliche Zauber der Fotografie etwas verloren. Jeder klickt drauf los und der künstlerische Anspruch bleibt dabei auf der Strecke“.


Mit Schraubenschlüssel UND Laptop


Echte Handwerker sind auch Mechaniker. Obwohl: Ohne Laptop geht es auch hier nicht mehr. Das weiß Paul Schwab von Nissan Schwab in Köstendorf aus der Praxis. Mittels Diagnosetester werden Bremsen elektronisch zurückgefahren, der Motor wird elektronisch geprüft und Fehlermeldungen können nur via Laptop diagnostiziert und behoben werden. „Die Arbeit bei uns ist durch die Technisierung sicher umfangreicher geworden. Das bedarf auch ständiger Schulungen und Weiterbildungen“, weiß Schwab, der den Betrieb im Jahr 2007 von seinem Vater übernommen hat. „Aber neue Technologien und Komfort werden von den Kunden erwartet und immer mehr Ausstattung und Sicherheitssysteme werden bereits als Standard angesehen.“
Onlineanfragen für Auto(ver)kauf
Die Technik zu Nutze macht sich Schwab auch beim An- und Verkauf von Autos. „Online können sich unsere Kunden schon gut informieren, das erleichtert das Verkaufsgespräch. Wir haben auch immer mehr Onlineanfragen - besonders für Werkstatt-Termine, Probefahrten und im Gebrauchtwagenverkauf“, so Schwab. Aber auch da gibt es Grenzen: „Der Preishandel findet nicht online statt. Das geht nur persönlich bei uns im Haus“, so Schwab abschließend.

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