Langer Lauf nach Tokio: "Gefragte Frauen" mit Marathon-Läuferin Eva Wutti
Schwimmen, Radfahren und Laufen auf Top-Niveau: Jahrelang bestimmte der Triathlon das Leben von Eva Wutti, ehe die 29-Jährige die Liebe zum Marathon entdeckt hat. Mit der WOCHE spricht die gebürtige Kärntnerin über ihr Leben als Profi und Mutter, das große Ziel Olympia und ihre Zusammenarbeit mit der Sportunion Steiermark.
Wie kann sich ein Amateur den Wechsel vom Triathlon zum Marathon vorstellen?
Eva Wutti: Es hat sich im Vorjahr einfach so ergeben. Ich war nach zahlreichen Triathlon-Erfolgen auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ursprünglich komme ich ja vom Laufsport und so ist in mir die Idee gereift, mich auf die Königsdisziplin Marathon zu spezialisieren.
Sie sind dann 2018 ohne spezielle Vorbereitung gleich den Vienna City Marathon gelaufen. War die Umstellung hart?
Vor jedem Ironman, den ich bestritten habe, war der Respekt groß. Dann kam der Gedanke: Ein Marathon dauert ja eh nur zweieinhalb Stunden, das wird nicht so wehtun. Ich habe dann einsehen müssen, dass es härter ist als angenommen, obwohl ich das Limit für die EM nur um eine knappe Minute verpasst habe.
Ihnen wird nachgesagt, dass Sie sich richtig gut quälen können. Woher nehmen Sie die Kraft, sich tagtäglich zu überwinden?
Natürlich gibts auch bei mir Tage, wo ich keine Lust auf Training habe. In Summe denke ich mir aber immer, dass es so viele Menschen gibt, die gerne eine Sportart ausüben möchten, aufgrund von Einschränkungen aber nicht können. Ich hingegen habe die Freiheit, hauptberuflich zu laufen. Das ist einfach ein Geschenk.
Sie sind in Wolfsberg aufgewachsen, laufen jetzt aber für den Grazer Verein "SU Tri Styria". Wie ist es dazu gekommen?
Ich bin vor rund neun Jahren zum Studieren nach Graz gekommen und habe mich dem "SU Tri Styria"-Team angeschlossen. Mit Coach Herwig Reupichler habe ich auch die Entscheidung getroffen, ins Marathon-Lager zu wechseln.
Wo trainieren Sie?
Ich werde bei der Sportunion Steiermark von einem sehr kompetenten Team, bestehend aus Ärzten, Sportwissenschaftern und Physiotherapeuten der "SpowiMed" betreut und spule daher auch regelmäßig Trainingseinheiten im Raiffeisen Sportpark ab. Ansonsten bin ich zu Trainingszwecken in Wolfsberg und vor allem auch in Barcelona unterwegs. Gerade im Winter genieße ich dort die angenehmen Temperaturen.
Stichwort Winter: Wie schwer ist es für eine Ausdauersportlerin, den üppigen Versuchungen rund um die Weihnachtszeit zu entgehen?
Ich musste da keine Entbehrungen hinnehmen. Es geht schließlich immer um die Art, was man isst. Fast Food steht da nicht auf meinem Speiseplan. Dazu bewege ich mich ja auch zur Genüge.
Beim nächsten Wien-Marathon im April wollen Sie die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio schaffen. Wie sieht die weitere Vorbereitung jetzt aus?
Ich muss jetzt vor allem die Trainingshäufigkeit steigern, mir fehlen nämlich einfach noch die Laufkilometer. Danach wird sich auch der Umfang erhöhen, in Richtung Bewerb reduzieren wir dann die Intensität wieder. Dazu werde ich rund ein Monat davor einen Halbmarathon auf Vollgas laufen. Es gibt also noch viel zu tun (schmunzelt).
Sie sind glückliche Mutter einer kleinen Tochter. Wie schwierig ist es, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen?
Lustig, dass ich das immer gefragt werde. Ich habe aber viel weniger Arbeitsstunden als eine Mutter mit Bürojob. Es ist absolut keine unmögliche Situation, natürlich habe ich aber ein gutes familiäres Netzwerk im Hintergrund. Oft bin ich aber ohnehin nur zwei Stunden zum Trainieren weg.
Nebenbei studieren Sie auch Jus. Bauen Sie für die Zukunft vor?
Mich hat die Thematik interessiert, ich will das Studium auch beenden. Vorerst konzentriere ich mich aber auf die Olympia-Quali, auch die Spiele 2024 sind bei mir im Hinterkopf.
Steckbrief
Geboren am 26. Februar 1989 in Wolfsberg.
War in ihrer Jugend Leichtathletin, dann wechselte sie ins Triathlon-Lager.
Erfolge: mehrfache Staatsmeisterin, 4 Mal Ironman-Siegerin etc.
Wutti bestreitet seit 2018 Marathons, heuer tritt sie in Wien an.
WOCHE-Wordrap
In Graz laufe ich ... bei gutem Wetter die Mur entlang.
Ans Aufgeben denke ich ... manchmal während dem Lauf. Ich will aber immer ins Ziel kommen.
Tokio ... ist das Ziel.
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