Gemeindefusionen: Prozesse laufen schleppend

- Die Feistritz bildet im Bereich Ratten die Gemeinde- und Bezirksgrenze. Bild li.: Ratten (Weiz), rechts: Filzmoos, St. Jakob/W. (Hartberg). Das Leben dieser Bewohner spielt sich großteils in Ratten ab.
- hochgeladen von Anneliese Grabenhofer
Die Diskussionen über Gemeindefusionen laufen derzeit auf Hochtouren.
In den einen Gemeinden denkt man Zusammenlegungen an, in anderen wieder weniger oder überhaupt nicht.
Da hört man Sätze wie „Ich wehre mich bis zum letzten Atemzug gegen eine Zusammenlegung, da eine solche finanziell nichts bringt“ oder ähnliche Aussagen. Welche Varianten das Land für jene parat hat, die keine freiwilligen Überlegungen anstreben, steht noch nicht offiziell fest. Auf alle Fälle besteht bis 31. Jänner 2012 die Möglichkeit, freiwillig einen Entwurf zu präsentieren, bevor man in Phase II startet.
Grundsätzlich gilt es darüber nachzudenken, was sinnvoll ist. Erst heißt es verhandeln, welche Gemeinden zusammengeführt werden, betont NRAbg. Michael Schickhofer.
„Neben der Gemeindereform ist es sicher eine große Überlegung, ob man die Katastralgemeinden neu zuordnet. Sinnvolle Strukturen sollten auch vor Bezirksgrenzen nicht halt machen. Meiner Meinung nach müssen Gemeindegrenzen mit Bezirksgrenzen identisch sein. Da ist zum einen das klassische Beispiel Ratten zu nennen oder das Passailer Becken, wo man auf Graz Umgebung trifft. Letztlich geht es darum, wo die Menschen ihren Lebensmittelpunkt haben“, betont Schickhofer
weiter.
Im ersten Schritt werden Gemeinden zusammengeführt und im zweiten Schritt kann man die Struktur der Katas-tralgemeinden ordnen, so der SPÖ- Politiker weiter.
Für Michael Schickhofer lautet die Kernbotschaft, offene und konstruktive Gespräche zu führen. Dabei muss Heimat erhalten bleiben. Bis 31. Jänner gilt es eine gemeinsame Position zu erarbeiten.
Zusammenpassen
LAbg. Bgm. Erwin Gruber sieht die Situation immer noch schwierig. Doch seien es immer mehr Gemeinden, die bereit sind und überlegen, wie man mit einer Nachbargemeinde zusammenpassen könnte.
„Konkret gibt es bereits im Birkfelder Raum Ansätze. Es gibt einige Gemeinden, die in Gespräche gehen wollen. Eines ist klar: es soll nicht diktiert werden. Ein weiterer Faktor ist die Lage einer Gemeinde. Wenn diese entlegen ist, könnte diese auch alleine bleiben, da ein Fusionsprozess schwierig ist. Auf alle Fälle hat sich seit einem halben Jahr in der Denkweise der Gemeindeverantwortlichen einiges geändert. Überlegen muss man an einigen Stellen sicher auch die Bezirksgrenzen, wo Siedlungen näher bei der Nachbargemeinde liegen und seit Jahren bereits in der Nachbarpfarre involviert sind. Da sind Fälle wie Stenzengreith, Alpl und Ratten. Anschauen muss man sich auch die topografische Lage. Im Allgemeinen ist die Stimmung jedoch positiver geworden. In Ausnahmesituationen müsste man auch die Bürger befragen. Nicht uninteressant sind Gemeindefusionen für Betriebe.“
In punkto regionaler Arbeit stimmen sich LAbg. Erwin Gruber und NRAbg. Michael Schickhofer immer wieder ab. Beide bekennen die durchaus positiven Aspekte und Ansätze. Trotzdem muss Augenmerk auf kleinere Einheiten gelegt werden, damit diese nicht zu kurz kommen, sind sich Schickhofer und Gruber einig.
Keine Angst vor Zusammenlegung
In St. Margarethen/R. fürchtet man sich nicht vor Gemeindezusammenlegungen. Das ist für Bürgermeister Johann Glettler eigentlich kein Thema.
Pfarre, Schulsprengel etc. seien dort bereits eins.
Zu St. Margarethen/R. gehören acht Katastralgemeinden, die schon 1968 vereint wurden. Diese Gemeinde umfasst 4310 Hektar, hat rund 4000 Einwohner und wächst ständig.
Bewohner sagen ihre Meinung
Doris Gesslbauer kommt aus der Gemeinde St. Jakob/ Walde. Sie wohnt in der Katastralgemeinde Filzmoos nahe der Gemeindegrenze von Ratten und muss, wenn sie behördlich etwas zu erledigen hat, rund zehn Kilometer in das Gemeindeamt fahren: „Es ist sehr umständlich. Um Altstoff und Sondermüll zu entsorgen, muss man weit fahren. Ratten wäre vor Ort. Die Kinder gehen in Ratten zur Schule, sind bei Veranstaltungen integriert, wachsen hier auf. Von St. Jakob, der eigenen Gemeinde, kennt man gerade einmal den Bürgermeister und die Angestellten auf der Gemeinde. Man fühlt sich nicht wirklich zugehörig, das ist sicher auch der große flächenmäßige Abstand zum Zentrum. Die Leute von Filzmoos sind in Ratten beim Musikverein, der Feuerwehr usw. Wir, meine Familie und ich leben unser Leben hier. Es ist nicht angenehm.“
Eine weitere Bewohnerin aus Filzmoos unterstreicht die für viele nicht mehr zeitgemäße Grenzthematik: „Das Leben spielt sich für uns in Ratten ab. Die Kinder gehen hier in den Kindergarten, in die Volks- und Hauptschule. Finden hier ihre Freunde, sind in Vereinen aktiv. Auf die Gemeinde kommt man nur, wenn man behördlich etwas braucht. Eigentlich ist man in der eigenen Gemeinde Außenseiter.“
Alfred Wnek lebt auch in Filzmoos: „Ich finde, es ist kein Fehler, wenn Filzmoos zur Gemeinde Ratten kommt. Wir kaufen in Ratten ein, haben hier eine gute Nahversorgung und unsere Bekanntschaften. Da kann ich zu Fuß hingehen. Nach St. Jakob, der eigentlichen Wohnsitzgemeinde, müssen meine Frau und ich 15 Minuten mit dem Auto fahren. Die Feistritz mag der Grenzfluss sein, aber da gibt es viele Ungereimtheiten. Einige Meter weiter zählen Anwesen wieder zu Ratten, dem Bezirk Weiz.“
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