Vom Rock zum Wiegenlied
Der Vollblutmusiker übers Vatersein und das neuen Facelift-Album.
"Bittersweet". So beschreiben Facelift ihr neues Album "The Falling Trees". Ähnlich beginnt auch ein perfekter Tag bei Gitarrist Clemens Berger. Bitter, weil der Sänger und Gitarrist der Band schon um fünf Uhr Früh aus den Federn muss, süß, weil der Lohn dafür ein kleines Lächeln des drei Monate alten Sohnes ist. Trifft hier etwa das Sprichwort "Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr" zu? "Nein! Mich stört es eigentlich nicht, früh aufzustehen. Für meinen Jurij mache ich das immer gerne", erklärt Berger mit dennoch etwas müden und gezeichneten Augen. Doch: Viel Schlaf gab es ja zu Höchstzeiten des Musikers auch nicht. Nur der Tagesablauf hat sich etwas geändert: "Ja dann gibt’s natürlich erst einmal 'Frühstück' für meinen Sohn. Danach habe ich dann etwas Zeit, um Zeitung zu lesen, Mails zu checken etc.", fährt er mit einem friedlichen Lächeln fort "Und dann, dann hole ich auch manchmal die Gitarre heraus und singe ihm etwas vor." Und auf welche Musik steht der Nachwuchs des Vollblutmusikers? "Das ist ihm ganz egal, Hauptsache es macht Töne, Pfeifen liebt Jurij zum Beispiel", lacht der Grazer.
"Männertag" und Shopping
Mit Wiegengesang beginnt der perfekte Tag, im Kinderwagen geht es weiter: "Wenn wir dann fertig sind, geht’s auf zum Kaiser-Josef-Platz. Dort besorgen wir eben, was wir so brauchen. Jurij gefällt das glaub ich schon auch immer", schwärmt der glückliche Jung-Papa. Einen gemütlichen Kaffeehausbesuch, vorzüglich im Café Ritter oder im Condor, steht anschließend nichts mehr im Weg: "Im Kaffeehaus verabreden wir uns dann mit meiner Frau Darja, die darf am perfekten Tag natürlich ausschlafen. Wir teilen uns das mit Jurij nämlich auf. Ich mache quasi 'Früh'- und sie die 'Nachtschicht'", schmunzelt das Grazer Musikurgestein.
Eine Rarität bei den frischgebackenen Eltern: Zeit zu zweit. "Die nehmen wir uns aber auch. Ab und zu, wenn wir wissen, dass unser Sohn in guten Händen ist, gehen wir beispielsweise ganz gerne ins Kino." So soll’s auch am perfekten Tag sein. Und bleibt dann auch die Musik etwas auf der Strecke? "Nein. Andrea, unsere Bassistin, ist ja auch schon mehrfache Mutter. Das geht sich alles aus. Und am 12. April veröffentlichen wir ja immerhin unser sechstes Album", kontert der 45-Jährige.
Herzschmerz und etwas Kitsch findet sich im neuen Album des ehemaligen "Hardcore-Rock-Trios" wieder. Liegt der "Gefühlsausbruch" etwa am Vatersein oder daran, dass Facelift auch nicht mehr jünger wird? "Ich glaube, der Grund ist sicher nicht, dass wir 'Softies' wurden, sondern, dass wir uns nun mehr trauen. Sensible Themen und Gefühle ansprechen gehört da eben dazu", erklärt Berger ernst.
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