Festivaleröffnung
Der "steirische herbst" eröffnete mit ungehorsamer Kunst

Am Donnerstag eröffnete der steirische herbst am Grazer Schloßberg.  | Foto: steirischer herbst / Johanna Lamprecht
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Am Donnerstag eröffnete der steirische herbst mit einem Plädoyer für ungehorsame Kunst von Intendantin Ekatarina Degot, einer "unheimlichen" Performance am Schloßberg sowie der Verkündung neuer Verhaltensregeln am Mariahilferplatz. An Nerven gezehrt und Tabus gebrochen wurden dann noch am Eröffnungsabend in der List Halle. 

GRAZ. "Willkommen liebe 'Humans and Demons'", begrüßte Intendantin Ekatarina Degot die Besucherinnen und Besucher bei der Eröffnung des steirischen herbst am Donnerstag am Schloßberg. "Humans und Demons, das sind wir alle". Ihre Aufmerksamkeit schenkte die herbst-Intendantin in ihrer Eröffnungsrede nicht dem Uhrturm, dem symbolträchtigsten Punkt des Grazer Zentrums, sondern dem weniger bekannten Denkmal gegenüber des Turms. 

"Willkommen liebe 'Humans and Demons'", begrüßte Intendantin Ekatarina Degot die Besucherinnen und Besucher bei der Eröffnung des steirischen herbst am Donnerstag am Schloßberg. | Foto: Johanna Lamprecht
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Hier steht ein imposantes Denkmal eines nackten Soldaten aus dem Jahr 1932 von Bildhauer Wilhelm Gösser. Vor dem Soldaten hatte Gösser Hitler, Mussolini und Stalin gebildhauert. "Jahrzehntelang diente Gösser jedem, der an der Macht war, ohne sich selbst klar zu positionieren, was ihm den Ruf eines freien Künstlers einbrachte", beanstandet die herbst-Intendantin, die in diesem Sinne ein Plädoyer gegen gefügige und für ungehorsame Kunst hält. "Beim steirischen herbst haben wir immer die dissidente Stimme der Kunst unterstützt, die Stimme der Ungehorsamen, der Andersartigen."

Regeln in der Stadt

Nach der Rede folgte die Performance "Agoraphobia“ von Lulu Obermayer zusammen mit den Sängern Wilfried Zelinka und Ivan Orescanin – eine durchaus unheimliche Darbietung, die die patriachale Operntradition zum Thema hatte, untermauert von Texten von Goethe und Heine. Weiter ging es den Schloßberg hinunter zum Mariahilferplatz, wo gemäß des gepredigten Ungehorsams erst einmal zwei Aktivistinnen der "Letzten Generation" das Wort erteilt wurde. Dass diese die Klimapolitik der Regierung ins Visier nahmen, machte den anschließenden Auftritt der politischen Vertreter erst einmal ungemütlich. Landeshauptmann Christopher Drexler verzichtete auf höfliche Eröffnungsworte ging stattdessen in die Offensive.  

Künstler Michael Portnoy präsentierte die "Amtseinführung des Direktors für Verhaltensweisen" und mit ihm neue Regeln für die Stadt | Foto:  steirischer herbst / Clara Wildberger
  • Künstler Michael Portnoy präsentierte die "Amtseinführung des Direktors für Verhaltensweisen" und mit ihm neue Regeln für die Stadt
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Nachdem Vizebürgermeisterin Judith Schwentner und Kulturstadtrat Günter Riegler ihren persönlichen Zugang zu "Regeln" in der Stadt ausführen durften/mussten, wurden die Zuseherinnen und Zuseher von Rufen aus den umliegenden Fenstern überrascht: Künstler Michael Portnoy präsentierte die "Amtseinführung des Direktors für Verhaltensweisen" und mit ihm neue Regeln für die Stadt, wie etwa das verpflichtende Trauern in gewissen Gassen oder die Umwidmung des Stadtparks als "Sexualbegegnungsraum". 

Eröffnungsabend mit körperlichen Realitäten

Geschlossen wurde der Eröffnungstag mit Adrienn Hóds Performance in der Helmut List Halle. In "Voice of Power" erkundete die Choreografin, wie Regeln, Moralvorstellungen und soziale Normen unsere körperliche Realität beeinflussen. Dirigiert von der imposanten Stimme des experimentellen Kirchensängers Zoltán Mizsei bewegten und tanzten die Performerinnen und Performer – zunehmend entblößt – zur allgemeinen Erklärung der Menschenrechte genauso wie zu Tierschutzgesetzen.

In "Voice of Power" erkundete die Choreografin, wie Regeln, Moralvorstellungen und soziale Normen unsere körperliche Realität beeinflussen.  | Foto: steirischer herbst / Johanna Lamprecht
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Nicht alle Zuseherinnen und Zuseher erduldeten bis zum Ende der Vorstellung die schier endlose, alphabetische Aufzählung von Taubenarten und Normgrößen für deren Käfige, während sich die Performerinnen und Performer in vollkommener Nacktheit übten. Aber diejenigen, die bis zum "Zürcher Weissschwanz" blieben, lieferten tobenden Applaus. 

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