Familienflüsterer Dr. Streit
Was zu tun ist, wenn das Kind gemobbt wird
Wenn das eigene Kind gemobbt wird oder selber abwertendes Verhalten gegenüber Gleichaltrigen an den Tag legt, bedeutet das nicht nur für die Kinder sondern auch für die Eltern eine heikle Situation. Familienflüsterer Philip Streit erklärt, was zu tun ist, wenn das Kind in der Schule mit Mobbing zu tun hat.
GRAZ. Das neue Schuljahr ist seit einigen Wochen in Gange. Das bringt viele neue Erfahrungen für Kinder und Jugendliche mit sich – teils positive und lehrreiche, teils aber leider auch unangenehme. Ein Problem, das im Schulkontext genauso wie in anderen Bereichen nach wie vor traurige Realität ist, ist Mobbing.
Familienpsychologe Philip Streit erklärt: Mobbing bedeutet, dass eine vermeintlich schwächere Person über längere Zeit direkten oder indirekten negativen Handlungen von scheinbar überlegenen Personen und Gruppen ausgesetzt ist – das kann in Form von körperlichem, verbalem oder auch stummem bzw. psychischem Mobbing passieren. Immer öfter verlagert sich Mobbing zudem auch auf den virtuellen Raum (Cyber Mobbing).
Was dem Mobbing zugrunde liegt
Mobber wollen durch ihre Aktionen den ihnen abhanden gekommenen Selbstwert wieder aufbauen, weiß der Psychologe. Auf Seiten der Mobbenden gibt es also Gedanken wie: Ich kann nichts, ich werde nicht berücksichtigt. Für Eltern beider Seiten kann der Umgang mit der Situation daher eine herausfordernde sein. Der Familienpsychologe empfiehlt:
Worauf zu achten ist
Im schulischen System kann Mobbing zum ernstzunehmenden Problem werden. Das Beste ist es, die Situation gar nicht erst aufkommen zu lassen und dazu das Problem so schnell wie möglich an der Wurzel zu packen. Dazu gilt es, die Gesamtdynamik zu betrachten: Wie gestaltet sich die Entstehungsgeschichte, wer beteiligt sich und weshalb? Sei dazu achtsam und präsent. Achte auf Warnzeichen, wie einen Rückzug deines Kindes oder andere Verhaltensänderungen. Mobbing beginnt schleichend und ist meist nicht gleich erkennbar, weil die Opfer sich häufig schämen.
Was man nicht tun sollte
Leiste Widerstand, aber ohne einzelne Personen zu beschuldigen. Sag etwa: "Hier werden Menschen abgewertet." Bitte um Unterstützung, wenn du erfährst, dass dein Kind gemobbt wird. Suche dazu vor allem den Kontakt zu den Lehrerinen bzw. Lehrern und zu den Eltern der mobbenden Kinder und bitte diese um Hilfe. Übe keine Selbstjustiz – das verschlechtert die Situation.
Wie man helfen kann
Um Mobbing beizukommen, hilft es nur wenig, die rigorose Bestrafung der mobbenden Übeltäter zu fordern – wenngleich außer Zweifel steht, dass dem Verhalten entschieden entgegenzutreten ist. Wenn du bemerkst, dass dein Kind mobbt, dann teile ihm unverständlich mit, dass das nicht in Ordnung ist. Reagiere aber nicht mit Strafe und Härte, sondern sei trotzdem lieb zu deinem Kind – gute Beziehung stärkt den Selbstwert und ist das beste Mittel, Mobbing zu beenden.
Lebe zudem gerade jetzt gute Beziehungen vor. Eine kleine liebevolle Geste macht einen Unterschied. Kommuniziere offen und frag nach, wenn dir etwas merkwürdig vorkommt – nicht nur bei deinem Kind, sondern auch in der Schule.
Der Experte
Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater. Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das unter 0316/77 43 44 für dich da ist. Hast du Fragen, wie du dein Leben gestalten sollst, brauchst du Rat? Deine Fragen an Dr. Philip Streit gerne jederzeit an: redaktion.graz@regionalmedien.at
Mehr vom Familienflüsterer gibt es hier:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.