Familienflüsterer Dr. Streit
Wenn die Kinder das Nest verlassen

Loszulassen und dem Kind Freiheiten zu geben, kann für Eltern ein schwieriger Prozess sein.  | Foto: Unsplash
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Grenzen setzen versus Freiheit geben: Familienflüsterer Dr. Philip Streit gibt Tipps, wie Eltern damit umgehen können, wenn ihr Kind nach Selbstständigkeit verlangt und Unternehmungen ohne die Eltern machen will.

GRAZ. Kinder entwickeln sich rasant und schon im Kindergarten entwickeln sie auch eigene Wünsche. In der Schule werden sie schließlich noch mutiger und möchten immer öfters alleine etwas unternehmen. Wie sollen Eltern damit umgehen? In Bezug auf viele Aktivitäten, wie das Ausgehen oder Radfahren, regeln Gesetze, was für Kinder alleine erlaubt ist.

So dürfen Jugendliche unter 14 Jahren bis 23 Uhr wegbleiben, unter der Bedingung, dass die Zustimmung der Eltern gegeben ist. Radfahren ist mit 12 Jahren erlaubt. Schwierig wird es nun für Eltern, wenn Entscheidungen ohne Gesetzesgrundlagen zu treffen sind, wie etwa: Lasse ich mein Kind allein in die Stadt gehen, im Park skaten, eine Freundin besuchen, shoppen oder auf ein Konzert gehen? Hier kommt es oft auch zu Konflikten zwischen Eltern und Kindern.

Wenn Altersempfehlungen nicht helfen

Altersempfehlungen helfen hierbei jedoch nicht, denn es ist völlig unterschiedlich und individuell, was Kinder können und was ihnen in welchem Alter zumutbar ist. Eine Voraussetzung allerdings gibt es: ein entwickeltes Invarianz-Denken, was bedeutet, dass Kinder über sich hinausdenken können und die Perspektive des anderen einnehmen. Was jedenfalls nicht hilft, sind Vergleiche wie "Mein Freund, meine Freundin darf das – warum darf ich das nicht?" – Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen.

Was in der Situation hilft, ist eine gute Eltern-Kind-Beziehung. | Foto: Unsplash
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Entscheidung des Miteinanders

Die Entscheidung, ab wann man seinem Kind etwas zutraut, ist aber kein abstraktes Mysterium, sondern Ergebnis einer guten Eltern-Kind-Beziehung, in der Verbindlichkeit und Verlässlichkeit den Ton angeben. Gefragt sind dabei vor allem wir Eltern. Kinder wollen Neues entdecken und erleben, aber sie wollen nicht aus Jux und Tollerei weglaufen. Sie sehnen sich nach dem Rückhalt der Eltern.

Wenn es nun um die Entscheidung geht, ob ein Kind alleine weggehen darf, gilt es eine Haltung der Präsenz und wachsamen Sorge zu leben. Das bedeutet, bei Warnzeichen da zu sein und, wenn nötig, einzugreifen. So ist diese Entscheidung keine Frage des Alters sondern des gelingenden Miteinanders.

Tipps vom Familienflüsterer

Hier nun einige Tipps, wie Sie derartige Entscheidungen gut treffen können und wie Sie sich selbst stärken.

  1. Pflege eine gute Beziehung zu deinem Kind durch tägliche liebevolle Wertschätzung und Interesse - ohne Wenn und Aber.
  2. Erkunde achtsam, was dein Kind schon kann und wo noch Kompetenzen nötig sind.
  3. Lege Rahmenbedingungen für das Fortgehen fest und wende diese klar, manchmal auch flexibel, an.
  4. Kenne das Umfeld, in dem dein Kind sich bewegt, seine Freunde und ihre Familien.
  5. Entwickele ein wechselseitiges Netzwerk der Unterstützung mit Telefonnummern, Mail-Adressen und persönlichen Kontaktdaten.
  6. Weiß immer, wo dein Kind ist. Das verlangt ein bisschen Mühe, ist aber leichter als du denkst.
  7. Leiste Widerstand gegen unangemessenes Verhalten wie Weglaufen, nicht nach Hause kommen oder die Unwahrheit sagen. 
  8. Bleib in schwierigen Situationen ruhig.

So entsteht ein wertschätzendes Miteinander, du kannst loslassen und stolz sein und dein Kind kann neue Erfahrungen machen und dann voller Freude wieder in den sicheren Hafen zurückkehren.

Der Experte für Familienfragen: Philip Streit. | Foto: Konstantinov
  • Der Experte für Familienfragen: Philip Streit.
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Der Experte

Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater. Seit 1994 leitet er das Institut für Kind, Jugend und Familie in Graz, das unter 0316 77 43 44 für dich da ist. Hast du Fragen, wie du dein Leben gestalten sollst, brauchst du Rat? Deine Fragen an Dr. Philip Streit gerne jederzeit an: redaktion.graz@regionalmedien.at


Mehr vom Familienflüsterer liest du hier: 

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