Vom Burnout zur Borderairline

"Heute bin ich dankbar für diese Erfahrung. Sie hat mich verändert", sagt der Reiner über sein Leben mit der Diagnose Burnout. | Foto: Christoph Urbanetz
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Jörg Zwicker konzertiert jahrelang und weltweit als Dirigent und Cellist. Bis zu jenem Juniabend 2010, als ihm auf der Bühne die Hände versagen. Es ist kein körperliches Versagen – seine Psyche sagt stopp. Eine innerliche Leere macht sich breit. Die dritte Diagnose bestätigt, was Zwicker schon geahnt hat: Burnout.

Dankbar für Erfahrung

Von klein auf war es für den Reiner selbstverständlich, ohne fremde Hilfe durchs Leben zu gehen. Steine, die ihm in den Weg gelegt wurden, sah er als Herausforderung, Perfektionismus, Konkurrenzdenken und Erwartungshaltungen prägten seinen Beruf als Musiker. "Eine 60-Stunden-Woche war kein Problem für mich. Aber irgendwann habe ich aufgehört, auf mich zu schauen. Ich war kraft- und ideenlos geworden. Meine Kreativität ging verloren", sagt Zwicker. "Und die Phasen, in denen ich unsicher war, kamen immer häufiger. Die Angst, zu versagen, wurde größer."
Das Burnout-Syndrom entsteht nicht von heute auf morgen, es ist ein schleichender Prozess der völligen seelischen, geistigen und körperlichen Erschöpfung. Rund eine halbe Million Österreicher sind davon betroffen. Trotzdem erscheint das Ausgebrannt-Sein vielen als Modeerkrankung, die "normalem Stress" gleichgesetzt wird. Zwicker kränkt diese Außensicht nicht. "Man muss es selbst erleben, um darüber sprechen zu können. Heute bin ich dankbar für diese Erfahrung. Sie hat mich verändert, denn mein Leben hat jetzt eine andere, bessere Qualität bekommen und meine Prioritäten haben sich verschoben. Ich habe gelernt, Dinge aus meinen Leben auch streichen zu können", so der 47-Jährige.

Metapher für das Leben

Im Juli 2010 trat Zwicker mit einem Barockensemble auf. Als alle auf seinen Einsatz warteten, stand er regungslos da. "Ich wusste, irgendwas stimmt da nicht. Also ging ich zum Arzt, der mir mitteilte, dass ich eine stressige Zeit durchlebe. Da müsse ich durchbeißen." Der zweite Arzt diagnostizierte Depressionen, der dritte Burnout. "Ich hab dann aufgehört, gegen diesen Zustand zu kämpfen, versucht, mit der Situation umzugehen, und mir ein Jahr Auszeit genommen." Zwicker entschied sich dafür, ohne Medikation aus der Erschöpfung herauszukommen. Die Kraft dazu schöpfte er aus mentaler Stärke und seiner Liebe zum Sport. "Bergsteigen, Eisklettern, Paragleiten, da such ich nicht nach Adrenalin. Hierbei finde ich innerliche Ruhe." 2015 entschloss sich Zwicker, beim Adventure Race 'Borderairline' teilzunehmen, einem Wettbewerb für Flieger, bei dem die Teilnehmer innerhalb von 33 Stunden, mit Gleitschirm oder zu Fuß, so weit wie möglich vom Start weg und wieder ins Ziel zurückkehren müssen. "Das Rennen ist eine Metapher für mein Leben: Wie viel Belastung kann ich ertragen, bis ich umkehren muss? Ich hab in mich reingehört, was alles möglich ist, und meinen inneren Schweinehund überwunden", sagt er. Die Erfahrungen, die er vom Burnout zur Borderairline machte, hat er im Buch '30 Stunden Flow' niedergeschrieben. "Ich wollte unbedingt ans Ziel kommen, und das bin ich – am Ziel meines fünfjährigen Rennens."

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