Amoklauf Graz
Abschiedsvideo und Rohrbombe bei Hausdurchsuchung gefunden

Im Rahmen einer Hausdurchsuchung wurden sowohl ein Abschiedsbrief als auch eine nicht funktionsfähige Rohrbombe sichergestellt.  | Foto:  ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com
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  • Im Rahmen einer Hausdurchsuchung wurden sowohl ein Abschiedsbrief als auch eine nicht funktionsfähige Rohrbombe sichergestellt.
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Beim Amoklauf eines 21-jährigen ehemaligen Schülers am Grazer BORG Dreierschützengasse am Dienstagvormittag gab es insgesamt elf Tote sowie elf Schwerverletzte. Beim mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 21-jährigen Österreicher aus dem Bezirk Graz-Umgebung, der nach seiner Tat Suizid beging. Bei einer Hausdurchsuchung wurden ein Abschiedsvideo sowie eine nicht funktionsfähige Rohrbombe sichergestellt. Das Motiv ist Gegenstand laufender Ermittlungen. Hier liest du, was wir bisher wissen. 

GRAZ. Am Dienstag um Punkt 10 Uhr ging bei der Landesleitzentrale der erste Notruf ein. Innerhalb von sechs Minuten war die erste Polizeistreife mit schwerer Schutzausrüstung vor Ort. Kurz darauf trafen die Schnelle Interventionstruppe (SIG), die Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS) sowie das Einsatzkommando Cobra beim BORG Dreierschützengasse im Grazer Bezirk Lend ein. Nach einer Durchsuchung des mehrstöckigen Gebäudes konnte bereits um 10.17 Uhr Sicherheit für die Rettungskräfte hergestellt und die Rettungskette in Gang gesetzt werden. 17 Minuten, in denen zehn Menschen starben und zwölf weitere schwer verletzt wurden. MeinBezirk fasst für dich zusammen, was wir bisher über die Tat wissen und wie es nun weitergeht. 

Innerhalb von nur 17 Minuten konnten die Einsatzkräfte die Situation unter Kontrolle bringen. Elf Personen kamen beim Amoklauf ums Leben, darunter der mutmaßliche Täter selbst.  | Foto:  ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com
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Was bisher über den Tatverdächtigen bekannt ist

Beim mutmaßlichen Täter handelt es sich laut Auskunft der Landespolizeidirektion Steiermark um einen 21-jährigen Österreicher aus dem Bezirk Graz-Umgebung. Er soll ein ehemaliger Schüler des Gymnasiums gewesen sein, dieses jedoch nicht abgeschlossen haben. 

Bei einer Hausdurchsuchung stellten Sprengstoffexperten (SKO) der Polizei noch am Dienstagnachmittag eine nicht funktionsfähige Rohrbombe sowie offenbar verworfene Pläne für einen Sprengstoffanschlag in der Wohnung des 21-Jährigen sicher. Auch handschriftliche Abschiedsnachrichten sowie ein Abschiedsvideo wurden sichergestellt. Diese lassen jedoch bislang keine Rückschlüsse auf ein mögliches Motiv zu. 

Bei den mutmaßlichen Waffen, mit denen der 21-Jährige die Tat begangen haben soll, handelt es sich einerseits um eine Faustfeuerwaffe – eine Pistole –, sowie eine Langwaffe – eine Schrotflinte. Für beide habe der Tatverdächtige eine Waffenbesitzkarte besessen. Sprich, der 21-Jährige sei zum Besitz, nicht aber zum Führen der Waffe berechtigt gewesen. Beide Schusswaffen werden kriminaltechnisch untersucht. 

Aktuell laufen die Ermittlungen des Landeskriminalamtes (LKA) Steiermark auf Hochtouren. Es werden Befragungen im Umfeld des mutmaßlichen Täters sowie der Schule durchgeführt. Auch die Auswertung von sichergestellten Spuren und Datenträgern hat bereits begonnen und wird laut Auskunft der Polizei über die nächsten Wochen hinweg andauern. 

Die Polizei bestätigt den Tod des Täters. Es handelt sich um einen 21-jährigen ehemaligen Schüler des BORG Dreierschützengasse.  | Foto:  ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com
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Neun Schüler, eine Lehrerin tot

Bei der offiziellen Pressekonferenz am Dienstag um 15.15 Uhr bestätigte Innenminister Gerhard Karner zehn Todesopfer – sechs weibliche und drei männliche Opfer sowie der mutmaßliche Täter selbst. Um 18 Uhr wurde seitens des LKH-Univ. Klinikum Graz bekannt gegeben, dass eine weitere Person – es handelt sich dabei um eine Lehrerin des Gymnasiums, die mit schweren Schussverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, verstorben ist. 

Mittlerweile wurden zudem weitere Details zu den Opfern bekannt: Laut jüngsten Informationen der Landespolizeidirektion Steiermark handelt es sich um sechs Schülerinnen und drei Schüler, alle im Alter zwischen 14 und 17 Jahren. 

