Links und rechts der Mur – ein perfekter Tag mit Andreas Kiendl

- <b>"Verlängertes Wohnzimmer":</b> Andreas Kiendl war nicht nur während seiner Studienzeit gerne im Burggarten.
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Der Schauspieler präsentiert seinen Traumtag zwischen zwei Welten.
Große Sonnenbrille, Bergsteigerschuhe, schwarzer Kapuzenpulli, blaue Jacke. "Andi, Hallo", stellt sich Andreas Kiendl vor, nachdem er kurz die Straßenseite wechseln musste, um eine alte Bekannte zu begrüßen. "Dass das hier zugesperrt ist, hab ich natürlich nicht gewusst", sagt er mit Blick auf das Tor des Burggartens, das trotz des schönen Wetters erst Ende des Monats geöffnet wird. Kein Problem, wir nehmen einfach den Hintereingang über den Innenhof der Burg.
Verlängertes Wohnzimmer
Am Weg erzählt der Schauspieler, bekannt aus "Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott", dass er in der Stadt ist, um den Kurzfilm "Liebling" zu präsentieren, der das letzte gemeinsame Wochenende eines Paares zeigt, bevor es sich trennt. Ein ernstes Thema, aber Kiendl ist trotzdem gut drauf – Besuche in Graz sind für ihn mehr als nur Arbeit: Der geborene Deutschlandsberger hat hier studiert, zuerst Technische Chemie und dann Schauspiel an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst – viele Erinnerungen also, die er mit der Stadt verbindet: "Das Studentendasein, das Ausziehen von zuhause – das war für mich eine total wichtige Zeit." Burggarten und Stadtpark waren dabei so etwas wie sein verlängertes Wohnzimmer – und das darf für Andreas Kiendl natürlich auch an seinem perfekten Tag in Graz nicht fehlen.
Linkes Murufer
"Ich habe einen starken Bezug zu Graz, weil ich die Stadt auch intensiv benutzt habe. In Wien, wo ich jetzt lebe, mache ich das nicht mehr so, da bin ich nicht mehr auf der Piste." Und der Schauspieler fühlt sich immer noch wohl hier. Egal, ob links oder rechts der Mur. "Graz hat diese Doppelidentität mit den beiden Murufern. Es ist erstaunlich, wie konservativ die Stadt auf der einen Seite anmuten kann. Ich mag das aber und ich mag Lokale wie den Krebsenkeller, den Kaiser-Josef-Platz und dieses Bürgerliche – das beruhigt mich. Und es ist einfach wahnsinnig schön."
Rechtes Murufer
Als ehemaliges "Theater im Bahnhof" (TiB) Mitglied kennt er aber auch das "zweite" Graz: "Dann wechselt man das Murufer und die Sache schaut ganz anders aus. Seit es das Kunsthaus und die Acconci-Insel gibt, ist das Design über die Mur geschwappt. Vor 20 Jahren war das nicht so – ich habe aber auch diesen Arbeitertouch mit verruchten Lokalen und schäbigen Wohnungen geil gefunden. Und ein bissl gibt es das immer noch."
Zentrale Kultur
In diesem Widerspruch aus zwei "Welten" konnte sich außerdem eine vielfältige Kulturszene entwickeln, die Kiendl schätzt: "Man hat hier als Kultur interessierter Mensch alles, was man braucht – und trotzdem ist es überschaubar und heimelig."
Gutes Essen
Und auch die Essenskultur hat den ehemaligen "SOKO Kitzbühel"-Darsteller überzeugt. "Es gibt in der Innenstadt so viele gute Lokale wie 'Capperi' oder 'Steirer'. Gut essen, angenehm sitzen und das pseudo-italienische Flair genießen: In Italien dürfen die Kinder länger auf bleiben und in Graz auch!"
Zur Person:
Geboren am 31. 12. 1975
Aufgewachsen in Deutschlandsberg.
Schauspielstudium in Graz.
Ab 1996 Engagements am Theater im Bahnhof.
2006-2009 "SOKO Kitzbühel"
Filme: u. a. "Nacktschnecken", "Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott"


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