Am BORG Dreierschützengasse kam es am Dienstagvormittag zu einem Amoklauf. Bereits am Abend war vor dem Gymnasium ein Lichtermeer zu sehen.  | Foto: GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com
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Elf Verletzte im Krankenhaus behandelt

Der Amoklauf in Graz forderte auch zahlreiche Schwerverletzte: Insgesamt zwölf Personen wurden am Dienstagnachmittag in die städtischen Krankenhäuser eingeliefert. Eine Lehrerin erlag noch am Dienstagabend ihren schweren Schussverletzungen. Mittwochfrüh um 9 Uhr teilte die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes) mit, dass sich die weiteren elf Verletzten mittlerweile außer Lebensgefahr und in stabilem Zustand befänden. 

Mit Stand Mittwoch, 9 Uhr, werden am LKH-Univ. Klinikum Graz sechs Patientinnen und Patienten behandelt, vier befinden sich noch auf der Intensivstation, zwei sind bereits auf der Normalstation. Am LKH Graz II, Standort West wird eine Person behandelt, diese ist stabil, befindet sich jedoch nach wie vor auf der Intensivstation. Die vier Patientinnen und Patienten im UKH sind ebenfalls stabil. Die Verletzten sind im Alter von 15 bis 26 Jahren. 

So geht es am BORG Dreierschützengasse weiter

Nach dem Amoklauf bleibt das BORG Dreierschützengasse bis einschließlich Freitag, dem 13. Juni, geschlossen. Der Unterricht wird am Montag, dem 16. Juni, wieder aufgenommen. Wie das Bildungsministerium noch am Dienstag auf seiner Website bekanntgab, gelten Schülerinnen und Schüler, die die Ereignisse noch nicht verarbeitet haben und deshalb nicht am Unterricht teilnehmen können, automatisch als entschuldigt. Für Maturantinnen und Maturanten, deren Prüfungen unterbrochen wurden, besteht die Möglichkeit, entweder noch vor dem Sommer zu einem Ersatztermin anzutreten oder ihre Prüfungen im Herbst zu absolvieren.

In den ersten Tagen nach der Wiedereröffnung steht die Trauma- und Krisenbewältigung im Mittelpunkt. Teams aus Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sowie Mitarbeitenden der Krisenintervention werden die Klassen begleiten und individuelle Unterstützungsangebote bereitstellen. Diese stehen nicht nur während des Unterrichts, sondern auch außerhalb für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Familien zur Verfügung. Ziel ist es, allen Betroffenen in dieser schwierigen Zeit bestmöglich zur Seite zu stehen. 

Ort der schrecklichen Tat: das BORG Dreierschützengasse. | Foto:  ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com
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Psychologische Betreuung im Vordergrund

Zusätzlich wurde im Anschluss an den Amoklauf ein Informationszentrum für Angehörige in der ASKÖ-Halle in der Schlossstraße 20 eingerichtet, wo Betroffene direkte Unterstützung und weiterführende Informationen erhalten.

Eine telefonische Anlaufstelle bietet die Schulpsychologie der Bildungsdirektion Steiermark unter der Nummer 0664 80 345 55 665.

Seit Mittwoch, 8 Uhr, steht zudem in der Helmut-List-Halle ein Begegnungsraum zur Verfügung. Dieser bietet Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Erziehungsberechtigten und weiteren Betroffenen einen geschützten Rahmen, um miteinander ins Gespräch zu kommen und die Ereignisse gemeinsam zu verarbeiten. Auch dort sind schulpsychologische Beratungen möglich. Zur Verstärkung der Betreuung werden zusätzlich Schulpsychologinnen und Schulpsychologen aus anderen Bundesländern nach Graz entsendet, um eine umfassende Unterstützung aller Betroffenen sicherzustellen. 

Die Polizei bittet darum, keine Videos und Fotos vom Einsatz in den sozialen Medien zu veröffentlichen. Stattdessen wurde eine Plattform eingerichtet, auf der man Bild- und Videomaterial hochladen kann. Es wird darum gebeten, diese zu benutzen, da die Hinweise entscheidend für polizeiliche Ermittlungen sein können. Hier geht es zur Plattform. 


Sicherheitsmaßnahmen verstärkt

Für die Rettungskräfte und Kriseninterventionsteams hat die Betreuung und Unterstützung von Opfern, Angehörigen und Betroffenen auch am Mittwoch oberste Priorität. Die Polizei hat indes ihre Sicherheitsmaßnahmen an Schulen verstärkt. Auf Anordnung der Bundespolizei wird zudem verstärkt Kontakt zu Bildungseinrichtungen aufgenommen, zudem soll auch rund um die Schulen mehr Polizei unterwegs sein. Zudem werden auch Maßnahmen im Rahmen der Initiative Gemeinsam.Sicher intensiviert, um den unmittelbaren Austausch mit besorgten Menschen aktiv zu fördern. 

Weitere Anlaufstellen:

Krisentelefon des Psychosozialen Dienstes: 05 0944 - 4444 (Mo-Fr 9-13 Uhr)

Telefonseelsorge: 142 (ohne Vorwahl, 0-24 Uhr)

Männernotruf: 0800 246 247 (0-24 Uhr)

Frauenhelpline: 0800/222 555 (0-24 Uhr)

Rat auf Draht: 147 (ohne Vorwahl, 0-24 Uhr, für Kinder und Jugendliche)

Kindernotruf: 0800 567 567 (0-24 Uhr)

Kriseninterventionszentrum: 01/4069595 (Mo-Fr 10-17 Uhr)

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